FEMtech Netzwerktreffen vom 20. Juni 2016

20.06.2016 FH Burgenland, Campus 1, Eisenstadt

Chancengleichheit als Schlüssel zum Erfolg?

Was bedeutet es, im Unternehmen faire Rahmenbedingungen für Frauen und Männer zu schaffen? Welcher Nutzen erwächst daraus? Welche Herausforderungen ergeben sich bei der Umsetzung diverser Maßnahmen in Unternehmen und wie kann mit ihnen umgegangen werden? Welche Erfolgsfaktoren spielen zur Erreichung von Chancengleichheit im Betrieb eine wesentliche Rolle? Wie und wo kann Know-how und Unterstützung für diesen Prozess abgeholt werden?

Diesen Fragen wurde im Rahmen des letzten FEMtech Netzwerktreffens, das am 20. Juni 2016 in Eisenstadt stattfand, nachgegangen.

 

Walter Mayrhofer, Geschäftsführer von FTI Burgenland eröffnete als Kooperationspartner und stellvertretend für den Gastgeber FH Burgenland gemeinsam mit Silvia Neumann (bmvit) das diesmalige Netzwerktreffen. 

Anschließend präsentierte Judith Palatin (FFG) die aktuellen Zahlen, Daten & Fakten zu den Unterschieden zwischen Frauen und Männern in Themen wie Bildung, Einkommen, Führungspositionen,
Tätigkeit in verschiedenen Wirtschaftsklassen etc. mit besonderem Fokus auf das Burgenland. Daraus leitet sie die möglichen Zusammenhänge für die Ursachen ab.

Für sie steht außer Zweifel, dass gelebte Chancengleichheit einen klaren Nutzen für Organisationen bedeutet. Die drei wichtigsten Vorteile liegen für sie in folgenden Bereichen:

  • Rechtssicherheit
  • Wirtschaftlicher Vorteil
  • Steigerung der Attraktivität als ArbeitgeberIn

Für die Schaffung von Chancengleichheit in Organisationen wird idealerweise das Ziel der gendergerechten Organisationskultur angestrebt, das oft mit einer tiefgreifenden Veränderung in der Organisation einhergeht und dadurch Sorgen und Irritationen auslösen kann. Daher sind einige wichtige Faktoren zu beachten: Von Seiten des Managements braucht es zu Beginn eine Vision und ein klares Bekenntnis zur Zielerreichung. Eine Standortbestimmung in der blinde Flecken, Lücken und der Handlungsbedarf eruiert werden, ist ebenso wie die Information und Einbindung aller Mitarbeitenden die Basis für den Erfolg des Veränderungsprozesses. Eine externe Genderexpertise ins Projekt einzuplanen, bietet den Vorteil der Neutralität und Metasicht. Neben der strategischen Planung und Umsetzung sind vor allem maßgeschneiderte Maßnahmen für die jeweilige Organisation unabdingbar.

Zum Schluss stellte Frau Palatin Förderungen vor, die von der FFG im Auftrag des bmvit abgewickelt werden und die den Weg von Organisationen zu gleichen Chancen für Frauen und Männern unterstützen können: FEMtech Karriere-Check für KMU fördert die Durchführung einer Genderanalyse und die Ableitung von Maßnahmen im Bereich Chancengleichheit, FEMtech Karriere unterstützt die Umsetzung von konkreten Aktivitäten zur Verbesserung der Chancengleichheit und die beiden Praktikaformate FEMtech Praktika für Studentinnen und Praktika für Schülerinnen und Schüler sorgen dafür mehr Nachwuchsforscherinnen für den FTI Bereich zu gewinnen bzw. junge Menschen für Forschung und Entwicklung in Naturwissenschaft und Technik zu begeistern

In der anschließenden Podiumsrunde fand zwischen den Podiumsgästen und dem Publikum ein Erfahrungs- und Meinungsaustausch zum Thema statt:

Jürgen Beiglböck (rmData) stellte fest: Organisationen mit gleichen Chancen für Frauen & Männer performen besser. Es entstehen Innovationen und neue Produkte. Vor allem ist er der Meinung, dass viele Unternehmen das Potenzial noch nicht sehen – Frauen bilden 50% des Marktes. Er sieht Chancengleichheit als Thema mit dem sich das Top Management auseinander setzen muss. Katharina Kreuter (Güssing Energy Technologies) leitet ein FEMtech Karriere-Check Projekt. Viel Positives wurde durch die bereits durchgeführte Genderanalyse sichtbar, jedoch wurden auch einige Schwachstellen gefunden. Zur Umsetzung der aus den Ergebnissen abgeleiteten Maßnahmen plant sie im Anschluss ein FEMtech Karriere Projekt. Franziska Huber (Frau in der Wirtschaft Burgenland) sieht als ihre Aufgabe im Rahmen ihrer Tätigkeit positive Beispiele aufzuzeigen. Viele Frauen im Burgenland entscheiden sich auch für den Weg zur Unternehmerin, da die Rahmenbedingungen besser steuerbar sind. Chancengleichheit beginnt für sie bei den Rollenbildern, das sieht sie selbst in ihrem Unternehmen. In der Produktion bewerben sich fast keine Frauen, im Vertrieb hingegen sind nur Frauen tätig. Diese Rollenbilder zu hinterfragen und die Prioritäten auf gleiche Chancen für alle zu legen, ist ein wichtiger Schritt. Auch Katharina Kreuter sieht die Schranken im Kopf als wesentliches Hindernis für mehr Frauen in der Technik. Für sie selbst war es ein längerer Weg zu erkennen, dass Frauen gleichwertige Leistungen in der Technik liefern können. Durch die Erfahrung kam die Sicherheit dazu. Walter Mayrhofer (FTI Burgenland) sieht den Handlungsbedarf für die Zukunft des Burgenlandes in der Schaffung von Chancen durch mehr Arbeitsplätze. Dabei geht es aus seiner Sicht vor allem um die Förderung von Talenten, egal welchen Geschlechts. Die wesentliche Herausforderung für Frauen und Männer auf dem Karriereweg ist es die Betreuung der Kinder und die geforderte Mobilität zu bewältigen. Ohne Unterstützung vom Partner/Partnerin ist dies nicht möglich. Die hohe zeitliche Verfügbarkeit in einer Forschungstätigkeit ist zu hinterfragen – er hatte immer das Gefühl zu wenig zu Hause zu sein. 

Nach der Diskussion wurde die FEMtech Expertin des Monats Juni vorgestellt. Martina Meirhofer (Bioenergy 2020+) arbeitet in der außeruniversitären Forschung im Bereich Pyrolyse. Ihr Interesse liegt in der angewandten Forschung, so kam sie auch nach ihrem Studium zur Forschung Burgenland und danach zu Bioenergy 2020+. Frau Meirhofer sieht sich als Role Model für junge Frauen, die den Weg in Forschung und Technik gehen möchten. Auf Ihre Prämierung zur FEMtech Expertin des Monats hat sie viel positives Feedback erhalten.

Im Anschluss wurde auf Einladung des bmvit am Buffet weiter diskutiert und genetzwerkt.

Fotos: © annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger

© Anna Rauchenberger