21. FEMtech Netzwerktreffen vom 20.04.2009

20.04.2009 Tech Gate Vienna

Muss Frau ein Mann sein, um Karriere zu machen? Das 21. FEMtech Netzwerktreffen beschäftigte sich mit dem Thema ,,Frauenkarrieren in F&E".

Trotz gleicher Bildungsabschlüsse gelingt es Frauen bisher nicht, auf der Karriereleiter ebenso zu reüssieren wie ihre männlichen Kollegen. Wirtschaftlich schwierige Zeiten wie diese begünstigen   zusätzlich das Festhalten an alten Rollenmustern und binden Frauen wieder mehr an Heim und Herd, verweist Gertraud Oberzaucher vom FEMtech kompetenzzentrum anlässlich des 21. FEMtech Netzwerktreffens, dass am 20.04.2009 im Tech Gate Vienna stattfand, auf Einschätzungen der Frauenrechtsikone Alice Schwarzer.

Die Förderung der Karrierechancen von Frauen stellt eine wesentliche Zielsetzung der FEMtech Aktivitäten dar. Studien zeigen, dass an verschiedenen Stellen der Karriereleiter für Frauen spezifische Weichenstellungen erfolgen. Zudem zeigen sich auch dort, wo vergleichbare Karrierebedingungen für Frauen und Männer vorzufinden sind, Unterschiede. Das 21. Netzwerktreffen, moderiert von Karin Bauer, Der Standard, betrachtete die ,,Frauenkarrieren in Forschung und Entwicklung" genauer.

,,Das Wichtigste ist die Macht des Handelns zu bewahren, zu wissen, dass es sich bei Entscheidungen um Entscheidungsketten handelt, dafür zu sorgen, nicht in eine Sackgasse oder einen Hinterhalt zu geraten", rät Ingela Bruner, Altrektorin der Universität für Bodenkultur, Wissenschafterinnen. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie unfair es sein kann, in ein Spiel zu geraten, in dem man die ,,Spielregeln auf einem unebenen Spielbrett" nicht kennt. Bei einer Ausschreibung müssen die Auswahlkriterien vorher festgelegt werden, damit auch Frauen die Chance haben, Führungspositionen zu erreichen und zu erhalten, fordert Ingela Bruner.

Helene Schiffbänker vom FEMtech kompetenzzentrum verwies in ihrem Vortrag zum Thema ,,Karrierebilder in der industriellen Forschung" darauf, dass Karrieren in Forschung und Entwicklung nach objektiven, aber auch nach subjektiven Kriterien als erfolgreich einzustufen sind. Ihrer Meinung nach dominieren subjektive Kriterien wie ,,Spaß an der Arbeit", ,,nicht immer dasselbe tun", eigenständig arbeiten", ,,Balance zwischen Beruf, Familie und Freizeit" oder ,,Aufstieg, Einkommen" gegenüber dem objektiven Karriereerfolg und sind aufgrund der negativen Erfahrungen von Frauen mit dem System relevanter.

,,Eine Frau muss ein Mann sein, um Karriere zu machen" ist das Fazit des Psychologen Guido Strunk vom Forschungsinstitut für Gesundheitsmanagement und Gesundheitsökonomie. Im Rahmen des WU-Projekts ViCaPP, bei dem die Einflussfaktoren auf Karrieren untersucht werden, zeigte sich, dass es für Frauen nicht reicht, gut zu sein. Untersuchungen an ,,virtuellen Zwillingen", Paaren aus Männern und Frauen, die sich in keiner anderen Hinsicht als ihrem biologischen Geschlecht voneinander unterscheiden, zeigen, dass Frauen im Verlauf von zehn Jahren trotz gleicher Ausgangssituation um mehr als EUR 71.000 weniger verdienen als Männer.

Der Frage nach den Ursachen für die Unterschiede zwischen akademischen Karrieren von Männern und Frauen ging Jutta Dalhoff, Leiterin des CEWS, nach. Das CEWS ist eine Einrichtung für Wissenschafterinnen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und politischen Gremien, das sich als nationaler Knotenpunkt zur Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Mannern in Wissenschaft und Forschung  in Deutschland etabliert hat. Jutta Dalhoff ortet Karriere-Barrieren für Frauen sowohl auf struktureller als auch auf internaler Ebene: Frauen werden zum Beispiel bei der Nachwuchsrekrutierung weniger ins Visier genommen als Männer, bei Leistungs- und Verfügbarkeitserwartungen schneiden sie schlechter ab, sie investieren weniger Zeit in Selbstpräsentation, Vorträge und Publikationen und ihre Berufsmotivation ist stark inhaltlich geprägt, während auf Position und Aufstieg weniger Wert gelegt wird.

Aspekte wie ,,Sind Frauen vielleicht zu sachorientiert?" oder Forderungen wie ,,Frauen brauchen mehr Machtkompetenz" wurden bei der anschließenden Podiumsdiskussion angesprochen und beim Networking am Buffet angeregt weiterdiskutiert.

Die Fotos zum Netzwerktreffen finden Sie HIER.
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