C4U

Das Projekt zielt auf die Entwicklung eines besseren Verständnisses des weiblichen Zugangs zu und weiblicher Anforderungen an Companiontechnologie ab. Es werden Genderdifferenzen im Umgang mit der Technologie und die Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Einbindung von Companiontechnologie in weiblichen Lebensrealitäten untersucht. Darüber hinaus ist es das Ziel von C4U, basierend auf der RASCALLI Plattform eine neuartige Companionapplikation zu entwickeln, die genderspezifischem Verhalten Rechnung trägt, ohne dabei Genderstereotype festzuschreiben. Diese Applikation veranschaulicht und konserviert einerseits die gewonnenen Erkenntnisse zu den Gender-Aspekten, andererseits dient sie wiederum als Plattform für Erprobung und Weiterentwicklung, da die technologischen Entwicklungen der ForscherInnengemeinschaft als Open-Source-Projekt zur Verfügung gestellt wird.

C4U

Companions für Userinnen

Beteiligte Organisationen

Österreichische Studiengesellschaft für Kybernetik

Laufzeit

September 2009 – August 2011

Projektleiterin

Mag.a Dr.in Brigitte Krenn
Brigitte.krenn@ofai.at

Homepage

http://www.ofai.at/c4u/

Ziel des Projekts

Das Projekt zielt auf die Entwicklung eines besseren Verständnisses des weiblichen Zugangs zu und weiblicher Anforderungen an Companiontechnologie ab. Es werden Genderdifferenzen im Umgang mit der Technologie und die Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Einbindung von Companiontechnologie in weiblichen Lebensrealitäten untersucht. Darüber hinaus ist es das Ziel von C4U, basierend auf der RASCALLI Plattform eine neuartige Companionapplikation zu entwickeln, die genderspezifischem Verhalten Rechnung trägt, ohne dabei Genderstereotype festzuschreiben. Diese Applikation veranschaulicht und konserviert einerseits die gewonnenen Erkenntnisse zu den Gender-Aspekten, andererseits dient sie wiederum als Plattform für Erprobung und Weiterentwicklung, da die technologischen Entwicklungen der ForscherInnengemeinschaft als Open-Source-Projekt zur Verfügung gestellt wird.

Fragestellungen

  • Wie gehen Menschen mit interaktiven Artefakten um?
  • Unterscheiden sich Frauen dabei von Männern?
  • Wie bauen sie diese Artefakte in ihren Alltag ein?
  • Welche Anforderungen werden an die Kommunikation und Interaktion gestellt?
  • Über welche Art von Interfaces soll was vermittelt werden?
  • Welche Merkmale sind förderlich/hinderlich für die Akzeptanz von artifiziellen Systemen als den Menschen unterstützende, verlässliche Companions?
  • Wie kann man mit fehlerbehafteten Technologien dennoch für Menschen nützliche und akzeptable Companions entwickeln?

Hintergrund des Projekts

Virtuelle und Roboter-Companions spielen eine zunehmende Rolle als intelligente Vermittler zwischen UserInnen und dem Internet sowie als dienstbare HelferInnen in Smart-Home-Anwendungen. Virtuelle Companions zielen auf einen vereinfachten und individualisierten Zugang zu digitaler Information, Unterhaltung und zu sozialen Netzwerken ab. Roboter-Companions werden vor allem für den Haushaltsbereich entwickelt und zielen darauf ab, älteren Menschen möglichst lange ein eigenständiges Verweilen in ihrer Wohnung zu ermöglichen. In Anbetracht der stetig ansteigenden digitalen Datenflut, die fortschreitende Digitalisierung verschiedenster Lebensbereiche und die wachsende Teilnahme von Individuen im Internet, und andererseits die demographischen Entwicklungen in der westlichen Welt, wird die Notwendigkeit von Companions deutlich, insbesondere von Companions, die UserInnen sowohl in der digitalen als auch in der realen Welt unterstützen. Obwohl gerade Frauen eine große Gruppe der potentiellen UserInnen darstellen, ist bisher in der Forschung erst wenig über die Bedürfnisse und Praktiken von Frauen in der Nutzung von Companiontechnologien bekannt.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Im Projekt wird eine ganzheitliche Sicht auf Gender angewandt. Spezifische Praktiken im Umgang mit Technologien werden auf ihre Genderrelevanz bzw. Genderunabhängigkeit hinterfragt und spezifische Interaktionsstile, -situationen und –formen näher untersucht und konsequent auf etwaige geschlechtsspezifische Stereotype hinterfragt.

Ergebnisse

Es wurden verschiedene Feldstudien durchgeführt und Daten aus Experimenten von anderen nationalen und internationalen Projekten (z.B. SERA) ausgewertet. Die Ergebnisse wurden in Deliverables (C4U Deliverable, SERA Deliverable) und wissenschaftlichen Aufsätzen (s.u.) dokumentiert. Auf diese Weise konnte EntwicklerInnen von Companiontechnologien Zugang zu den Projektergebnissen gewährt werden. Weiters wurde ein Blueprint erstellt, der die Projektergebnisse in Empfehlungen für gender-sensitives, sozial-orientiertes Design von Companiontechnologien umsetzt. Der Blueprint erhellt genderspezifische soziotechnische Praktiken und übersetzt diese in Orientierungshilfen für genderbewusste Technologieentwicklung.

