fem2map

Ziel des Projekts ist die Erhebung und Klassifizierung der Gründe der geringen Beteiligungen von Frauen in VGI-Projekten (Volunteered Geographic Information-Projekten). Darauf basierend sollen Anreize zur Förderung der Beteiligungen von Frauen entwickelt werden. Ein weiteres Ziel ist die Auswirkungen der geringen Beteiligung von Frauen auf das Datenmodell und die erhobenen Daten zu analysieren.

fem2map

Förderung der Beteiligung von Frauen in der nutzergenerierten Geodatenerfassung

Beteiligte Organisationen

Technische Universität Wien – Institut für Geoinformation und Kartographie (Projektkoordination), Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH, University of Salford UK

Projektleiterin

DIin(FH) Manuela Schmidt
manuela.schmidt@tuwien.ac.at

Laufzeit

August 2011 – Mai 2013

Homepage

http://cartography.tuwien.ac.at/fem2map/

Ziel des Projekts

Ziel des Projekts ist die Erhebung und Klassifizierung der Gründe der geringen Beteiligungen von Frauen in VGI-Projekten (Volunteered Geographic Information-Projekten). Darauf basierend sollen Anreize zur Förderung der Beteiligungen von Frauen entwickelt werden. Ein weiteres Ziel ist die Auswirkungen der geringen Beteiligung von Frauen auf das Datenmodell und die erhobenen Daten zu analysieren.

Fragestellungen

  • Was sind die Gründe für die geringe Beteiligung von Frauen in Projekten der freiwilligen Geodatenerfassung?
  • Welche Anreize können geschaffen werden, um Frauen für die Beteiligung an VGI-Projekten zu motivieren?
  • Welche Auswirkungen hat die geringe Beteiligung von Frauen auf die erhobenen Daten?
  • Welche Bedürfnisse und Anforderungen bzgl. Geodaten ergeben sich durch verschiedene Lebensrealitäten von Männern und Frauen?
  • Wie kann die VGI-Community für die Förderung von Frauen und die Berücksichtigung verschiedener Lebensrealitäten sensibilisiert werden?

Hintergrund des Projekts

User-Generated Content – von NutzerInnen entwickelte Inhalte in Blogs, Foren, auf Webseiten oder in Communities – ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Auch zur Erfassung geographischer Information haben sich eine Reihe kollaborativer Plattformen entwickelt. Die so zusammengetragenen räumlichen Daten werden als Volunteered Geographic Information (VGI) bezeichnet. Ein typisches Beispiel für VGI ist das OpenStreetMap-Projekt (OSM), das sich zur Aufgabe gemacht hat, eine lizenzkostenfreie Weltkarte zu generieren, die auf Open Source-Software und – Daten basiert. Die Anzahl der Beitragenden ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen – der Anteil der aktiv beitragenden Frauen liegt laut Untersuchungen allerdings nur bei ca. 3%. Dies hat bezüglich der nutzerInnengenerierten Geodatenerfassung folgende Auswirkungen: Projekte, die Daten für eine Vielzahl für die Gesellschaft wichtiger Themen erfassen, könnten mehr Beteiligte verzeichnen, wenn sie die Zugangsmöglichkeiten und die Akzeptanz aller relevanter Personengruppen (z.B.: Frauen) erhöhen würden. Unterschiedliche Personengruppen haben verschiedene Anforderungen und Sichten auf die Welt. Durch die Teilnahme möglichst vieler Personengruppen könnte gewährleistet werden, dass heterogenes Wissen in VGI eingebracht wird.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Fem2map verfolgt das Ziel, die Beteiligung von Frauen in VGI-Projekten zu fördern und die Berücksichtigung verschiedener Lebensrealitäten (u.a. auch die Lebensrealitäten von Frauen) in der Erfassung der Geodaten zu gewährleisten.

Ergebnisse

Die Langzeitstudie wurde im Frühjahr 2012 an der Technischen Universität Wien durchgeführt. In der qualitativen Studie wurden 11 neue Mapperinnen in ihrem Lernprozess zur aktiven Teilnahme in OpenStreetMap begleitet, um Motivatoren und Barrieren in der Auseinandersetzung mit OSM zu erheben. Die Teilnehmerinnen der Studie wurden gezielt ausgewählt, um dem typisch männlichen OSM-User zu entsprechen (technologieversiert, gut ausgebildet und zwischen 20 und 40 Jahren). Zunächst wurden den Teilnehmerinnen in drei begleiteten Einheiten unterschiedliche OSM-Aktivitäten näher gebracht: 1) Mapping mit Walking Papers, 2) Mappen und Editieren auf Basis von Luftbildern mit JOSM, 3) Outdoor-Mapping mit GPS (Exkursion in den Wienerwald). Anschließend bekamen die Teilnehmerinnen die Aufgabe, zwei frei gewählte Gebiete selbstständig zu mappen und mit einem Vorher-/Nachher-Screenshot zu dokumentieren. Positive und negative Erfahrungen mit OSM wurden von den Teilnehmerinnen über die Laufzeit der Studie in einem Online-Mapping-Tagebuch festgehalten. Bei der Abschlussveranstaltung des Kurses stellten die Teilnehmerinnen ihre Mapping-Ergebnisse vor und diskutierten ihre Erfahrungen mit OSM. Folgende vier Maßnahmen wurden außerdem von den Teilnehmerinnen erarbeitet, um ihnen ähnliche Personengruppen zur Beteiligung in OSM zu motivieren: (1) Projektbasiertes Mapping: Mapping-Aktionen, die nicht nur der Vervollständigung der Karte, sondern auch zusätzlichen Zielen dienen (z.B. Crisis Mapping). (2) Vereinfachung des Einstiegs z.B. über ein einfach auffindbares, nutzungsfreundliches Tutorium. (3) Soziale Events: gemeinschaftliches Mapping und stärkere Einbindung sozialer Vernetzungsoptionen. (4) Verbesserung des visuellen und technischen Feedbacks: Konstruktive Fehlermeldungen und Lob/Belohnungen für erfolgreichen Datenupload.

