GenSiSys

Ziel des Projekts ist die Erarbeitung eines Methodensets zur Evaluierung von Gender und Diversity Dimensionen für Ergonomie und Usability an Arbeitsplätzen in sicherheitskritischen Systemen. Auf Basis qualitativer Methoden bezüglich geschlechtsspezifischer Anforderungen an derartige Arbeitsplätze soll ein detaillierter Leitfaden ausgearbeitet werden, der es in Zukunft ermöglicht, mittels kontextsensitiven Untersuchungen von Arbeitsplatzergonomie und Software Usability in einem stark männlich dominierten Feld konkrete Diversity Anforderungen in den Gestaltungsprozess einfließen zu lassen. Der Leitfaden soll in Leitzentralen der Flugsicherheit, der Eisenbahn sowie einer Notrufzentrale erprobt werden.

GenSiSys

Gendergerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen im Bereich sicherheitskritischer Systeme

Beteiligte Organisationen

Fachhochschule St. Pölten Forschungs GmbH (Projektkoordination), Frequentis AG, USECON GmbH, Technische Universität Wien – Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung – Arbeitsbereich HCI, ZIMD Zentrum für Interaktion, Medien & soziale Diversität

Laufzeit

September 2013 – Dezember 2015

Projektleiter

FH-Prof. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Frank Michelberger

Homepage

http://mc.fhstp.ac.at/projects/gensisys

Ziel des Projekts

Ziel des Projekts ist die Erarbeitung eines Methodensets zur Evaluierung von Gender und Diversity Dimensionen für Ergonomie und Usability an Arbeitsplätzen in sicherheitskritischen Systemen. Auf Basis qualitativer Methoden bezüglich geschlechtsspezifischer Anforderungen an derartige Arbeitsplätze soll ein detaillierter Leitfaden ausgearbeitet werden, der es in Zukunft ermöglicht, mittels kontextsensitiven Untersuchungen von Arbeitsplatzergonomie und Software Usability in einem stark männlich dominierten Feld konkrete Diversity Anforderungen in den Gestaltungsprozess einfließen zu lassen. Der Leitfaden soll in Leitzentralen der Flugsicherheit, der Eisenbahn sowie einer Notrufzentrale erprobt werden.

Fragestellungen

  • Welche Bedürfnisse und Anforderungen haben die verschiedenen NutzerInnengruppen bei der Ausgestaltung eines Arbeitsplatzes im sicherheitskritischen Umfeld?
  • Welche Methoden sind geeignet, die Einflüsse von Gender und Diversity auf die Verhaltensweisen der MitarbeiterInnen in einem Kontrollzentrum in sicherheitskritischen Bereichen festzulegen?

Hintergrund des Projekts

Die Gestaltung der Arbeitsplätze im Bereich sicherheitskritischer Systeme wurde und wird von männlichen Entwicklungsgruppen dominiert. Auch direkt an den Arbeitsplätzen sind in vielen Fällen Männer deutlich in der Überzahl. Die daraus resultierende fehlende Gendersensibilität kann damit zu einem Übersehen der Anforderungen spezifischer BenutzerInnengruppen führen. Derzeit gibt es in diesem Kontext noch wenige Untersuchungen und kaum Methodenwissen. Aktuelle Erhebungen, sowohl bei Militärstandards als auch in der Arbeitsmedizin, zeigen aber geschlechtsspezifische Arbeitsplatzanforderungen. Das fehlende Wissen erschwert die Entwicklung gendersensibler Arbeitsumgebungen.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Das Projekt fokussiert auf geschlechtsspezifische Ansprüche an ergonomische Arbeitsplatzgestaltung. Frauen und Männer werden jedoch nicht als homogene Gruppe gesehen, sondern nach Größe, Alter und Technikaffinität weiter differenziert.

