Mehr Gleichstellung in Forschung und Innovation durch Gleichstellungspläne

08.03.2022

Nur 24% der Forscher:innen in Österreich sind Frauen – in der EU sind es 33%. Gleichstellungspläne werden im neu ausgerichteten Europäischen Forschungsraum zum zentralen Instrument, um Gleichstellung und strukturellen Wandel in Forschung und Innovation zu fördern.

Nur 24% der Forscher:innen in Österreich sind Frauen – in der EU sind es 33%. Gleichstellungspläne werden im neu ausgerichteten Europäischen Forschungsraum zum zentralen Instrument, um Gleichstellung und strukturellen Wandel in Forschung und Innovation zu fördern. 

Die aktuellen Daten der F&E-Erhebung 2019 zeigen, dass Frauen in allen Forschungssektoren in Österreich unterrepräsentiert sind, wie die auf der FEMtech Website veröffentlichten Daten zeigen: zwar sind im privaten gemeinnützigen Sektor 45% der Wissenschafter:innen Frauen, aber im Hochschulsektor und im staatlichen Sektor sind es nur rund 38% bzw. 37% und im Unternehmenssektor gar nur 16%. Insgesamt sind im F&E-Sektor nur rund 24% der Wissenschafter:innen Frauen. Wie die aktuellen Daten der She Figures 2021, einer Publikation der Europäischen Kommission zur Gleichstellung in Forschung und Innovation, zeigen, ist dies kein auf Österreich beschränktes Phänomen, sondern ein systemisches Problem des Europäischen (und globalen) Forschungs- und Innovationssektors. In der EU-27 beläuft sich der Frauenanteil unter den Forscher:innen auf 33%, wobei deutliche Unterschiede zwischen den Ländern als auch den Sektoren festzustellen sind.

Die Förderung von Gleichstellung wurde daher auch in der Neuausrichtung des Europäischen Forschungsraumes im Rahmen des Pakts für Forschung und Innovation in Europa und in der aktuellen Policy Agenda 2022-2024 verankert. Dabei wird ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Forschungsteams und in Führungs- und Entscheidungsgremien angestrebt, geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung bekämpft, gender bias in Bewertungsprozessen reduziert und die Geschlechterdimension stärker in die Forschungsinhalte und -prozesse integriert. Zusätzlich verweisen die neuen Policy Dokumente des Europäischen Forschungsraumes auch darauf, dass das Thema Gleichstellung in Richtung Intersektionalität weiterentwickelt werden soll. Damit ist gemeint, dass das Zusammenspiel unterschiedlicher soziale Merkmale wie beispielsweise Herkunft, Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung zu unterschiedlichen Ausschlussmechanismen und Diskriminierungserfahrungen führen kann.

Ein wesentliches Instrument zur Förderung von Gleichstellung und langfristigem strukturellen Wandel im Europäischen Forschungsraum sind Gleichstellungspläne. Daher hat die Europäische Kommission Gleichstellungspläne als Voraussetzung für den Zugang zum neuen Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe erklärt. Alle Universitäten, öffentlichen Forschungseinrichtungen und öffentliche Einrichtungen wie beispielsweise Forschungsfördereinrichtungen müssen einen Gleichstellungsplan haben, wenn ihre Forscher:innen oder Mitarbeiter:innen einen Antrag im Rahmen von Horizon Europe einreichen wollen.

Wie die She Figures 2021 Policy Briefs zeigen, haben nur 9 EU-Länder die Entwicklung und Umsetzung von Gleichstellungsplänen in Forschungseinrichtungen gesetzlich verankert. Dazu gehören Österreich, Deutschland, Dänemark, Spanien, Finnland, Frankreich, Irland, Portugal, Schweden. Allerdings gelten diese Regelung nur in Deutschland, Dänemark, Finnland und Schweden für alle Forschungseinrichtungen, während beispielsweise in Österreich bisher nur Universitäten einen Gleichstellungsplan umsetzen mussten.  

Um Forschungseinrichtungen bei der Erstellung von Gleichstellungsplänen zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung einen Leitfaden zur Entwicklung von Gleichstellungsplänen veröffentlicht. Dieser Leitfaden gibt einen Überblick zu den Grundprinzipien der Entwicklung von Gleichstellungsplänen, zeigt wie die Ausgangslage durch eine Genderanalyse bestimmt wird, wie Prioritäten und Maßnahmen ausgewählt werden können und wie schließlich die Umsetzung durch ein Monitoring begleitet und beobachtet werden kann. Der Leitfaden kann unter diesem Link heruntergeladen werden: https://www.bmk.gv.at/dam/jcr:14ee4481-cac6-4a3c-bd49-1058f93f07f5/leitfaden_gleichstellungsplaene_2022.pdf

Mehr Informationen zum Thema Gleichstellung im Europäischen Forschungsraum finden sie hier:

Die Infographic zum Wissenschafterinnen-Anteil in allen F&E-Sektoren finden sie auf www.femtech.at

Mehr Daten zum Thema Gleichstellung in Forschung und Innovation in Österreich finden Sie auf der FEMtech Website unter: FEMtech Zahlen, Daten, Fakten