FEMflight

Ziel des Projektes ist es, geschlechterspezifische Präferenzen bei Cockpits von Schulflugzeugen der allgemeinen Luftfahrt zu identifizieren, empirisch zu untersuchen und bei der Entwicklung eines neuen Flugzeugcockpits zu berücksichtigen. Ein weiteres Ziel ist neben der besseren Bedienbarkeit von Luftfahrzeugen für PilotInnen auch die Erhöhung der Flugsicherheit durch Vermeidung von geschlechterspezifischen Fehlerquellen. Das Ergebnis soll Möglichkeiten zur einfacheren Bedienung durch intuitive Handhabung und Automatisierung komplexer Abläufe aufzeigen. Das neu entwickelte Konzept soll im Forschungssimulator der TU Graz implementiert werden.

FEMflight

Consideration of Gender Diversity in General Aviation Avionics Design

Beteiligte Organisationen

Brightline Avionics GmbH (Projektkoordination), Institut für Mechanik der TU Graz, Gender Institut Graz

Laufzeit

Dezember 2009 – Februar 2011

Projektleiter

Dipl. Ing. Erich Grubmüller

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Ziel des Projekts

Ziel des Projektes ist es, geschlechterspezifische Präferenzen bei Cockpits von Schulflugzeugen der allgemeinen Luftfahrt zu identifizieren, empirisch zu untersuchen und bei der Entwicklung eines neuen Flugzeugcockpits zu berücksichtigen. Ein weiteres Ziel ist neben der besseren Bedienbarkeit von Luftfahrzeugen für PilotInnen auch die Erhöhung der Flugsicherheit durch Vermeidung von geschlechterspezifischen Fehlerquellen. Das Ergebnis soll Möglichkeiten zur einfacheren Bedienung durch intuitive Handhabung und Automatisierung komplexer Abläufe aufzeigen. Das neu entwickelte Konzept soll im Forschungssimulator der TU Graz implementiert werden.

Fragestellungen

  • Welche geschlechtsspezifischen Präferenzen lassen sich bei Cockpits von Schulflugzeugen der allgemeinen Luftfahrt identifizieren?
  • Wie können diese in Bezug auf die Entwickung eines neuen Flugzeugcockpits berücksichtigt werden und wie werden die Erneuerungen von PilotInnen angenommen?

Hintergrund des Projekts

Ist heute im Straßenverkehr die Anzahl der weiblichen und männlichen FührerscheinbesitzerInnen bis 35 Jahre schon nahezu ident, so ist das Fliegen von Luftfahrzeugen nach wie vor eine Männerdomäne. Laut internationalen Studien haben Frauen hier lediglich einen Anteil von weniger als 6%. Frauen, die eine Fluglizenz erwerben wollen, sind heute gezwungen, sich in einer technik- und männerorientierten Welt zurechtzufinden. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass sich Frauen von Männern in ihrem Flugverhalten unterscheiden und Situationen anders einschätzen und bewältigen. Die menschliche Flugleistung wird erheblich vom Cockpit bzw. dessen Instrumentierung (Avionik) beeinflusst. Diese Flugzeug-PilotIn-Schnittstelle wurde bisher  von Männern für Männer entwickelt. Geschlechterspezifische Aspekte wurden in der Entwicklung dieser Bedienumgebung bislang nicht einbezogen.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Diese Studie stellt auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Flugverhalten und in den Nutzungsoptionen im Flugzeugcockpit ab.

Ergebnisse

Im Projekt FEMflight wurde das Flight Guarding System (FGS), ein Glascockpitsystem für Flugzeuge der Allgemeinen Luftfahrt, erforscht. Das System wurde im Forschungssimulator der TU-Graz implementiert und mittels standardisierten Tests und simulierten Flügen von Pilotinnen und Piloten evaluiert. Nutzungspräferenzen, Nutzungsvor- und Nachteile von Pilotinnen und Piloten bei der Bedienung des FGS wurden erforscht und technische Lösungen für die Optimierung des Systems wurden mit Feedback von Pilotinnen und Piloten erarbeitet. Die aufgrund einer Usability-Studie gewonnenen Erkenntnisse haben zur Ergänzung der Systemfunktionen und der Bedienungsstruktur in Hard- und Software geführt.

Wie die Ergebnisse der finalen Evaluierung mit Pilotinnen und Piloten im simulierten Flug zeigen, trägt das Flight Guarding System zur Flugsicherheit bei. Es entspricht sowohl Präferenzen der Pilotinnen als auch der Piloten, ohne signifikante Genderunterschiede in Bedienung, Situationsbewusstsein und Beanspruchung aufzuzeigen. Das FGS bietet wichtige Cockpitressourcen für die sichere Durchführung von Flügen im Normalbetrieb und in Situationen mit höherer Arbeitsbelastung, wie auch bei der Behandlung von Störungen während des Fluges.

Publikationen und Konferenzen

Die gendergerechte Methodologie wurde in ExpertInnengesprächen bei folgenden internationalen Konferenzen beschrieben:

  • 29th Conference of the European Association of Aviation Psychology, 23. – 24. September 2010, Budapest
  • Europe Chapter Conference of the Human Factors Society, 12. – 15. Oktober 2010, Berlin
  • International Sympsium on Aviation Psycholgy, 2. – 5. Mai 2011, Dayton, Ohio (USA)

Koglbauer, Iona; Braunstingl, Reinhard; Fruehwirth, Klaus; Grubmueller, Erich; Loesch, Siegfried (2010). Gender diversity in usability and acceptance of cockpit automation. Europe Chapter Conference of the Human Factors Society, Berlin, 12th – 15th October. (Poster)

Koglbauer, Iona; Braunstingl, Reinhard; Fruehwirth, Klaus; Grubmueller, Erich; Loesch, Siegfried (2011). Usability of cockpit automation in managing normal and abnormal aircraft operations. Proceedings of the 16th International Symposium on Aviation Psychology, Dayton, OH, 609-614.

Koglbauer, Iona; Braunstingl, Reinhard; Fruehwirth, Klaus; Grubmueller, Erich; Loesch, Siegfried. (2014). Gender Issues in Usability of Class Cockpit for General Aviation Aircraft. In Donna Bridges, Jane Neal-Smith & Albert J. Mills (Eds.). Absent Aviators: Gender Issues in Aviation.

Koglbauer, Iona (2015). Gender differences in time perception. In Hoffman, Robert R.; Hancock, Peter A.; Scerbo, Mark W.; Parasuraman; Raja; Szalma, James L. (Eds.). Cambridge Handbook of Applied Perception Research. [Methodisches Kapitel über Genderforschung].

Die Pilotinnenvereinigungen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben die Durchführung des Projekts unterstützt. Auf Einladung des Verbandes Deutscher Pilotinnen (VDP) wurde ein Artikel über das Flight Guarding System und die Wichtigkeit sich als Pilotin an Evaluierungsstudien von Cockpitsystemen zu beteiligen erfasst und im Jahr 2010 in den VDP Nachrichten veröffentlicht. VDP Nachrichten 2010/01, siehe Seite 39