FEMtech Netzwerktreffen vom 19. November 2012

19.11.2012 Tech Gate Vienna, 19. Stock, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien

Chancengleichheit und Exzellenz, eine Frage der Forschungskultur?

Im Rahmen des FEMtech Netzwerktreffens, das unter dem Titel ,,Chancengleichheit und Exzellenz, eine Frage der Forschungskultur" am 19. November 2012 im Tech Gate Vienna stattfand, wurde die neue Studie ,,Humanressourcen Barometer" von JOANNEUM RESEARCH von Florian Holzinger und Sybille Reidl vorgestellt. Rupert Pichler, Abteilungsleiter für Forschungs- und Technologieförderung im BMVIT, wies in seiner Begrüßung auf die immer größer werdende Bedeutung in Bezug auf eine innovative Forschungskultur hin, die Chancengleichheit für Männer und Frauen in F&E hat.

In dieser Studie wurde u.a. ein Vergleich Österreich-Schweden angestellt und die Frage aufgeworfen, was Österreich von Schweden lernen kann. Schweden ist in Forschung und Entwicklung Innovation Leader und nimmt darüber hinaus auch eine Vorbildfunktion im Human Ressourcen-Bereich ein. Die Steigerung von Chancengleichheit hat einen großen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, da Frauen die Hälfte des Potenzials an Talenten ausmachen. Die technologische Leistungs- und Innovationsfähigkeit von Ökonomien und Gesellschaften hängt auf lange Sicht maßgeblich davon ab, wie dieses Potenzial genützt wird.

Um Frauen für die Forschung und Entwicklung verstärkt gewinnen zu können ist es laut Holzinger notwendig, eine Forschungskultur zu schaffen, die für Frauen wie für Männer gleichermaßen attraktiv ist. Die Studie ,,HR-Barometer" zeigt, dass es hier signifikante Unterschiede zwischen Österreich und Schweden gibt. So herrscht in Österreich nach wie vor eine Überstunden- und Anwesenheitskultur vor allem in der Forschung vor. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass Schweden trotz einer wesentlich geringeren durchschnittlichen Arbeitszeit Innovation Leader ist. Weitere interessante Indikatoren weisen darauf hin, dass Schweden eine höhere Wissensintensität aufweist mit mehr tertiär qualifizierten Personen, WissenschafterInnen und IngenieurInnen als Österreich. Schweden verfügt über eine längere Tradition von Frauen in Forschung und Entwicklung und dieser Prozess ist stabil, sodass der Frauenanteil in F&E in Schweden höher als in Österreich ist. Auffallend ist nach wie vor die starke geschlechtsspezifische Segregation: 90% der Frauen in Österreich und Schweden studieren nicht Ingenieurs- bzw. Naturwissenschaften, was zu einem Nachwuchsmangel in diesem Bereich beiträgt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde der Frage nachgegangen, welche Herausforderungen für die Arbeitskultur es in Bezug auf die Verbesserung der Chancengleichheit in Österreich gibt. Der größte Hebel ist laut Eva Prieschl-Grassauer, CSO bei Marinomed Biotechnologie GmbH, die Nachwuchsförderung. Junge Frauen haben nach wie vor wenig konkrete Vorstellungen, was das Berufsbild der Technikerin/der Forscherin alles umfasst, meint auch Birgit Hofstätter, wissenschaftliche Mitarbeiterin des IFZ Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung. Das Interesse für Technik sei bei Jugendlichen vorhanden, es muss jedoch ein Bezug zu ihren Lebenswelten hergestellt werden. Ein weiterer wichtiger Hebel, so Sigrid Alten, Diversity Managerin bei der Infineon Technologies Austria AG, ist es Gender Mainstreaming im mittleren Management eines Unternehmens zu verankern. Das sei zwar ein aufwendiger Prozess, doch es gehe auch um einen großen Kulturwandel in Bezug auf die Stärkung von Frauen und die Erhöhung des Frauenanteils auf allen Hierarchieebenen, den es umzusetzen gilt. Holzinger betont, dass flexible Arbeitszeiten und die Gestaltung von flexiblen Arbeitsorten wesentlich sind, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Hier gibt es jedoch auch einen negativen Aspekt, der dazu führt, dass Frauen und Männer weniger sichtbar für das Unternehmen sind, da sie weniger anwesend sind. Es ist wesentlich, ein Umfeld zu fördern, das die Karriere von Frauen in Forschung und Entwicklung selbstverständlicher werden lässt. Hier gilt es verstärkt anzusetzen, so Hofstätter: ,,Frauenförderung ist nach wie vor ein wichtiges Thema, um Frauen in Positionen zu bringen, wo sie etwas bewirken können. Daher sind Frauenquoten und finanzielle Anreize notwendig, dann gelingt vieles von allein."

Die Sichtbarmachung von Frauen in Forschung und Entwicklung wird u.a. durch die Initiative des bmvit ,,FEMtech Expertin des Monats" ermöglicht. Nähere Informationen

Im Anschluss an das FEMtech Netzwerktreffen wurde auf Einladung des bmvit die Möglichkeit zum Netzwerken am Buffet geboten.

Fotos: © annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger

© Anna Rauchberger