imaGE 2.0

Selbstdarstellung und Image-Management von weiblichen und männlichen Jugendlichen in digitalen Medien

Beteiligte Organisationen

Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) (Projektkoordination), Knoll & Szalai OG (jetzt: B-NK OG)

Laufzeit

September 2012 – Oktober 2014

Projektleiterin

Dipl.-Ing.in Barbara Buchegger M.Ed.
buchegger@oiat.at

Homepage

https://www.selbstdarstellung.at

Ziel des Projekts

Ziel von imaGE 2.0 ist es, die Gender Dimension in die Diskussionen rund um Safer Internet, Privatsphäre und Selbstdarstellung in digitalen Medien einzubringen und zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung zum Thema Gender und Image-Management von Jugendlichen in digitalen Medien beizutragen. Dafür soll die Gender-Kompetenz von Organisationen, die Aufklärungsarbeit leisten, aufgebaut bzw. vertieft werden. Als Grundlage hierfür sollen Praktiken bei der Selbstdarstellung und beim Image-Management von männlichen und weiblichen Jugendlichen in digitalen Medien, der genderspezifischen Anforderungen von Jugendlichen an digitale Medien sowie der (möglichen) genderspezifischen Ursachen erhoben werden. Darauf aufbauend sollen genderreflektierte didaktische Tools zur Unterstützung von Lehrenden und TrainerInnen im Schulbereich entwickelt werden. Ziel ist es Jugendlichen ein sicheres, bewusstes und selbstbestimmtes Online Image-Management zu ermöglichen, Ängste zu nehmen und Spaß an der Selbstdarstellung in digitalen Medien zu vermitteln. 

Fragestellungen

Welche Unterschiede gibt es im Image-Management und Image-Repertoire von weiblichen und männlichen Jugendlichen und wie gestalten sich diese?

Hintergrund des Projekts

Web 2.0 Anwendungen (Social Web) sind ein selbstverständlicher Bestandteil des Medienalltags – gerade von Kindern und Jugendlichen. Das Veröffentlichen eigener Beiträge ist ein Leichtes, die Präsenz der eigenen Person im Web kann einfach gestaltet werden. Deswegen ist ein kompetenter Umgang mit dem Schutz der Privatsphäre von entscheidender Bedeutung, da veröffentlichte Daten in der Praxis oft nicht mehr entfernt werden können. Die konkreten Praktiken bei der Selbstdarstellung von männlichen und weiblichen Jugendlichen in digitalen Medien sind wenig erforscht. Obwohl das Social Web mit seinen Möglichkeiten der Selbstdarstellung und Selbstinszenierung eine wichtige Rolle für die Identitätsbildung von Jugendlichen spielt, wird in bestehenden Aufklärungsinitiativen und –angeboten kaum auf die Genderdimension eingegangen. 

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Das Projekt orientiert sich an einem sozialkonstruktivistischen und intersektionalen Geschlechterverhältnis. Dabei wird die Dimension des sozialen Geschlechts um weitere gesellschaftsbildende Dimensionen und Kategorien, die beim Umgang mit Social Media bzw. bei der Nutzung von digitalen Medien relevant sind, erweitert. Dazu zählen Alter, soziale und ethnische Herkunft, Wohnort, Ausbildung, Milieufaktoren wie Einstellungen und Vorlieben.

Ergebnisse

Im Projekt imaGE 2.0 wurden zunächst die Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen bei der Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken erforscht. Ein wesentlicher Ansatz im Projekt war es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse sodann in die Praxis zu übersetzen und so auch für Zielgruppen außerhalb der Scientific-Community zugänglich zu machen, z.B. für TrainerInnen und LehrerInnen. Damit sollte die Auseinandersetzung mit Genderaspekten im Schulbereich einerseits und andererseits die bewusste und reflektierte Gestaltung der Online-Identität von Jugendlichen gefördert werden.