Ergebnisse

Zu Beginn des Projekts wurden drei Leitstellen (ASFINAG (BMZ Wien Inzersdorf), ÖBB (Leitstelle Wien und Salzburg), Notruf 144 NÖ (St. Pölten)) besucht und in Vor-Ort-Analysen und Interviews mit dem Management die Situation und Randbedingungen erhoben. Erhoben wurden im Konkreten Daten zum Frauenanteil, möglicher BewerberInnen-Pool, Bewerbung und Aufnahmeverfahren, Aufgabenpofile, Arbeitsplatz-Ergonomie, Arbeitszeitmodell und zur psychologische Unterstützung. Parallel dazu wurde ein Leitfaden erstellt, der von jeder Leitstelle auszufüllen war. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind, dass die Frauenquote bei ÖBB und ASFINAG im Vergleich zu Notruf NÖ niedrig ist, die ÖBB allerdings bemüht ist diese durch AMS Projekte zu erhöhen. Bei der ASFINAG vernahmen die ForscherInnen eine geringe Sensibilisierung hinsichlich Frauenquoten. Es zeigte sich außerdem in allen drei Leitstellen eine niedrige Fluktuation, wenig Flexibilität erlaubende Arbeitszeiten, teilweise hohe Belastungen, allerdings ergonomisch gute Umsetzungen. Die ÖBB zieht Gleichstellungs-, Gender- und Diversitybeaufragte hinzu.

Notruf NÖ und ÖBB klärten sich bereit, am Projekt teilzunehmen, während dies im Falle der ASFINAG bis Erstellung des Zwischenberichtes nicht geklärt werden konnte.

Mithilfe des erarbeiteten Studiendesigns wurden Gespräche mit den Leitstellen aufgenommen und die Bedingungen für Tests in diesen ausgelotet. In einigen Abstimmungsrunden wurden die Methoden definiert, die in der jeweiligen Leitstelle angewendet werden können und die notwendigen Bedingungen definiert unter denen diese sattfinden können.

Auf dieser Basis wurden Guidelines, Methoden und Testleitfäden erarbeitet, die auf der Projekthomepage im Bereich Download Guideline abrufbar sind.

Publikationen

Michelberger, Frank; Rottermanner, Gernot; Bichler, Romana; Judmaier, Peter (2016). "Lessons Learned from Field Tests for Methods of User Evaluation in Safety Critical Systems", , Braunschweig, In Proceedings of the 2nd German Workshop on Rail Human Factors.

Michelberger, Frank; Judmaier, Peter; Rottermanner, Gernot; Größbacher, Stefanie; Viertelmayer, Andrea; Bichler, Romana; Laser, Birgit; Erharter, Dorothea; Pohl, Margit; Weißenböck, Elisabeth et al. (2016). Gender- und Diversity-Kriterien im sicherheitskritischen Arbeitsumfeld, Berlin, epubli (neopubli GmbH).

Rottermanner, Gernot; Judmaier, Peter; Größbacher, Stefanie; Erharter, Dorothea; Pohl, Margit; Weißenböck, Elisabeth (2015). "Feasibility of Eye Tracking in a Safety-Critical Environment to Support the Design Process of Gender & Diversity", Forum Medientechnik - Next Generation, New Ideas, FH St. Pölten.

Pohl, Margit; Weißenböck, Elisabeth; Judmaier, Peter; Rottermanner, Gernot; Größbacher, Stefanie; Erharter, Dorothea (2015). "Gender and the Design of Computer Interfaces in Control Rooms", Forum Medientechnik - Next Generation, New Ideas, FH St. Pölten.

Judmaier, Peter; Pohl, Margit; Michelberger, Frank; Bichler, Romana; Erharter, Dorothea; Fränzl, Thomas; Kunz, Angelika (2014) "Untersuchungsmethoden zur Gendersensibilität von Arbeitsplätzen im Umfeld sicherheitskritischer Systeme", Gender UseT, Berlin, Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit e.V..

Öffentlichkeitsarbeit

Standard Artikel Forschung Spezial "Frauen sitzen anders. Männer manchmal auch" 7. Juli 2014