F_M Kleinbiogas

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines gendersensiblen Produktentwicklungstools für Kleinbiogasanlagen. Dafür soll zunächst eine gendersensible Bedarfserhebung für Kleinbiogasanlagen in Gasthausbrauereien sowie in der Landwirtschaft durchgeführt werden. Durch das Projekt soll die Aufmerksamkeit im Bereich der Energieforschung und der Energieversorgung verstärkt auf Gender-Aspekte gelenkt werden.

F_M Kleinbiogas

Entwicklung einer gendergerechten Kleinbiogasanlage

Beteiligte Organisationen

STUDIA-Schlierbach, Studienzentrum für internationale Analysen

Laufzeit

Mai 2011 – Dezember 2013

Projektleiterin

Mag.a Bettina Lancaster
lancaster@studia-austria.com

Homepage

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Ziel des Projekts

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines gendersensiblen Produktentwicklungstools für Kleinbiogasanlagen. Dafür soll zunächst eine gendersensible Bedarfserhebung für Kleinbiogasanlagen in Gasthausbrauereien sowie in der Landwirtschaft durchgeführt werden. Durch das Projekt soll die Aufmerksamkeit im Bereich der Energieforschung und der Energieversorgung verstärkt auf Gender-Aspekte gelenkt werden.

Fragestellung

Wie können moderne Kleinbiogasanlagen gendergerecht entwickelt werden? 

Hintergrund des Projekts

Daten zu Geschlechterverhältnissen im Bereich Energie sind Mangelware, das gilt sowohl für die konventionelle wie für die erneuerbare Energiewirtschaft. Der Bereich der erneuerbaren Energien ist trotz vieler Anstrengungen zur Frauenförderung letztendlich bis heute eine männliche Domäne geblieben, in der es für die wenigen Frauen besonders schwer ist, Fuß zu fassen.

Um preiswerte erneuerbare Energieversorgung zu ermöglichen, werden großindustrielle Biogasanlagen forciert. Auf die Bedürfnisse von Frauen und ihre Lebensrealität wird dabei nicht geachtet. Kleinbiogasanlagen stehen derzeit in Entwicklung, sie sind noch nicht verbreitet und haben hinsichtlich Effizienz, Kosten und Rohstoffnutzung einen Entwicklungsbedarf. Zwei Zielgruppen können für Kleinbiogasanlagen in Frage kommen: Landwirtschaftliche Betriebe und Gasthausbrauereien. In der österreichischen Landwirtschaft sind mittelgroße Biogasanlagen verbreitet, häufig mit Belastungen für die Nachbarschaft. In den letzten Jahren haben immer mehr Frauen die Leitung solcher Betriebe übernommen. Um Kleinbiogasanlagen für die Zielgruppe ansprechend zu gestalten, muss es zielgruppenorientiert entwickelt werden.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Das Projekt fokussiert auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Zugang und in der Nutzung von Kleinbiogasanlagen.

Ergebnisse

Es wurden 522 Personen (darunter 108 Frauen) zu den Anforderungen an eine gendergerechte Biogasanlage befragt. Die Anforderungen von Frauen an Kleinbiogasanlagen sind: Einfachheit (in Betreuung, Handhabung, Bedienung), Störungsfreiheit, Umweltfreundlichkeit, Sauberkeit, Lärm- und Geruchsarmut und Einsatz ausgereifter Technik. Darüber hinaus haben Frauen in Bezug auf den Informationszugang andere Präferenzen als Männer.

Die Einfachheit wird durch eine eindeutige Schnittstellenanbindung, ein klares Layout der Anlage und ein strukturiertes und standardisiertes Baukonzept erreicht. Für die Robustheit wird der Fermenter als Betonmonolith mit einem Zentralrührwerk ausgeführt. Die Regelbarkeit der Gasproduktion wird steuerungstechnisch gelöst, indem der Beschickungsintervall mit dem Füllstand des Gasspeichers über einen Algorithmus verknüpft wird. Für die Bedienbarkeit wird eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) mit einer klar strukturierten Bedienoberfläche vorgesehen. Für die Sauberkeit der Anlage wird eine hochwertige befestigte Fläche mit einem Waschplatz mit Heißwasseranschluss vorgesehen. Die Nützlichkeit der Anlage wird durch einen Wärme- bzw. Trocknungsraum mit angeschlossenem Glashaus hergestellt. Für die Zugänglichkeit der maschinentechnischen Komponenten und die Kontrollmöglichkeit wird ein Stahlbau vorgesehen, der auf die Durchschnittsgröße von Frauen hin konfiguriert wird. Die Wirtschaftlichkeit wird schließlich über eine Modulbauweise und Standardisierungen bei Bau, Planung und Behörde erreicht.

Das im Rahmen des Projekts entwickelte Handbuch („Gendersensibles Produktentwicklungstool für eine dezentrale Versorgung mit erneuerbarer Energie“) gibt Hinweise darauf, wie im Bereich der erneuerbaren Energie systematisch Lösungen gefunden werden können, die zu einer höheren Beteiligung von Frauen führen.

In einem Pflichtenheft werden die genderspezifischen Anforderungen in ein konkretes Planungskonzept überführt. Die Kleinbiogasanlage soll in eine Hofstruktur mit Endlager und Fahrflächen integrierbar sein. Die Anbindungsschnittstellen sind Gülleverteilung, Güllelagerung, Stromverteiler und Heizungskreisläufe. Die Kleinbiogasanlage wurde in Gewerke und Einzelpositionen zerlegt. Bei der Konzeption des Aufbaus und der Auswahl der maschinellen Komponenten wurde auf die genderspezifischen Anforderungen Rücksicht genommen. Auf dieser Basis wurden Modulbausteine definiert und Massen ermittelt. Das Resultat war ein Anlagenkonzept, dass sich in dieser Form in der Praxis bewährt hat und das im Detail optimiert wurde. In einem Angebotsverfahren wurden Preise evaluiert, die als Basis für komplexe Verfahren zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit herangezogen wurden. Es hat sich gezeigt, dass das gendergerechte Konzept technisch und wirtschaftlich umsetzbar ist.

Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit einer Klein(st)biogasanlage für Gasthausbrauereien wurde ersichtlich, dass man in so einer kleinen Dimension die Anlage nie wirtschaftlich betreiben kann und das vor allem die Hygienisierung der Speisereste ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist. Daher wurde im Rahmen von F_M Kleinbiogas der Schwerpunkt auf landwirtschaftliche Kleinbiogasanlagen gelegt, da diese wirtschaftlich betrieben werden können und durchaus Nachfrage von LandwirtInnen besteht.

Dissemination der Ergebnisse

Das im Rahmen des Projektes erarbeitete Konzept einer gendergerechten Kleinbiogasanlage wurde auf der Tagung Biogas13 vorgestellt. Der Workshop war mit über 50 TeilnehmerInnen überdurchschnittlich gut besucht und der Frauenanteil lag mit 15% über dem Gesamtdurchschnitt der Tagung.