In der vorliegenden Studie wurde vor allem Facebook als zu untersuchende Social Media-Plattform herangezogen. In fünf Schulen in Österreich wurden mit insgesamt 48 Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren jeweils zwei Fokusgruppen zur Facebook-Nutzung durchgeführt. Diese Studie bildete die Grundlage für die weiteren Arbeiten im Projekt. Projektbericht imaGE 2.0

Auf Basis der Erkenntnisse aus der empirischen Forschung wurde ein handlungsorientiertes, didaktisches Handbuch für Lehrende und TrainerInnen entwickelt, das Kinder und Jugendliche bei der kompetenten Internetnutzung unterstützen soll und auch zur Reflexion von Geschlechterstereotypen anregen möchte. Leicht verständlich und aufwändig visualisiert wird darin dargestellt, welche Bedeutung das eigene Online-Image für Jugendliche hat und wie dieses möglichst positiv aufgebaut und erhalten werden kann. Das Handbuch gliedert sich in 13 Themen, die sich in der Forschung für den Alltag der Jugendlichen als besonders relevant gezeigt haben. Jedes Thema besteht aus einem inhaltlichen Input mit Fakten aus der Studie und einer didaktisch aufbereiteten Übung für den unmittelbaren Einsatz im Unterricht oder in Workshops. Zusätzlich finden sich an vielen Stellen des Handbuchs Reflexionsfragen und Anregungen für Hausübungen, die den speziellen Konnex zu Geschlechterrollen herstellen sollen. Für die Online-Welt der Jugendlichen gab es dazu bis dato keine vergleichbare Ressource. In einem eigens für das Handbuch gedrehtem Video gibt Barbara Buchegger eine weiterführende Einführung zur Selbstdarstellung im Internet: "Youtube Video imaGE2.0".

Lehrenden-Handbuch „Selbstdarstellung von Mädchen und Burschen im Internet“

Parallel zum Handbuch wurde ein vertiefender Online-Kurs für Lehrende und TrainerInnen im Schulbereich und der außerschulischen Jugendarbeit nach der Methode des kooperativen E-Learnings entwickelt und auf der weit verbreiteten Lernplattform „Moodle“ umgesetzt. Der Kurs setzt sich aus vier Modulen zusammen (1: Lebenswelt von Jugendlichen im Zeitalter des Social Webs, 2: Identität und Selbstdarstellung, 3: Ideen für den Unterricht/eigenen Einsatz, 4: Meine Lehrsequenz), je Modul ist eine Arbeitswoche vorgesehen. In den Modulen gibt es inhaltliche Inputs aus der Forschung sowie unterschiedliche Pflicht- und Wahlaufgaben.

Als empfehlenswerte Unterstützung erwiesen sich auch zwei „Nebenprodukte“ des Handbuchs, die die Kernergebnisse noch einmal auf andere Art und Weise darstellen und einprägen sollten: Eine Infografik die sowohl in englischer als auch deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Infografik imaGE 2.0 Deutsch, Infographic imaGE 2.0 English

Ca. 20.000 SchülerInnen wurden im Projektzeitraum bis Ende 2014 von Saferinternet.at geschult, ein Großteil davon kam mit den imaGE 2.0-Ergebnissen in Kontakt. Die Arbeit mit Bildern – so wie in den Workshops für die Studie angewandt – hat sich als besonders effektive Schulungsmaßnahme erwiesen, da Jugendliche Bilder sowohl selbst gerne erstellen als auch gerne rezipieren und diskutieren.

Dissemination der Ergebnisse

Die Ergebnisse aus dem Projekt wurden von der österreichweiten Initiative Saferinternet.at aufgegriffen und gingen in die Workshops von Saferinternet.at-TrainerInnen an Schulen ein. Jährlich finden über 900 solcher Workshops an österreichischen Schulen statt.

Der Leiter der „Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (BuPP)“ des BMFJ, Andreas Unterberger, nimmt die Disseminierung der imaGE 2.0-Ergebnisse mittlerweile in seine eigenen Weiterbildungsmaßnahmen im Rahmen der „Medien-Jugend-Info“ auf. Im Februar 2015 befasste sich die Veranstaltung „Dialog Jugendforschung“ des BMFJ schwerpunktmäßig mit imaGE 2.0.

Zudem wurde das Handbuch als PDF-Version an 2.700 österreichische Lehrende und TrainerInnen per E-Mail verschickt und liegt außerdem als Ressource dem Infopackage zum Safer Internet Day 2015 bei, das an teilnehmende Schulen geschickt wird. Für eine nachhaltige Verankerung des Projekts sorgt außerdem eine Folgekooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF), das sich dazu bereit erklärt hat, den Druck für das Handbuch zu finanzieren (2.000 Stück). Die gedruckte Version ist seit Ende Jänner 2015 kostenlos über die Saferinternet.at-Website zu bestellen.