Es wurde festgestellt, dass eine klare Notwendigkeit besteht, Social-Awareness und somit auch Gender-Awareness systematisch in die Modellierung von Companiontechnologie mit aufzunehmen, und zwar (1) in Hinblick auf die Kontrolle von Gendermerkmalen beim Artificial Agent hinsichtlich des Erscheinungsbildes, der Stimme sowie der Realisierung des kommunikativen Verhaltens des Agenten. (2) in Hinblick auf die Möglichkeiten des Agenten, Gendersignale beim menschlichen Gegenüber zu identifizieren, zu interpretieren und in Abhängigkeit dessen für den Menschen interpretierbar, sinnvoll und konsistent zu handeln.

Das Projekt C4U hat zum weiteren Verständnis von Punkt (1) mit einer Auswahl von Experimenten und Datenuntersuchungen beigetragen. Deren Ergebnisse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen sind in den Blueprint eingeflossen. Zu Punkt (2) hat C4U in zweifacher Hinsicht beigetragen: Einmal im Rahmen der Modellierung und Implementierung einer Komponente für Episodisches Memory (EM) und der Integration von EM und Dialogkomponente und des Weiteren durch die theoretischen Vorarbeiten zur Entwicklung einer Theory of Mind Komponente für Artificial Companions.

Im Gegensatz zu den Ergebnissen des EU Projekts CyberEmotions konnten eine Reihe von signifikanten Unterschieden in den Reaktionen von weiblichen und männlichen Dialogpartnern des autonomen Systems mit negativer bzw. positiver Kommunikationshaltung festgestellt werden: Frauen und Männer reagieren auf positives bzw. negatives Kommunikationsverhalten ihrer artifiziellen KommunikationspartnerInnen anders. Dies spiegelt sich in ihren sprachlichen Äußerungen der/m artifiziellen DialogpartnerIn gegenüber wider.

Die Daten aus den drei Iterationen der SERA Feldstudie haben deutlich gemacht, dass Kommunikationshaltungen und –stile zu einem hohen Grad individuell sind. Daraus folgt, dass Artifizielle Companions in der Lage sein müssen, sich an ihre KommunikationspartnerInnen anzupassen. Das bedeutet, dass eine erfolgreiche Companiontechnologie nicht nur in der Lage sein muss das BenutzerInnenverhalten zu analysieren, sondern aus den Einzelverhalten müssen Muster erkannt und gemerkt werden. Darüber hinaus muss sich der Artificial Companion einen Reim auf diese Muster machen und auf das UserInnenverhalten angepasst reagieren.

Ein von Brigitte Krenn im Kontext der Vorbereitungen für die Europäische Flagship Initiative RobotCompanions (Body & Tools Workshop München) gehaltener Vortrag zum Thema „Social Companions“ vor einer Gruppe von ungefähr 40 Roboterhard- und –softwareentwicklerInnen diente zu einer ersten direkten Konfrontation dieser speziellen Gruppe von ForscherInnen und EntwicklerInnen mit dem Thema der sozialen Evaluierung von Robotern und konnte entsprechend kontroversielle Diskussionen hervorrufen. Dies kann durchaus als Zeichen einer ersten Bewusstwerdung gedeutet werden.

Dissemination der Ergebnisse

Das Projektteam stellte C4U am Symposium des 20. EMCSR2010 „Companions, Virtual Butlers, Assistive Robots: Empirical and Theoretical Insights for Building Long-Term Social Relations", welches im April 2010 an der Universität Wien stattfand, vor. Homepage 20th European Meeting on Cybernetics and System Research

Gregor Sieber und Brigitte Krenn nahmen im September 2010 an der 10. International Conference on Intelligent Virtual Agents in Philadelphia teil, um das Projekt vorzustellen. Die Inhalte dieser Konferenz wurden im Springer Verlag herausgegeben, ein Kapitel stammt von Gregor Sieber und Brigitte Krenn: Towards an episodic memory in companion dialogue. In 10th International Conference on Intelligent Virtual Agents. Philadelphia, Pennsylvania, US, September 20-22, 2010. LNCS/LNA. Springer.

Gregor Sieber, Brigitte Krenn. Episodic Memory for Companion Dialogue. Proceedings of the 2010 Workshop on Companionable Dialogue Systems. Uppsala, Sweden, July 2010. Proceedings Workshop Uppsala, Schweden

Gregor Sieber, Brigitte Krenn. Enhancing Companion Dialogue with Episodic Memory. Proceedings of the 4th International Conference on Cognitive Systems, CogSys 2010, Zürich, Switzerland. Proceedings Conference Zürich, Schweiz

Auch in Teilen der Robotics Community konnte durch Beiträge aus C4U (Eingeladener Vortrag von Brigitte Krenn im Exzellenz Cluster CoTeSys TU München) eine Diskussion von gendersensitiver Modellierung und Realisierung von Social Robotern in Gang gebracht werden, d.h. von Robotern, die sich in Umgebungen mit Menschen frei und sicher bewegen sollen, daher notgedrungen auf die eine oder andere Weise mit Menschen interagieren und entsprechend von Menschen auf eine menschliche Weise interpretiert und evaluiert werden.

Nachwuchsförderung

Gregor Sieber konnte im Rahmen des Projekts C4U seine Masterarbeit an der TU Wien über die Thematik der Modellierung und Implementierung eines Episodic Memories für die Verwendung im Dialog verfassen:

Gregor Sieber. Episodic Memory for Companion Dialogue. Fakultät für Informatik, TU Wien. Juli 2010.