MueGen Driving

Ziel der geplanten Untersuchung ist der systematische Analyse geschlechts-, alters- und situationsspezifischer Unterschiede im Führungsverhalten von Fahrerinnen und Fahrern in der Längsrichtung von Fahrzeugen sowohl in Normalsituationen als auch in kritischen Fahrsituationen, wie zum Beispiel in einer bevorstehenden Kollision mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen. Mit diesen Erkenntnissen sollen in Längsrichtung wirksame FahrerInnenassistenzsysteme (FAS) an die unterschiedlichen situationsbezogenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse von Männern und Frauen angepasst werden. Zusätzlich sollen die Erkenntnisse zur Entwicklung von geeigneten Warn- und Auslösestrategien von sicherheitsrelevanten FAS beitragen.

MueGen Driving

Geschlechts- und altersspezifisches Fahrverhalten in kritischen Situationen bei verschiedenen Strassenverhältnissen

Beteiligte Organisationen

Technische Universität Graz – Institut für Fahrzeugtechnik (Projektkoordination), Fraunhofer Austria Research GmbH, AVL List GmbH, SBW Technology LTD

Projektleiter

Univ.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Arno Eichenberger
arno.eichberger@tugraz.at

Laufzeit

Juli 2013 – Dezember 2015

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Ziel des Projekts

Ziel der geplanten Untersuchung ist der systematische Analyse geschlechts-, alters- und situationsspezifischer Unterschiede im Führungsverhalten von Fahrerinnen und Fahrern in der Längsrichtung von Fahrzeugen sowohl in Normalsituationen als auch in kritischen Fahrsituationen, wie zum Beispiel in einer bevorstehenden Kollision mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen. Mit diesen Erkenntnissen sollen in Längsrichtung wirksame FahrerInnenassistenzsysteme (FAS) an die unterschiedlichen situationsbezogenen Verhaltensweisen und Bedürfnisse von Männern und Frauen angepasst werden. Zusätzlich sollen die Erkenntnisse zur Entwicklung von geeigneten Warn- und Auslösestrategien von sicherheitsrelevanten FAS beitragen.

Fragestellungen

  • Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in Präferenzen, Vertrauen und Akzeptanz für verschiedene Systemeinstellungen von längsdynamisch eingreifenden FahrerInnenassistenzsystemen, die in normalen und kritischen Fahrsituationen wirksam sind?
  • Gibt es signifikante Unterschiede im Fahrverhalten in normalen und kritischen Fahrsituationen bei längsdynamischer Fahrzeugführung abhängig vom Geschlecht und Alter der Fahrerinnen und Fahrer sowie den herrschenden Straßenverhältnissen?
  • Gibt es alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede im Situationsbewusstsein der Fahrerinnen und Fahrer bei schlechten Straßenbedingungen?

Hintergrund des Projekts

Im Jahr 2011 wurden in Deutschland mehr als 90% aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden auf menschliches Fehlverhalten zurückgeführt. Den größten Anteil an personenbezogenen Unfallursachen weisen Lenkerinnen und Lenker von Personenkraftwagen auf. Detailliertere Untersuchungen des Fehlverhaltens dieser Gruppe zeigen eine deutliche Geschlechts- und Altersabhängigkeit. Diese Zahlen weisen sowohl auf die generelle Notwendigkeit der Unterstützung der Fahrerin und des Fahrers in der Fahrzeugführung hin als auch auf die spezielle Adaption von FahrerInnenassistenzsystemen (FAS) an die Fahrerinnen und Fahrer. Der Einsatz eines geschlechts- und altersspezifischen FAS verspricht hohes Potential zur Vermeidung von Unfällen sowie der Reduktion der Unfallschwere.

Geschlechter-/Gender-Konzeption

Das Projekt fokussiert auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Fahrverhalten, die in Kombination mit den Dimensionen Alter und Situationsabhängigkeit (z.B. Wetterbedingungen oder Straßenzustand) analysiert werden.

Ergebnisse

Die Vorstudie wurde geplant und im November 2013 wurden die zugehörigen Realversuche durchgeführt. In Änderung zum Projektplan wurde beschlossen anstatt professionellen Testfahrerinnen und Testfahrern auf der Fahrerseite dies mit geeigneten freiwilligen Versuchspersonen durchzuführen und die Bewertung mit der Fahrerin / dem Fahrer durchzuführen. Die gewonnenen präzisen fahrdynamischen Daten werden im Weiteren zum Zwecke des Vergleiches mit den Ergebnissen des Fahrsimulators und zur Gewinnung von Objektivdaten eingesetzt.

Der am Institut vorhandene Fahrsimulator wurde im Rahmen des Projekts sukzessive anhand des Projektplans erweitert.