Veranstaltungen/Konferenzen

Die Ergebnisse aus dem Projekt wurden auf folgenden Fachveranstaltungen/Konferenzen vorgestellt:

  • 1.10.2013 Wien (A) Saferinternet.at-Beirat; Vortrag von Bente Knoll
  • 3./4.10.2014 Berlin (D) Gender-UseIT 2014 (#GUI2014): HCI, Web-Usability und UX unter Gendergesichtspunkten; Posterpräsentation
  • 7./8.5.2014 Siegen (D) genderIT 2014; Vortrag von Bente Knoll und Bernadette Fitz
  • 28.8.2014 Reichenau an der Rax (A) eLSA-Think-Tank; Vortrag von Barbara Buchegger (ÖIAT)
  • 26.9.2014 Warschau (PL) 8th International Conference: Keeping Children and Young People Safe Online; Vortrag von Barbara Buchegger (ÖIAT)
  • 6.10.2014 Wien (A) Saferinternet.at-Botschafter/innen-Treffen; Vortrag von Barbara Buchegger (ÖIAT)
  • 14.10.2014 Berlin (D) Gender | Vorgehen in IT Projekten; Posterpräsentation
  • 17.10.2014 Brüssel (B) Safer Internet Forum; World Café Session
  • 31.10.2014 Nikosia (CY) Gender-Based Violence and Safety in New Media; Keynote von Barbara Buchegger (ÖIAT)

Publikationen

Öffentlichkeitsarbeit

Das Medieninteresse an den Projektergebnissen war hoch und mündete in folgende Medienberichterstattung:

  • 10.12.2013: ACR-Newsletter 05/2013 (Online) „ÖIAT und Partner erforschen die Selbstdarstellung von Mädchen und Burschen in Sozialen Netzwerken“
  • 21.5.2014: SWR2 (Radio) „Neue Studie: Jungs auf Facebook weniger emotional“
  • 18.11.2014 Werbeplanung.at (Online) „Jugendliche im Netz: Zwischen Selbstdarstellung und Cyber-Mobbing“
  • 18.11.2014 nachrichten.at (Online) „Jugendliche nutzen Internet zur Selbstdarstellung“
  • 18.11.2014 science.apa.at (Online) „Projekt untersuchte Selbstdarstellung Jugendlicher im Netz“
  • 18.11.2014 futurezone.at (Online) „Wie sich Jugendliche im Internet selbst darstellen“
  • 18.11.2014 Vienna Online (Online) „Selbstdarstellung im Internet: Projekt untersuchte Jugendliche“
  • 18.11.2014 Krone.at (Online) „So nutzt die Jugend das Netz zur Selbstdarstellung“
  • 18.11.2014 Studium.at (Online) „Projekt untersuchte Selbstdarstellung von jungen Menschen im Netz“
  • 18.11.2014 derStandard.at (Online) „Jugendliche im Internet: Projekt untersuchte Selbstdarstellung“
  • 18.11.2014 derStandard.at (Online) „Bei der Selbstdarstellung dominieren konservative Klischees“
  • 18.11.2014 Vorarlberg Online (Online) „Selbstdarstellung im Internet: Projekt untersuchte Jugendliche“
  • 18.11.2014 austria.com (Online) „Selbstdarstellung im Internet: Projekt untersuchte Jugendliche“
  • 18.11.2014 oe24.at (Online) „Für Jugendliche zählen nur „Likes““
  • 19.11.2014 Kurier Online (Online) „Nur gute Laune ist erwünscht“
  • 19.11.2014 Radio Kronehit (Radio) „Zu wenige Likes kratzen am Selbstbewusstsein“
  • 20.11.2014 OÖ Nachrichten (Online) „Selbstdarstellung um jeden Preis: Jugend im Internet“
  • 20.11.2014 Kurier (Print) „Selbstdarstellung im Netz: Traurige Gefühle werden unterdrückt“
  • 25.11.2014 Salzburg Online (Online) „Jugendliche im Netz: Wenn „Likes“ das Selbstbewusstsein bestimmen“
  • 28.11.2014 diepresse.com (Online) „Soziale Medien: „Sei du selbst, aber nicht zu viel!““
  • 29.11.2014 Vorarlberger Nachrichten (Print) „„Likes“ für das Selbstbewusstsein“
  • 29.11.2014 Die Presse (Print) „Sei du selbst, aber nicht zu viel!“
  • 3.12.2014 ServusTV, Servus am Morgen (TV) „Wie sich Jugendliche im Web präsentieren“