Ge:MMaS

Ziel des Projektes ist, die Grundlagen für die genderspezifische Gestaltung von Mensch-Maschine Schnittstellen zu schaffen. Die Präferenzen und Anforderungen von Frauen werden in Bezug auf die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle systematisch analysiert und aus diesen Ergebnissen werden wissenschaftliche Grundsätze für die Gestaltung einer Frau-Maschine Schnittstelle abgeleitet. Diese Ergebnisse gehen in einen Leitfaden für die Entwicklung neuer Maschinen ein. Die effiziente und angepasste Gestaltung ermöglicht die Bedarfsgerechtigkeit von Maschinen zu verbessern, wodurch ein Re-Design vermieden werden kann. Weiters sollen dadurch die Produktivität gesteigert sowie Fehler und Schulungskosten reduziert werden.

Ge:MMaS

Genderspezifische Anforderungen für Entwicklung neuer Maschinen unter Berücksichtigung der Mensch-Maschine Schnittstelle

Beteiligte Organisationen

Linz Center of Mechatronics GmbH (Projektkoordination), Trotec Produktions- und Vertriebs GmbH, Institut für Technische Mechanik, JKU Linz – Institut für Frauen- und Geschlechterforschung und Institut für Rechnergestützte Methoden im Maschinenbau, Technische Universität Wien – Institut für Managementwissenschaften (Arbeitsgruppe Ergonomie)

Laufzeit

September 2010 – August 2013

Projektleiterin

DIin Dr.in Eugenia Claudia Cojocaru

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Ziel des Projekts

Ziel des Projektes ist, die Grundlagen für die genderspezifische Gestaltung von Mensch-Maschine Schnittstellen zu schaffen. Die Präferenzen und Anforderungen von Frauen werden in Bezug auf die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle systematisch analysiert und aus diesen Ergebnissen werden wissenschaftliche Grundsätze für die Gestaltung einer Frau-Maschine Schnittstelle abgeleitet. Diese Ergebnisse gehen in einen Leitfaden für die Entwicklung neuer Maschinen ein. Die effiziente und angepasste Gestaltung ermöglicht die Bedarfsgerechtigkeit von Maschinen zu verbessern, wodurch ein Re-Design vermieden werden kann. Weiters sollen dadurch die Produktivität gesteigert sowie Fehler und Schulungskosten reduziert werden.

Konkret stehen Gender-Aspekte bei der Bedienung ausgewählter Lasergraviermaschinen und deren Berücksichtigung in der grundlegenden Entwicklung einer neuen Generation von Maschinen im Zentrum.

Fragestellungen

  • Gibt es genderspezifische Unterschiede zwischen den Anwenderinnen und Anwendern bei der Nutzung von Maschinen in der maschinellen Fertigung?
  • Welche Bedeutung haben diese genderspezifischen Unterschiede für die Entwicklung und das Design dieser Maschinen?
  • Welchen Nutzen bringt die Berücksichtigung von genderspezifischen Aspekten für die BenutzerInnen und für das Unternehmen?

Hintergrund des Projekts

Der Erfolg eines Produktes hängt nicht nur von Funktion und Preis ab, sondern immer öfter auch von Faktoren wie Bedienbarkeit, Design, usw. Aufgrund der wachsenden Erwerbsbeteiligung von Frauen in der Industrie haben in den letzten Jahren auch spezifische Anforderungen der Anwenderinnen an Bedeutung gewonnen. Die Notwendigkeit, genderspezifische Faktoren zu berücksichtigen, rückt immer mehr ins Bewusstsein der HerstellerInnen. Dies war bisher v.a. bei Konsumgütern der Fall. Für Maschinen aus dem industriellen Bereich ist es noch nicht üblich, diese Anforderungen bei der integrierten Produktgestaltung zu berücksichtigen.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Das Projekt basiert auf einem Verständnis von Gender als soziales Konstrukt.  

Ergebnisse

Die empirischen Ergebnisse des Projekts (Fragebögen, Interviews und Fokusgruppendiskussionen) weisen darauf hin, dass die Berücksichtigung der Dimension Geschlecht bei der Gestaltung der Mensch-Maschine Schnittstelle insofern wünschenswert ist, als die unterschiedliche Sozialisierung von Frauen und Männern, ihre oftmals unterschiedlichen Lebenssituationen und ihre unterschiedlichen Positionen im Arbeitsleben, zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Wahrnehmung und Bedienung der Maschinen führen können. Unterschiede zwischen den Geschlechtern haben sich herauskristallisiert, jedoch nicht pauschal in Form von einheitlichen Einschätzungen von Gesamtgruppen, sondern viel spezifischer bedingt durch die Diversität der NutzerInnen, v. a. hinsichtlich Vorbildungen, Vorerfahrungen, Arbeitskontexten, Werkstücken, welche auch die Vielfältigkeit der Anforderungen prägen. Genderrelevante Anforderungen sind nicht dahingehend zu verstehen, dass es generalisierbare männerspezifische Anforderungen oder frauenspezifische Anforderungen an die Maschinen gäbe, sondern viel mehr zeigt sich, dass die Maschinen als flexible Systeme mit leicht einsehbaren Anpassungsmöglichkeiten für BedienerInnen mit unterschiedlichen Expertisen und Anforderungen konstruiert werden sollen.