In einem Online-Fragebogen wurden die in der Langzeitstudie erhobenen Motivatoren und Maßnahmen als Basis verwendet, um mehr darüber zu erfahren, wie Personen, die OSM zwar kennen, aber derzeit nicht aktiv sind, für OSM (re)aktiviert werden können. Die Umfrage wurde im Februar 2013 durchgeführt und hauptsächlich über Mailinglisten im Geobereich verbreitet. Insgesamt haben 516 Personen teilgenommen; davon fielen 242 in die Kategorie der Personen, die OSM kennen, aber derzeit nicht aktiv beitragen. Im Folgenden findet sich eine Übersicht der häufigsten gewählten Barrieren und Motivatoren.

Gründe für die Inaktivität bei OSM: Beitragen ist zu zeitaufwändig (62%), OSM scheint in meiner Region vollständig zu sein (50%), Ich habe vergessen teilzunehmen (43%).

Aspekte, die zur (Wieder)Beteiligung bei OSM führen könnten: Mapping für einen konkreten Zweck (z.B. Crisis Mapping) (48%), weniger zeitaufwändige Mapping-Lösungen (z.B. Smartphone-App) (44%), Tutorial für OSM-Neulinge (39%).

Insbesondere die Motivatoren zur (Wieder)Beteiligung unterscheiden sich jedoch nach OSM-Erfahrung der Personen (nach Schmidt und Klettner 2013).

Dissemination der Ergebnisse

Teilnahme und Mitorganisation des ersten Wiener Map/Hack Day am 27. April 2013 in Wien. Zielgruppe war die lokale und österreichweite OSM-Community.

Schmidt, Manuela; Klettner, Silvia (2013). Frauen in OpenStreetMap. Oder: Vielfältigere Gruppen für OSM begeistern. Tagungsband der FOSSGIS 2013, Rapperswil, Schweiz. (Workshop auf einer VGI-User-Konferenz zur Diskussion der erarbeiteten Guidelines.)

Vortrag und wissenschaftliche Publikation des Abstracts The Impact of the Contributor in VGI projects am Workshop „Map Creation from User Generated Content7“. Der Beitrag wurde im Rahmen des Workshops am 8. Oktober 2012 in Hannover präsentiert und diskutiert.

Steinmann, Renate; Häusler, Elisabeth; Klettner, Silvia; Schmidt, Manuela; Lin, Yuwei (2013). Gender dimensions in UGC and VGI – a desk-based study, In: GI-Forum at the Conference and Exhibition on Applied Geoinformatics (AGIT) 2013, Salzburg. (Ergebnisse von Literaturrecherche und Fallstudienanalyse)

Klettner, Silvia; Schmidt, Manuela; Steinmann, Renate (2013). Barrieren und Motivatoren von VGI-Projekten aus Gender-Perspektive. In: Koch, A., Bill, R. and Donaubauer, A., Geoinformationssysteme 2013. VDE-Verlag, Berlin. (Wurde beim 18. Münchner Fortbildungsseminar GIS präsentiert.)

Schmidt, Manuela; Klettner, Silvia (2013). Gender and Experience-Related Motivators for Contributing to OSM. Online proceedings of the International Workshop on Action and Interaction in Volunteered Geographic Information (ACTIVITY) at the 16th AGILE Conference on Geographic Information Science, Leuven, Belgium. (Ergebnisse der Untersuchung möglicher Motivatoren für die Teilnahme an OSM basierend auf der Online-Umfrage. Präsentiert am AGILE-Workshop “Action and Interaction in Volunteered Geographic Information (ACTIVITY)” am 14. Mai 2012 in Leuven, Belgien.)

Steinmann, Renate; Gröchenig, Simon; Rehrl, Karl; Brunauer, Richard (2013): Contribution Profiles of Voluntary mappers in OpenStreetMap, Online proceedings of the International Workshop on Action and Interaction in Volunteered Geographic Information (ACTIVITY) at the 16th AGILE Conference on Geographic Information Science, Leuven, Belgium.

Schmidt, Manuela; Klettner, Silvia; Steinmann, Renate (2013). Barriers for Contributing to VGI Projects. Accepted for the proceedings of the ICC 2013, Dresden, Germany. (Ergebnisse der Untersuchung der Barrieren für die Teilnahme an OSM aus der Online-Umfrage; auf der ICC20139 als Poster präsentiert Poster: Barriers for Contributing to VGI Projects.)

Ein Journal Paper unter dem Arbeitstitel „ Barriers to Participating in the co-Production of Volunteered Geographic Information (VGI)” in Zusammenarbeit mit Yuwei Lin stellt Methode und Ergebnisse der Lang-zeitstudie dar.

Unter dem Titel „OpenStreetMap @femcamp“ wurden das Projekt und erste Ergebnisse am 1. Österreichischen femcamp10 präsentiert. Das femcamp ist keine dezidierte VGI-Veranstaltung, spricht aber Frauen an, die Inhalte im Web (user-generated content) z.B. in Blogs oder auf Twitter publizieren. Slides OpenStreetMap@femcamp