Expertin des Monats
Aug. 2020
Dipl.Ing.in Arch.in Sabine Erber

Ich habe mich bewusst für einen damals männlich dominierten Beruf entschieden, weil ich in meinen ersten Ferienjobs schlechte Erfahrungen in einem weiblich geführten Hotel gesammelt habe. Nach langen Jahren des Durchsetzens in einer männlichen Berufswelt genieße ich heute weibliche Netzwerke in Forschungsprojekten und das Vertrauen zu- sowie die Ehrlichkeit miteinander.

Interview

Interview mit Sabine Erber

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Dipl.Ing.in Arch.in Sabine Erber
Energieeffizientes und ökologisches Bauen

Was macht das Energieinstitut Vorarlberg genau?
Das Energieinstitut berät, bildet und forscht für sinnvollen Energieeinsatz und erneuerbare Energieträger. Dadurch bieten wir eine kompetente Begleitung auf dem Weg zur Energieautonomie Vorarlberg an. Wir arbeiten in Energiefragen mit der Gesellschaft und für die Gesellschaft. Unser Anliegen ist es Bürger*innen, Gemeinden und Betrieben Beratung und Bildung anzubieten, sowie wissenschaftliche Forschung durchzuführen, sodass allen ein nachhaltiges, sozial ausgeglichenes Leben unter Berücksichtigung der natürlichen Ressourcen ermöglicht wird.

Sie sind Spezialistin für Passivhäuser und energieeffizientes Bauen im Bereich energieeffizientes Bauen im Energieinstitut Vorarlberg. Was machen Sie da genau?
Ich unterstütze Gemeinden in Vorarlberg vom Wettbewerb bis zur Nutzer*inneneinschulung bei der Sanierung und beim Neubau öffentlicher Gebäude. Außerdem leite ich verschiedene Projekte angewandter Forschung, die sich mit den Themen Energieeffizienz und Ökologie beschäftigen. Zum Beispiel das Projekt „Low-Tech- Gebäude am Bodensee“ in dem wir zusammen mit vier Partner*innen versuchen, Gebäude mit weniger Steuerung und Technik umzusetzen.

Was fasziniert Sie an Ihrem Arbeitsbereich?
Ich freue mich, dass meine Arbeit einen Beitrag zur Begrenzung des Klimawandels darstellt, dass ich in unterschiedlichen Themenfeldern immer wieder neue Herausforderungen erleben darf und dass ich in der internationalen Zusammenarbeit verschiedenste Menschen kennenlernen kann.

Wie hoch ist der Frauenanteil beim Energieinstitut Vorarlberg?
Etwa 50%. Keine in der Geschäftsleitung, eine in der Bereichsleitung, ca. 4 in der Projektleitung, nochmal ca. 4 in der Projektmitarbeit und ca. 10 im Assistenzbereich.

Sie leiten die Arbeitsgruppe Arbeitsgemeinschaft Kultur im Energieinstitut. Worum geht es hier genau?
Wir versuchen eine gute Arbeitskultur zu etablieren und zu pflegen. Dazu gehört wertschätzender Umgang und motivierende Personalführung. Wir organisieren Teamtage und pflegen ein Pat*innensystem.

Sie haben Architektur studiert. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Das war eigentlich Zufall. Ich wollte zuerst Ärztin werden und habe mich dann über ein Baupraktikum für die Architektur begeistert.

Sie haben zuerst als selbständige Architektin gearbeitet. Wieso haben Sie dann zum Energieinstitut Vorarlberg gewechselt?
Ich habe das Energieinstitut über spannende Projekte und motivierte MitarbeiterInnen kennengelernt und hatte Lust da mitzumachen. Außerdem ist in einem kleinen Familienbüro immer gleichzeitig für Beide zu viel oder zu wenig Arbeit da.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?
Lehrer*innen, die geschlechterneutral unterrichten (ich hatte noch Lehrer*, die gesagt haben, Physik verstehen die Mädchen sowieso nicht), Universitäten die geschlechterneutral unterrichten (ich hatte einen Dekan der zur Begrüßung sagte: Ich sehe viele Frauen im Saal, sie finden mit Sicherheit keine Arbeit als Architektin, aber vielleicht findet die eine oder andere einen Mann an der Uni….habe ich dann auch….) und Arbeitgeber*innen, die junge Frauen fördern und einstellen, auch wenn sie vielleicht Kinder bekommen könnten.

Wordrap mit Sabine Erber

Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Lego, Ich hatte sehr viele Steine und konnte ganze Häuser damit bauen.

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Architektur, immer wieder.

Mein Vorbild ist:
Christine Lagarde, weil sie intelligent und sehr durchsetzungsfreudig ist, aber freundlich und auf angenehme Art elegant.

Was ich gerne erfinden würde:
Einen Dämmstoff, der dünn ist und trotzdem extrem wirkungsvoll und günstig.

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
ist die Technik mit der Natur versöhnt.

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
ist arbeiten und Familie vereinbar gemacht worden.

Was verbinden Sie mit Innovation:
Antworten finden, auf drängende Probleme

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Die Welt verändert sich schneller, als wir Neues entwickeln können.

Meine Leseempfehlung lautet:
Corpus Delicti von Juli Zeh, eine mutige Frau kämpft in einem Überwachungsstaat, um die Unschuld ihres Bruders zu beweisen, es ist sehr kritisch und sehr spannend.

Sabine Erber
Dipl.Ing.in Arch.in Sabine Erber

Energieinstitut Vorarlberg

Lebenslauf (pdf, 116,38 KB)

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Letzte Aktualisierung: 14.05.2018