Die Hypothese der Forschungsfrage 1 konnte weitgehend bestätigt werden, nämlich, dass individuelle Unterschiede von Fahrerinnen und Fahrern zu Bedienung und Funktion der untersuchten Assistenzsysteme (Abstandstempomat (ACC) und der Notbremsassistent (AEB)) bestehen. Signifikante Genderunterschiede wurden bei der Bewertung des Minimalabstandes zum vorderen Fahrzeug sowie bei der Einschätzung der Bedienbarkeit und des Komforts, bei der Interaktion mit dem ACC festgestellt. Die Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Bewertung der Regelungsabläufe des ACC, wie Reaktionszeit des ACC, Zeitpunkt, Stärke und Ruck der autonomen Bremsung und Beschleunigung. Die statistische Analyse zeigt keine signifikanten Genderunterschiede in der Akzeptanz und im Vertrauen auf ACC.

Die autonome Kollisionsvermeidung des Notbremsassistenten wurde bei zwei Manövern erprobt: Fußgänger-Dummy und Fahrzeugattrappe. Die Ergebnisse zeigen, dass Autofahrerinnen die autonome Vollbremsung des Notbremsassistenten bei dem Manöver mit dem Fußgänger-Dummy weniger komfortabel und weniger sicher als Autofahrer bewerten.

Dissemination der Ergebnisse

Der Testbetrieb des Fahrsimulators wurde durch eine eintägige Vorführung im Rahmen der 10 Jahresfeier des Frank-Stronach-Institutes demonstriert. TeilnehmerInnen der Veranstaltung konnten den Fahrsimulator ausprobieren.

Bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische und Technische Traumbiomechanik (GMTTB) am 2.-3. Juni in Konstanz wurde ein beachteter Vortrag gehalten, der im Weiteren zur Wahl des Vortragenden Dr. Eichberger in den Vorstand der GMTTB geführt hat.

Lex, Cornelia; Eichberger, Arno; Koglbauer, Iona; Schinko, Christoph; Holzinger, Jürgen; Battel, Mario; Bliem, Norbert; Sternat, Anton (2014). Bewertung von Fahrerassistenzsystemen von Normalfahrerinnen und Normalfahrern im Realversuch. - in: 4. Jahrestagung der GMTTB (Gesellschaft für Medizinisch Technische Traumabiomechanik).

Eichberger, Arno; Lex, Cornelia (2014). Forschungserfolge - Der Jahresbericht 2013 der Österreichischen Forschungsfördergesellschaft FFG. 2014.

Kobialka, Hans-Ulrich.; Lex, Cornlia (2014). Friction Estimation – Optimization of Sensor Configuration with respect to RMSE and Costs. - in: 5th International Munich Chassis Symposium 2014, S. 741 – 755.

Eichberger, Arno (2014). Bewertung von Fahrerassitenzsystemen von Normalfahrerinnen und Normalfahrern im Realversuch. - in: 4. Jahrestagung 2014 der GMTTB (Gesellschaft für Medizinische und Technische Traumabiomechanik). Konstanz am: 02.03.2014

Eichberger, Arno; Koglbauer, Iona; Lex, Cornelia; Bliem, Norbert; Sternat, Anton; Schinko, Christoph; Battel, Mario; Holzinger, Jürgen (2014). Bewertung von Fahrerassistenzsystemen von nicht professionellen Fahrerinnen- und fahrern im Realversuch. - in: Jubiläumsveranstaltung zum 25 jährigen Bestehen von INFAR. Linz am: 10.10.2014

Koglbauer, Iona; Eichberger, Arno; Lex, Cornelia; Bliem, Norbert; Sternat, Anton; Holzinger, Jürgen; Schinko, Christoph; Battel, Mario (2015). Bewertung von Fahrerassistenzsystemen von nicht professionellen Fahrerinnen und Fahrern im Realversuch. - in: Humanwissenschaftliche Beiträge zur Verkehrssicherheit und Ökologie des Verkehrs, MEHR SICHERES VERHALTEN IM STRASSENVERKEHR, S. 86 – 102.

Koglbauer, Iona; Eichberger, Arno; Lex, Cornelia; Holzinger, Jürgen; Schinko, Christoph; Ullrich, Torsten (2015). A model for subjective evaluation of automated vehicle control. - in: The 18th International Symposium on Aviation Psychology. Dayton, OH am: 06.05.2015

Koglbauer, Iona.; Eichberger, Arno; Lex, Cornelia; Holzinger, Jürgen; Schinko, Christoph; Ullrich, Torsten (2015). Evaluation of driving maneuvers in reality and in an autostereoscopic 3D simulation with integrated eye-tracking. - in: Europe Chapter of the Human Factors and Ergonomics Society Annual Conference. Groningen am: 14.10.2015

Nachwuchsförderung

Die Genderberaterin hat gendergerechte Forschungsmethodik, zum Beispiel über Betreuung der Bachelorprojekte von Norbert Bliem und Anton Sternat an den wissenschaftlichen Nachwuchs weitergegeben.

Öffentlichkeitsarbeit

Artikel in Kleine Zeitung (Stadtausgabe Graz) am 31.10.2013 mit dem Titel „Forschung zwischen A und B“, S. 26-27

Artikel in Kleine Zeitung (Stadtausgabe Graz) am 4. 8. 2015 mit dem Titei „Abstandhalten ist Frauensache.“, S. 16 - 17