Von der Dynamik zur Stagnation – Wissenschafterinnen-Anteil in F&E wächst nur mehr sehr langsam

28.01.2022

Das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Horizon Europe, der Europäische Kommission sieht vor, dass nur jene öffentlichen Forschungseinrichtungen einen Forschungsantrag stellen dürfen, die einen Gleichstellungsplan umsetzen, der bestimmten Kriterien entspricht. Ein zentrales Kriterium ist dabei das kontinuierliche Monitoring der Umsetzung des Gleichstellungsplans und der erzielten Erfolge. Um organisationale Daten besser einschätzen zu können, sind sektorale Vergleichsdaten besonders hilfreich.

FEMtech stellt diese Daten zum Thema Gleichstellung in unterschiedlichen Forschungs- und Innovationssektoren zur Verfügung und unterstützt die außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie F&E-Unternehmen bei ihren Monitoringaktivitäten. Mit der FEMtech Datensammlung können die Ergebnisse der eigenen Einrichtung mit jenen für den gesamten Sektor oder in Hinblick auf das Nachwuchskräftepotenzial an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen verglichen werden. Gleichzeitig stellt FEMtech die Daten im zeitlichen Verlauf dar, wodurch auch längerfristige Trends aus den Daten abgelesen werden können. Auch damit wird das Benchmarking im Rahmen der Monitoringaktivitäten außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und F&E-Unternehmen unterstützt.

Die aktuellen Zahlen der F&E-Erhebung für das Jahr 2019 zeigen, dass der F&E Sektor vor der COVID-19 Pandemie sehr dynamisch gewachsen ist. Dies lässt sich an einer kontinuierlichen Zunahme bei der Anzahl der Wissenschafter:innen ablesen. Im Durchschnitt ist die Anzahl der Wissenschafter:innen zwischen 2002 und 2019 pro Jahr um rund 5% gewachsen – bei Wissenschafterinnen im Schnitt 7% und Wissenschafter im Schnitt 4%. Allerdings kann der Zeitraum zwischen 2002 und 2019 in zwei unterschiedliche Abschnitte eingeteilt werden: während zwischen etwa 2002 und 2009 die Anzahl der Wissenschafterinnen (10% pro Jahr) deutlich schneller gewachsen ist als jene der Wissenschafter (4% pro Jahr), haben sich die jährlichen Wachstumsraten für Wissenschafterinnen und Wissenschafter zwischen 2011 und 2019 deutlich angenähert (5% pro Jahr vs. 4% pro Jahr). Dies hat dazu geführt, dass der Frauenanteil unter den Wissenschafter:innen seit 2011 nur mehr langsam wächst und seit 2015 nahezu stagniert, während er davor zwischen 2002 und 2009 sich wesentlich dynamischer entwickelt hat. So ist der Frauenanteil unter den Wissenschafter:innen von 2002 bis 2009 von 15,8% auf 22,4% angestiegen, während er 2019 bei 23,8% liegt und daher in den letzten 10 Jahren nur mehr um rund 1,4%-Punkte gestiegen ist.

Allerdings zeigt ein Blick auf die beiden größten F&E-Sektoren in Österreich, dass die Entwicklung in diesen Sektoren nicht gleichmäßig verlaufen ist. So nimmt der Wissenschafterinnen-Anteil im Hochschulsektor zwischen 2011 und 2019 etwas stärker zu und steigt von 34,3% auf 37,8%, während er im Unternehmenssektor im selben Zeitraum von 15,3% auf 16,1% gestiegen ist. Vor allem im Unternehmenssektor zeigt sich, dass der Frauenanteil in den letzten Jahren stagniert. Gleichzeitig sind private F&E-Unternehmen vom neuen gleichstellungsorientierten Zugangskriterium in Horizon Europe ausgenommen. Daher sind auch keine neuen Impulse zu erwarten, die zu einer neuen Dynamik im Unternehmenssektor beitragen könnten.

Links:

Die wichtigsten Daten im Überblick finden Sie hier: https://www.femtech.at/assets/legacy/JR_FEMtech%202020_daten_auf%20einen_blick.pdf

Zugang zu detaillierten Daten nach Sektoren finden sie hier: Zahlen, Daten, Fakten | FEMtech