Das professionelle und für Veränderung stets bereite Verhältnis zur Maschine, welches die MaschinenbedienerInnen in unserer Untersuchung aufweisen, zeigt, dass im Prozess des Arbeitens mit der Maschine, des Kennenlernens der Maschine und ihrer kreativen und destruktiven Potenziale, Verschiebungen im Verhältnis zur Maschine sowie bezüglich Geschlechterstereotypen deutlich werden. Daher ist es wichtig, die AnwenderInnen direkt in den Entwicklungsprozess einzubeziehen und im speziell für diesen Zweck konzipierten Rahmen (z.B. Fokusgruppendiskussionen, Paticipatory Design Techniques, usw.) zu Wort kommen zu lassen.

Wie die direkte Einbeziehung der MaschinenbedienerInnen in den Entwicklungsprozess stattfinden kann und wie deren Anforderungen Berücksichtigung finden können, wurde in einem Leitfaden für Entwicklung und Konstruktion dargestellt. Durch Anwendung des Leitfadens konnten technische, soziale und wirtschaftliche Implikationen aufgezeigt werden: Innovationen wie das Erarbeiten neuer innovativer Bedienkonzepte im Rahmen social-cyber-mechatronischer Systeme führen zu einer Steigerung der Arbeitszufriedenheit und der Selbstwahrnehmung diverser Gruppen von ArbeiterInnen, einem Aufbrechen von Stereotypen, sowie zur Schaffung von „gleichen“ Arbeitsbedingungen für verschiedene BedienerInnengruppen. Maschinen, die eine individuelle Anpassung an NutzerInnen anbieten, ermöglichen eine optimale Ausnutzung des Potentials und die Industriebetriebe selbst können durch Effizienzsteigerungen bei der Maschinenbedienung sowie durch Reduzierung von Kranken- und Fehlzeiten der MaschinenbedienerInnen positive wirtschaftliche Ergebnisse erzielen.

Der Leitfaden wurde für die Entwicklung eines neuen Produkts der Fa. Trotec herangezogen (Speedy400).

Dissemination der Ergebnisse

Vorträge

Siegfried Sharma, Michael Filzmoser, Köszegi Sabine, "Gender-specific requirements for the design of human-machine interfaces", Design and displacement, 4S/EASST Joint Conference, October 2012, Copenhagen, Denmark.

Siegfried Sharma, "Erhebung und Auswertung von BenutzerInnen-Anforderungen in Innovations- und Entwicklungsprozessen von Industriemaschinen", 13. TechnoÖkonomie-Forum, TU-Wien, 6. Mai 2013.

Eugenia Cojocaru, Siegfried Sharma, "Genderspezifische Anforderungen für Entwicklung neuer Maschinen unter Berücksichtigung der Mensch-Maschine Schnittstelle“, Fa. Trotec, Marchtrenk, 17. Mai 2013. Vorstellung der Ergebnisse für die Abteilungen Entwicklung, Marketing, Vertrieb.

Ernst, Waltraud: "Geschlecht und Maschine: Maschinenbediener_innen verändern Mensch-Maschine-Verhältnisse", Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Geschlechterforschung und technische Innovation“ an der TU Braunschweig, Fakultät für Maschinenbau, Institut für Flugführung, BR Deutschland, 9. Juli 2013.

Cojocaru Eugenia, "Genderspezifische Anforderungen für Entwicklung neuer Maschinen unter Berücksichtigung der Mensch-Maschine Schnittstelle“, LCM GmbH, Linz, 07. August 2013. Vorstellung des Ge:MMaS-Projektes und der Ergebnissen im Rahmen des LCM-MitarbeiterInnen-Frühstücks.

Nachwuchsförderung

Siegfried Sharma, "Development and evaluation of user requirements in innovation and design processes of machinery“, Dissertation. Die Dissertation wurde anschließend an einen Visiting Fellowship an der Harvard University (Harvard Business School und Harvard Graduate School of Arts and Sciences) abgeschlossen.

Rumpold Gernot, "Analysis of a novel requirement engineering approach with focus on human-maschine-interface redesign“, Master Thesis, Technische Universität Wien.

Haidenbauer Alfred, "Evaluation of software ergonomic user requirements of laser engraving systems by focus group discussions“, Master Thesis, Technische Universität Wien.

Öffentlichkeitsarbeit

Im Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität UNIVATIONEN, wurde das Projekt in der Ausgabe 2/2013 unter dem Titel „Ge:MMaS – Design for Gender“ vorgestellt.

Am 17. Oktober 2011 luden Mag.a Doris Hummer (Landesrätin Oberösterreich), Birgit Gerstorfer (OÖ Landesgeschäftsführerin AMS), Regina Aichinger, MSc (Prokuristin FH Oberösterreich) Prof.in (FH) DIin Dr.in Christiane Takacs (Studiengangsleiterin FH Oberösterreich) zum Thema „Technik-Studium in der Babypause. Land OÖ, FH OÖ und AMS begeistern und qualifizieren mit vielfältigen Aktionen und Angeboten Frauen für technische Berufe“. Dabei wurde das Projekt Ge:MMaS als Good Practice Modell für weibliche Forschungsarbeit vorgestellt.