FEMtech Netzwerktreffen vom 21.11.2011

21.11.2011

Macht als strategisches Spiel

Viele streben danach, wenige stehen dazu - schließlich ist Macht immer noch sehr oft ein Tabuthema. Unter dem Titel ,,Macht - schillernd und handfest. Anleitungen zum strategischen Spiel" haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des FEMtech-Netzwerktreffens am 21. November im Tech Gate Vienna die unterschiedlichen Aspekte der Macht beleuchtet.

,,Es ist eigentlich erstaunlich, dass dieses Thema bis dato noch nicht Gegenstand eines FEMtech-Netzwerktreffens war, weil die Diskussionen über Gendergerechtigkeit häufig fast automatisch Diskussionen über Macht und Machtausübung sind ", betont Rupert Pichler, Abteilungsleiter für Forschungs- und Technologieförderung im BMVIT, bei der Begrüßung. In Vertretung von Andrea Rainer, Leiterin der Programmgruppe Humanpotenzial, hat Christiane Ingerle im Anschluss die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seitens der FFG begrüßt.

Zita Küng, Inhaberin des Züricher Beratungsunternehmens EQuality, Juristin und Organisationsberaterin, beschäftigt sich schon lange mit Personalführung und Produktentwicklung und hat ihren Arbeitsschwerpunkt u.a. auf Strategien. Ihr Vortrag zum Thema ,,Macht - schillernd und handfest. Anleitungen zum strategischen Spiel" hat sie rund um die sieben Machtbasen nach Eva Renate Schmidt aufgebaut:

  1. Informationen: Es sei wichtig, sie zu haben, den Zugang zu ihnen zu kennen, zu wissen, was man behält, was man teilt, betont Küng. 
  2. Beziehungen: Netzwerke sind laut Küng für Frauen besonders wichtig. Sie könnten sich gegenseitig stärken, aber in diesem Rahmen auch konstruktiv kritisieren. Gleichzeitig sei es auch wichtig, Männer für Koalitionen zu finden.
  3. Expertise: Neben Qualifikationen und Fachkenntnis sollten Frauen zusätzlich jenes Wissen einbringen, das sie von anderer Seite erworben haben. 
  4. Anerkennung: Neben Beförderungen, Geschenken oder Gehaltserhöhungen sollten Frauen für ihre Leistungen namentlich genannt und gewürdigt werden. 
  5. Sanktionen: Frauen sollten reflektieren, Widerspruch gegebenenfalls aussprechen und die eigenen Vorstellungen einbringen.
  6. Körper: Ein vitaler ist Körper wichtig, ,,damit das Denken angeregt ist. Das bedeutet aber auch, dass die Ansprüche des Körpers ernst genommen werden."
  7. Definitions- und Deutungsmacht: Frauen sollten Definitionen nicht einfach übernehmen, sondern sie hinterfragen und überlegen, was man anders machen könnte. Es gehe um das Prüfen und Umdeuten, zum Beispiel was das Verständnis von Arbeit betrifft.

,,Ich glaube, jeder, der eine Führungsposition anstrebt, muss sich dessen bewusst sein, dass es nicht immer lustig ist. Schillernd ist das eher selten", meint ,,Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmidt in der anschließenden Podiumsdiskussion zu ,,Mein persönlicher Zugang zur Macht". ,,Wer Entscheidungen trifft oder Menschen führen muss, muss sich auch klar sein, dass das einsam machen kann." Macht bedeute Verantwortung, und man müsse damit auch umgehen können. Eine Position, die die Direktorin des Technischen Museums Wien, Gabriele Zuna-Kratky, voll unterstützt. Ergänzend fügt sie hinzu, dass ihr bei den erwähnten Machtbasen der Begriff Sanktionen nicht gefalle. ,,Statt Sanktionen würde ich Entscheidungen sagen. Die werden verlangt." Die schlimmsten Führungskräfte seien jene, die sehr zögerlich mit Entscheidungen umgehen und sie außerdem nicht transparent gestalten. Der Schriftsteller Michael Köhlmeier misstraut jenen Personen, die Macht als Bürde betrachten. ,,Ich finde es erfrischend, wenn jemand sagen würde: Gebt mir Macht, ich mache es gern." Deshalb habe ihm die Einstellung von Hillary Clinton bei ihrer Bewerbung für die US-Präsidentschaftswahl gut gefallen. Sie habe deutlichen Gestaltungswillen gezeigt. Laut Küng ist nicht immer eindeutig, was mit Macht gemeint ist. ,,Geht das eher in Richtung Gewalt oder eher in Richtung Gestaltungsmöglichkeit?" Es wäre wichtig, dass jede Führungskraft für sich selbst definiert, wie weit sie oder er gehen will und überprüft, ob man immer noch gut unterwegs sei.

Beim anschließenden Buffet gab es dann wieder Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen oder aufzufrischen.

Fotorechte: FEMtech/annarauchenberger.com

© FEMtech/Anna Rauchberger