26. FEMtech Netzwerktreffen vom 08.03.2010

08.03.2010 Tech Gate Vienna

Warum Frauen höher qualifiziert sind und Männer trotzdem mehr verdienen

Der naturwissenschaftlich-technische F&E-Bereich ist nicht nur ein expandierender Sektor, sondern bietet für Frauen ein vergleichsweise hohes Lohnniveau: Während der Einkommensdurchschnitt aller Beschäftigungsbereiche bei rund 23.000.- im Jahr liegt, kann man hier mehr als 50.000.- verdienen.

Die vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und von ,,Synthesis" durchgeführte FEMtech-Studie ,,Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern im Bereich Forschung und Entwicklung - Ausmaß und Ursachen der Einkommensungleichheit", die beim Netzwerktreffen erstmalig präsentiert wurde, zeigt die Einkommenssituation von Frauen und Männern, die im Bereich Forschung und Entwicklung auf naturwissenschaftlich-technisch orientierten Arbeitsplätzen beschäftigt sind, auf und liefert Daten, die es erlauben, die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern zu quantifizieren und Einflussfaktoren transparent zu machen.

,,Die insgesamt sehr vorteilhafte Einkommenssituation betrifft aber nicht alle Personen im gleichen Ausmaß: Frauen erzielen im Jahr um rund 29,7 Prozent weniger Einkommen als Männer", so Petra Gregoritsch von Synthesis Forschung. Dabei spielen die geringeren Wochenarbeitszeiten der Frauen nur bedingt eine Rolle. Auch vollzeitbeschäftigte Frauen hinken um 22 Prozent mit ihrem Monatseinkommen dem ihrer männlichen Kollegen hinterher.

Für das Aufgehen der Einkommensschere zwischen den Geschlechtern sind, so das Studienergebnis, mehrere Faktoren verantwortlich. ,,Den größten Einfluss auf die Einkommensdiskrepanz hat der Startnachteil der Frauen beim beruflichen Einstieg", so Gregoritsch. Fast drei Viertel der Einkommensdifferenz sind darauf zurückzuführen, dass Frauen bereits mit einem niedrigeren Einkommen als Männer ihr Berufsleben beginnen. ,,Die Berufsstartphase bietet daher einen der größten Hebelpunkte zur Verringerung der Einkommensungleichheit."

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten ExpertInnen über geschlechtsbedingte Einkommensunterschiede und über mögliche Maßnahmen, die Situation zu Gunsten von Frauen zu verändern. ,,Wenn die Gehälter in Österreich transparenter wären, hätten Frauen einen Referenzwert bei Gehaltsverhandlungen", entgegnete Helmut Mahringer vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung, dem Einwand, dass Frauen (vor allem) beim Berufseinstieg ein geringeres Gehalt erwarten und verlangen als Männer.

Eine generelle prozentuelle Lohnerhöhung für Frauen hält Rudolf Lichtmannegger, Wirtschaftskammer Österreich, nicht für sinnvoll. Man solle eher bei jedem neuen Beschäftigungsverhältnis ansetzen, um so die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen langfristig zu schließen.

Julian Mauhart, Deloitte Consultung GmbH, verwies darauf, dass Unternehmen Entlohnung bzw. Aufstiegsmöglichkeiten in ihren Betrieben verstärkt strukturieren sollten, denn ,,je strukturierter die Entlohnung ist, umso geringer sind die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern, je strukturierter die Aufstiegschancen, desto planbarer sind Karrieren für Frauen."

Eine Forcierung der Einkommenstransparenz bzw. diskriminierungsfreie Arbeitsplatzbewertungen forderte Nicole Schaffer, Joanneum Research - FEMtech kompetenzzentrum. Um die Einkommensdifferenz zwischen Frauen und Männern zu Gunsten der Frauen zu verändern, seien dabei auch gesetzliche Regellungen bzw. entsprechende Sanktionen nicht auszuschließen.

Beim anschließenden Networking am Buffet diskutierten die TeilnehmerInnen angeregt über das Ergebnis der Studie, die Einkommensungleichheit in Österreich und die Effizienz möglicher Lösungsansätze.

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