FEMtech Netzwerktreffen vom 24. Juni 2013

24.06.2013 WIFI Oberösterreich, 4021 Linz, Wiener Straße 150

Unternehmenskulturen verändern – mehr Frauen in Führungspositionen

Unterschiedliche Unternehmenskulturen sind ausschlaggebend dafür, dass Frauen einen Karrierebruch erfahren oder nicht. Katharina Hochfeld präsentierte am 24. Juni 2013 beim FEMtech Netzwerktreffen im WIFI Linz die aktuelle Studie aus 2012 der Fraunhofer Gesellschaft Berlin: „Unternehmenskulturen verändern – Karrierebrüche vermeiden“. Silvia Neumann, Abteilung für Forschungs- und Technologieförderung im bmvit, wies in ihrer Begrüßung auf Talente – den Förderschwerpunkt des BMVIT und speziell auf die Ausschreibung FEMtech Karriere hin, die gezielt die Erhöhung von Chancengleichheit in Unternehmen fördert.

Ziel des Fraunhofer-Projekts ist es, auf Grundlage einer umfassenden Ursachenanalyse neue Ansätze zur Vermeidung von Karrierebrüchen weiblicher Führungskräfte zu entwickeln. Das Projekt wurde von der Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit neun Partnerunternehmen durchgeführt: Allianz Deutschland AG, BASF SE, Bayer AG, Bosch-Gruppe, Daimler AG, Deutsche Bahn AG, EADS, Infineon Technologies AG und Microsoft. Ziel aller beteiligten Unternehmen ist es, den Anteil von Frauen in Führungspositionen weiter zu erhöhen.

  1. Die Ergebnisse zeigen, dass Einzelmaßnahmen wie beispielsweise zur besseren Vereinbarkeit von Karriere und Familie oder Maßnahmen zur Kompetenzerweiterung von Potenzialträgerinnen wie Mentoring- und Seminarangebote nicht ausreichen, um Karrierebrüche von Frauen zu vermeiden. Um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, ist ein umfassender Kulturwandel in Unternehmen notwendig.
  2. Die identifizierten unternehmenskulturellen Ursachen der Karrierebrüche von Frauen sind in verschiedenen Unternehmen unterschiedlich stark ausgeprägt. Nicht alle Unternehmen sind mit denselben Problemlagen konfrontiert, sondern stehen kulturspezifischen Anforderungen gegenüber. Es konnten vier idealtypische Kulturmuster identifiziert werden. Deren Charakteristika definieren die spezifischen Herausforderungen für die Erreichung des Ziels „mehr Frauen in Führungspositionen“. Damit geben die vier Kulturmuster auch die Ansatzpunkte für die organisationsspezifische Handlungsempfehlungen vor.

So gibt es das Kulturmuster „offene Hochleistungskultur“, bei der trotz Offenheit und Liberalität Karrierebrüche aufgrund des überhöhten Leistungsprinzips erzeugt werden. Hohe Leistungs- & Flexibilitätsanforderungen können von Frauen schwerer erfüllt werden, da sie häufiger die familiäre Fürsorgeverantwortung übernehmen. Bei der „konformistischen Formalkultur“ gibt es Karrierebrüche trotz formaler Prozesse durch irritierendes „Anderssein“. Herangehensweisen und Führungsverhalten von Frauen werden in von männlichen Mehrheiten definierten Umgebungen oft als unpassend und irritierend wahrgenommen. Weiters gibt es die „konservative Ausschlusskultur“: Hier gibt es Karrierebrüche durch traditionelle Wertvorstellungen und Männerzirkel. Geschlossene Männerzirkel behindern den Aufstieg von Frauen. Der Ausschluss wird dabei normativ über traditionelle Geschlechtsrollenbilder begründet. Und schließlich gibt es die „veränderungsorientierte Bewahrungskultur“: trotz Diversityorientierung kommt es zu Karrierebrüchen durch Beharrungstendenz. Die Herausforderung für mehr Frauen in Führungspositionen liegt hier darin, dass Frauen hohe Erwartungen an das Diversity-Engagement ihres Arbeitgebers haben. Zugleich gibt es die Angst vor Machtverlust der männlichen Mitarbeiter.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde ein Reality-check mit ExpertInnen aus der Praxis durchgeführt: Katharina Hochfeld (Fraunhofer-Gesellschaft Berlin), Johanna Hummelbrunner (Robert Bosch AG Wien), Anette Klinger (IFN Beteiligungs GmbH, Frau in der Wirtschaft OÖ), Isabella Scheibmayr (Johannes Kepler Universität) und Andreas Geiblinger (Netzwerk Humanressourcen OÖ) nahmen daran teil.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde die FEMtech-Expertin des Monats Mai 2013 Elisabeth Spitzenberger der Energie AG Oberösterreich und die FEMtech Expertin des Monats Juni 2013 Sandra Häuplik-Meusburger von der TU Wien vom bmvit ausgezeichnet und geehrt. Sandra Häuplik-Meusburger ist zugleich die 100. FEMtech-Expertin des Monats. Seit 2005 wird auf Initiative des bmvit die „FEMtech-Expertin des Monats“,  die zur Sichtbarmachung von Frauen in Forschung und Technologie beiträgt, präsentiert. Nähere Informationen zur Expertin.

Im Anschluss wurde auf Einladung des bmvit am Buffet genetzwerkt.

"Unternehmenskulturen verändern - Karrierebrüche vermeiden" - Studie der Fraunhofer-Gesellschaft (2012)

Fotos: © annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger