GeSMo

GeSMo setzt sich zum Ziel, ein Standortbewertungsmodell unter einer genderorientierten Betrachtungsweise zu entwickeln, in das mobilitätsrelevante Beurteilungskriterien, entsprechende Gewichtungen für zielgruppenspezifische Ansprüche und nachhaltige Mobilitätsformen, verfügbare Datenquellen und Ansätze zur Darstellung der Bewertungsqualität einfließen. Im Fokus stehen zwei Zielgruppen: Erstens Menschen, die in ihrem Alltag mit mehreren Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten (Erwerbsarbeit, Versorgungsverpflichtungen, etc.) konfrontiert sind und komplexe Mobilitätsmuster aufweisen. Zweitens ältere Menschen, die besonders auf einen barrierefreien Zugang zu Verkehrssystemen angewiesen sind, um ihre Lebensqualität beizubehalten und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Beide Gruppen umfassen überwiegend Frauen.

GeSMo           

Genderorientierte Standortbewertung der Mobilitätsqualität

Beteiligte Organisationen

Österreichisches Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal Ges.m.b.H (Projektkoordination), TU Wien – Fachbereich Stadt- und Regionalforschung, Kommunikationsberatung bauen wohnen immobilie GmbH

Projektleiterin

DIin Dr.in Alexandra Millonig
alexandra.millonig@ait.ac.at

Laufzeit

September 2011 – Oktober 2013

Homepage

https://dts.ait.ac.at/projects/gesmo/de/

Ziel des Projekts

GeSMo setzt sich zum Ziel, ein Standortbewertungsmodell unter einer genderorientierten Betrachtungsweise zu entwickeln, in das mobilitätsrelevante Beurteilungskriterien, entsprechende Gewichtungen für zielgruppenspezifische Ansprüche und nachhaltige Mobilitätsformen, verfügbare Datenquellen und Ansätze zur Darstellung der Bewertungsqualität einfließen. Im Fokus stehen zwei Zielgruppen: Erstens Menschen, die in ihrem Alltag mit mehreren Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten (Erwerbsarbeit, Versorgungsverpflichtungen, etc.) konfrontiert sind und komplexe Mobilitätsmuster aufweisen. Zweitens ältere Menschen, die besonders auf einen barrierefreien Zugang zu Verkehrssystemen angewiesen sind, um ihre Lebensqualität beizubehalten und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Beide Gruppen umfassen überwiegend Frauen.

Fragestellungen

  • Wie lassen sich genderspezifische Mobilitätsverhaltensmuster definieren?
  • Wie kann ein Standortbewertungsmodell entwickelt werden, welches Genderaspekte miteinbezieht?

Hintergrund des Projekts

Genderaspekte werden in der Mobilitätsforschung und Verkehrsplanung völlig unzureichend berücksichtigt. Genderspezifische Unterschiede in den Charakteristika des Mobilitätsverhaltens und in den Mobilitätsmustern sind jedoch durch Studien belegt. Frauen müssen ihre Erwerbsarbeitsverpflichtungen mehrheitlich mit Familien- und Versorgungsarbeit vereinbaren. Damit haben sie besondere Ansprüche an Verkehrssysteme, die bei der Entwicklung von Mobilitätslösungen berücksichtigt werden müssen. In der aktuellen Debatte um standortbezogene Bewertungen der Mobilität fällt die unzureichende Einbeziehung von Genderaspekten auf. Ansätze zur Entwicklung web-basierter Informationslösungen gehen kaum oder gar nicht auf zielgruppenspezifische Anforderungen ein und laufen so Gefahr, von den NutzerInnen nicht ausreichend akzeptiert zu werden.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Es wird davon ausgegangen, dass Männer und Frauen unterschiedliche Mobilitätsmuster aufweisen. Genderaspekte werden mit Aspekten der Versorgungsverpflichtung und dem Alter (und damit verbundene potentielle Mobilitätseinschränkungen) kombiniert.

Ergebnisse

In einem ersten Projektschritt wurden gruppenspezifischer Anforderungen erfasst. Basierend auf einer Befragung (N=1000, darunter 340 Verwertbare: 180 Alleinerziehende, 160 alleinstehende Ältere) sowie Tiefeninterviews mit den Zielgruppen wurden in GeSMo gruppenspezifische Bedürfnisse, Präferenzen und Akzeptanzgrenzen analysiert (z.B. Wichtigkeit der Erreichbarkeit verschiedener Einrichtungen, akzeptable Distanz zu Einrichtungen, Determinanten der Verkehrsmittelwahl).

Anschließend fand die Methodenentwicklung statt. Auf Basis wissenschaftstheoretischer Konzepte (Erreichbarkeitsmodelle, Aktionsraumanalyse, Indikatorengewichtung, etc.) und gruppenspezifischen Anforderungsanalysen wurde ein Bewertungsmodell der Mobilitätsqualität von Standorten erstellt.

Abschließend wurde eine Evaluierung durchgeführt. Das Modell wurde zusammen mit VertreterInnen der beiden Zielgruppen sowie mit ExpertInnen aus den potentiellen Anwendungsbereichen bewertet. Mit Privatpersonen wurde analysiert, wie Informationen zur Mobilitätsqualität von Standorten aufzubereiten sind, um die Zielgruppen über Mobilitätsmöglichkeiten an Standorten ausreichend zu informieren. In Interviews mit ExpertInnen wurden darüber hinaus Anwendungen sowie Potenziale des Bewertungsmodells identifiziert.

Daraus ergaben sich gruppenspezifische Kennwerte für die Erreichbarkeit von Einrichtungen je nach Verkehrsmittel – veranschaulicht beispielsweise in Form einer Kennzahl (erreichte Punkteanzahl von 100 Punkten) oder aufgeschlüsselt je nach Verkehrsmittel (zu Fuß, mit dem Fahrrad, unter Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und mittels motorisiertem Individualverkehr). Diese Kennzahlen ermöglichen eine gezielte Betrachtung und Bewusstmachung der Mobilitätsversorgung an Standorten – beispielsweise für Privatpersonen zur Beurteilung von Standorten anhand ihrer individuellen Mobilitätspräferenzen oder für Planende zur Identifizierung von spezifischen Unterversorgungen.

Die so entstandenen Projektergebnisse wurden gesammelt als Toolbox veröffentlicht. Diese Toolbox verdeutlicht Möglichkeiten des Einsatzes und der Umsetzung von zielgruppenspezifischen Informationen standortbezogener Mobilitätsqualität. Insgesamt wurden 13 Anwendungen in den Bereichen private Haushalte, Politik, Planung, Bau- und Immobiliensektor sowie im Mobilitätsdienstleistungsbereich identifiziert:

Anwendungen:

2 Diplomarbeiten, eine davon : Veronika Friedl

Nominierung des Forschungsprojektes zum Staatspreis Mobilität 2013