FEMtech Netzwerktreffen vom 28. Oktober 2013

28.10.2013 Tech Gate Vienna

Innovative Mischung. Lösungen zur Überwindung von Diskriminierung

Das Wort Diskriminierung ist laut Gudrun Biffl in Österreich nach wie vor tabuisiert. Gudrun Biffl und Thomas Pfeffer vom Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems griffen im Frühjahr 2013 das Thema in der Studie „Diskriminierung in Rekrutierungsprozessen verstehen und überwinden“ auf und präsentierten diese beim FEMtech Netzwerktreffen am 28. Oktober 2013 im Tech Gate Vienna.

Rupert Pichler (BMVIT) wies bei seiner Begrüßung darauf hin, dass es für eine gelungene Migration wesentlich sei, Menschen ihren Qualifikationen entsprechend zu beschäftigen. Andreas Wildberger (FFG) bezog sich auf den aktuellen Global Gender Gap Report, in dem Österreich im Bereich „Economic Participation and Opportunity of Women“ nur den 69. Platz von 136 Ländern belegt. Humanpotenzial müsse daher besser ausgeschöpft und Frauen in ihrer Karriere verstärkt unterstützt werden.

Diskriminierung von bestimmten Personengruppen (MigrantInnen, ältere Personen, Frauen) auf dem Arbeitsmarkt erfolgt laut Gudrun Biffl durch Ungleichheit infolge von Zugangsbeschränkungen zum Arbeitsmarkt (Beschäftigungsdiskriminierung), Lohndiskriminierung, weniger Aus- und Weiterbildung sowie Karrierechancen und eine berufliche Segregation. Benachteiligung oder Diskriminierung sei immer auf mangelnden Wettbewerb zurück zu führen, so Biffl in ihrem Vortrag. Im Kampf gegen Diskriminierung ist sie für die Einführung einer relativen Quote.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde die Frage aufgeworfen, was gelungene Migration ausmacht und welche Hürden überwunden werden müssen, um in Österreich als Drittstaatenangehörige/r Karriere zu machen.

Laut Winfried Göschl (AMS Wien) müssten die Kriterien für die Rot-weiß-rot-Karte geändert werden, wenn der Wunsch nach mehr Zuzug von MigrantInnen nach Österreich bestehen sollte. Im Moment sei dafür kein Interesse von Seiten der Politik spürbar. Göschl sieht das vordergründige Problem in Bezug auf eine gelungene Integration darin, dass viele Personen mit Migrationshintergrund keine Berufsausbildung hätten. Die KundInnen von Heinz Kasparovsky (BMWF) sind Menschen aus dem Ausland, die eine sehr hohe Ausbildung haben und diese anerkennen lassen möchten. Das System zur Anerkennung ausländischer Studienabschlüsse sei sehr komplex. Maximal ein Drittel der Fälle werde sofort positiv beschieden, der Rest nur mit Ergänzungsprüfungen, die sehr zeitintensiv sein können.

Vasiliki-Maria Archodoulaki (TU Wien) kam mit 17 Jahren aus Griechenland nach Österreich, studierte und machte anschließend Karriere an der Universität. Sie ist MiA-Preisträgerin, ein Award für Frauen mit internationalem Hintergrund, die erfolgreich in und für Österreich tätig sind. Sie selbst hat als Migrantin nie Diskriminierung erlebt, was darauf zurück zu führen ist, dass sie aus einem EU-Land stammt und in einer sehr weltoffenen Familie aufgewachsen ist. „Man muss schnell und gut Deutsch lernen, das ist die Eintrittskarte für die neue Heimat“, so Archodoulaki.

Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund liegt in der AVL List GmbH in Österreich bei 16%. Die Belegschaft in der Niederlassung in Graz umfasst mehr als 49 Nationen. Stephan M. Baron erläuterte, dass das Unternehmen früh Interkulturelle Kommunikation als Weiterbildung angeboten habe. Das Unternehmen sei darauf angewiesen, Spitzenkräfte aus dem Ausland zu gewinnen: „Ausländerfeindlichkeit können wir uns daher nicht leisten.“

Im Anschluss an die Diskussion wurde die FEMtech-Expertin des Monats November 2013 Agata Ciabattoni vorgestellt. Sie ist Italienerin, absolvierte in Bologna ihr Informatikstudium und lebt seit 2000 in Wien. Sie ist derzeit als Universitätsprofessorin am Institut für Computersprachen der TU Wien tätig. Die Initiative des bmvit „FEMtech-Expertin des Monats“ trägt seit 2005 dazu bei, dass Frauen in Forschung und Technologie sichtbar gemacht werden. Nähere Informationen

Im Anschluss wurde auf Einladung des bmvit am Buffet genetzwerkt.

Fotos: © annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger

© Anna Rauchenberger