Studienzusammenfassung
Gender in the Global Research Landscape

Eine Analyse geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Forschung über den Zeitraum von 20 Jahren in zwölf Ländern und 27 wissenschaftlichen Sparten.

Studienzusammenfassung

Zusammengefasst  für FEMtechvon Florian Holzinger (JOANNEUM RESEARCH)

Die Studie untersucht, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede in folgenden Bereichen des Wissenschaftssystems gibt:

  • bei der Beschäftigung in der Forschung,
  • der wissenschaftlichen Produktivität,
  • den wissenschaftlichen Auswirkungen und Kooperationen.

Sie beobachtet die Entwicklung geschlechtsspezifischer Unterschiede über einen Zeitraum von rund 20 Jahren. Zudem analysiert die Studie den Umfang, die Relevanz und die Entwicklung der Genderforschung. Sie analysiert dazu bibliometrische Daten aus Publikations-datenbanken wie ScienceDirect und Scopus sowie Daten der World Intellectual Property Organization (WIPO). Insgesamt vergleicht die Studie 12 Länder bzw. Regionen miteinander.

  • Australien, Brasilien, Kanada, Chile, Frankreich, Dänemark, Europäische Union (EU28), Japan, Mexico, Portugal, Großbritannien, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Die bibliometrischen Daten werden in Vergleichszeiträumen von jeweils 5 Jahren analysiert: 1996-2000 und 2011-2015.

Entwicklung des Wissenschaftlerinnen-Anteils

Zwischen den Vergleichszeiträumen (1996-2000 und 2011-2015) ist der Anteil an Wissenschaftlerinnen in allen Vergleichsländern deutlich angestiegen.

  • Am niedrigsten ist er in Japan (20%), während Portugal und Brasilien den höchsten Frauenanteil (49%) aufweisen. In der EU28 beträgt er 41%. (siehe Abb. 1)
  • Frauen sind überdurchschnittlich häufiger in der bio-medizinischen Forschung anzutreffen.
  • Während die Ingenieurswissenschaften, Physik und Computerwissenschaften deutlich stärker von Männern dominiert sind.

Abbildung 1: Anteile der männlichen und weiblichen WissenschaftlerInnen nach Vergleichsländern und -perioden, 1996-2000 und 2011-2015

ErfinderInnen

Zwischen den Vergleichszeiträumen ist der Frauenanteil unter ErfinderInnen in fast allen Vergleichsländern angestiegen (siehe Abb. 2).

  • Trotzdem ist der Frauenanteil noch immer sehr niedrig und liegt deutlich unter dem Frauenanteil beim Forschungspersonal.
  • Erfinderinnen sind häufiger im Hochschul- und öffentlichen Forschungssektor anzutreffen als im Unternehmenssektor.
  • Zudem sind Erfinderinnen in spezifischen Sektoren – vor allem im Biotech-Sektor konzentriert.

Der Anteil der Patente, bei denen zumindest eine Frau dem ErfinderInnen-Team angehört hat, ist höher als der Frauenanteil unter den ErfinderInnen:

  • Erfinderinnen sind häufiger an Patenten beteiligt, als es der niedrige Anteil an Frauen unter ErfinderInnen erwarten lässt.

Abbildung 2: Anteile der männlichen und weiblichen ErfinderInnen nach Vergleichsländern und -perioden, 1996-2000 und 2011-2015

Wissenschaftlicher Output

Im Durchschnitt publizieren Männer mehr wissenschaftliche Artikel als Frauen (in einem 5 Jahres-Vergleichsfenster)

  • Mit Ausnahme von Japan

Abbildung 3: Durchschnittlicher wissenschaftlicher Output per Forscher/in nach Geschlecht, Vergleichsländer und -periode, 1996-2000 und 2011-2015

Zudem vergrößert sich der Produktivitätsabstand von Frauen und Männern zwischen den Vergleichszeiträumen in fast allen Vergleichsländern

  • Mit Ausnahme von Japan und Mexiko

Abbildung 4: Durchschnittlicher wissenschaftlicher Output per Forscher/in nach Geschlecht, Vergleichsländer und -periode, 1996-2000 und 2011-2015

Wissenschaftliche Wirkungen

Trotz geringerem wissenschaftlichen Output von Frauen sind bei den wissenschaftlichen Auswirkungen der Artikel keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern feststellbar (siehe Abb. 5).

  • Die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim nach Disziplinen gewichteten Download-Impact als auch beim nach Disziplinen gewichteten Zitationsimpact sind nur geringfügig.
  • Am deutlichsten sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Großbritannien, Australien, Frankreich, Dänemark und Portugal ausgeprägt.

Abbildung 5: Durchschnittlicher Zitationsrate per Forscher/in nach Geschlecht, Vergleichsländer und -periode, 1996-2000 und 2011-2015

Wissenschaftliche Zusammenarbeit

  • Frauen sind im Wissenschaftsbereich weniger häufig international mobil als ihre männlichen Kollegen.
  • Sie publizieren zudem seltener Artikel, die auf einer internationalen Kooperation zwischen WissenschaftlerInnen aufbauen.
  • Und sie arbeiten für wissenschaftliche Publikationen seltener mit WissenschaftlerInnen aus anderen Forschungssektoren zusammen.
  • Frauen publizieren häufiger interdisziplinäre Forschungsarbeiten, wobei interdisziplinäre Publikationen geringere Zitationsraten aufweisen.

Die Entwicklung der Genderforschung

Genderforschung ist ein relativ schnell wachsendes Forschungsfeld, wobei die EU28 deutlich gegenüber den USA aufgeholt haben.

  • Während zwischen 1996-2000 50% aller Publikationen im Bereich der Genderforschung in den USA entstanden sind und nur 21% in der EU28, hat sich dies im Zeitraum 2011-2015 ausgeglichen: nun werden 34% der Forschungsergebnisse in den USA und 35% in Europa publiziert.

Die Genderforschung ist im wesentlichen auf zwei Disziplinen konzentriert: auf den biomedizinischen Bereich und die Sozialwissenschaften.

  • Zunehmend werden mehr Forschungsergebnisse publiziert, die beide Bereiche interdisziplinär überspannen.

Über diese Publikation

Publikationsart: Studie
Publikationsquelle: International
Publikationssprache: Englisch
Titel: Gender in the Global Research Landscape
Erscheinungsjahr: 2019
Herausgeber:in: Elsevier