Hohe Zufriedenheit trotz hoher Arbeitsbelastung bei Wissenschaftler*innen in der außeruniversitären Forschung: Ergebnisse der Gleichstellungserhebung 2020

07.02.2021

Der vorliegende Bericht konzentriert sich auf die Ergebnisse von zwei im Rahmen der Gleichstellungserhebung 2020 parallel durchgeführten Erhebungen. Dabei wurden zunächst die Monitoringdaten zur Beschäftigungssituation von Wissenschaftler*innen in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung in Österreich fortgeführt (Stichtag 31.12.2019) und um zusätzliche Fragen zu den Auswirkungen von COVID-19 auf die Forschungseinrichtungen erweitert. Darüber hinaus wurden die in diesen Forschungseinrichtungen tätigen Wissenschaftler*innen zu deren Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit befragt. Dabei wurde auch in der Erhebung unter Wissenschaftler*innen auf eine zeitliche Trennung zwischen dem Status quo zum Zeitpunkt der Erhebung (Sommer 2020) und den Erfahrungen während der strengen Ausgangsbeschränkungen (Lockdown) im Frühjahr 2020 gesetzt.

Insgesamt weisen die Monitoringdaten einen leichten Rückgang des Anteils der Wissenschaftlerinnen von 28 % im Jahr 2017 auf 27 % im Jahr 2019 in der außeruniversitären Forschung aus. Allerdings betrifft dieser nicht alle Einrichtungen gleichermaßen. Wie in den vergangenen Erhebungen bereits gezeigt wurde, ist vor allem bei Neuanstellungen ein hoher Frauenanteil (41 %) zu beobachten. Wissenschaftlerinnen sind weiterhin häufiger als Wissenschaftler teilzeitbeschäftigt. Allerdings ist die Teilzeitquote zuletzt sowohl bei Frauen als auch bei Männern leicht angestiegen. Eine positive Entwicklung gab es im Hinblick auf Frauen in Führungspositionen: So ist etwa der Frauenanteil in der Geschäftsführungsebene im Vergleich zu 2017 leicht gestiegen. Trotzdem ist der Frauenanteil in den unteren Hierarchieebenen nach wie vor deutlich höher.

Im Hinblick auf die zentrale Fragestellung der Arbeitsbedingungen zeigt sich, dass die Arbeitszufriedenheit der Wissenschaftler*innen in der außeruniversitären Forschung nach wie vor sehr hoch und gegenüber 2016 sogar leicht angestiegen ist. Zwischen Frauen und Männern lassen sich dabei keine signifikanten Unterschiede beobachten. Aber auch die Arbeitsbelastung wird in der außeruniversitären Forschung als hoch beschrieben: Rund 58 % der Wissenschaftler*innen fühlen sich von der Arbeit stark bis sehr stark belastet. Dabei ist die empfundene Arbeitsbelastung unter den befragten Wissenschaftlern im Durchschnitt höher als unter den befragten Wissenschaftlerinnen.

Allerdings konnte die Befragung auch zeigen, dass die subjektive Arbeitsbelastung im Zuge des ersten Lockdowns – insbesondere bei Frauen mit Kinderbetreuungspflichten – doch deutlich zugenommen hat. Da die Pandemie auch keinesfalls vorüber ist und sich Österreich seit Anfang November wieder in einer zweiten und dritten Lockdownphase befindet, können die tatsächlichen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die außeruniversitäre naturwissenschaftlich-technische Forschung als auch auf ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen nicht abschließend eingeschätzt werden. Die vorliegenden Ergebnisse müssen daher als eine Momentaufnahme angesehen werden. Nichtsdestotrotz enthalten sie wichtige Hinweise darauf, wie die Arbeitsbedingungen in der außeruniversitären Forschung in der Krise aber auch in einer Zeit nach der Krise verbessert werden könnten.

Die Gleichstellungserhebung 2020 wurde von JOANNEUM RESEARCH im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) durchgeführt. Der vollständige Bericht kann hier heruntergeladen werden.