FEMtech Netzwerktreffen vom 29. Juni 2015

29.06.2015 Techno-Z Salzburg

(Frauen-?)Netzwerke in Forschung und Technologie. Frauennetzwerke zur Unterstützung bei der Karriereplanung werden aktuell sehr kontroversiell diskutiert. Welchen Beitrag liefern (Frauen-)Netzwerke tatsächlich, wenn es um die Karrieregestaltung von Frauen in Forschung und Technik geht? Wie werden Netzwerke am besten gestaltet, um von Frauen angenommen zu werden und positive Effekte auf deren Karriereweg zu haben? Brauchen Frauen reine Frauennetzwerke?

Diesen Fragen wurde im Rahmen des letzten FEMtech Netzwerktreffens, das am 29. Juni 2015 in Salzburg stattfand, nachgegangen. 

Siegfried Reich, Geschäftsführer von Salzburg Research, eröffnete als Gastgeber das diesmalige Netzwerktreffen. Silvia Neumann (bmvit) wies in ihren Begrüßungsworten auf die seit zehn Jahren bestehende FEMtech-Expertinnendatenbank hin, die dazu dient, die Kompetenzen der Frauen in Forschung und Technologie in Österreich sichtbar zu machen.

Anschließend präsentierte Harald Katzmair (FASresearch) aktuelle Ergebnisse aus der Analyse von sozialen Netzwerken. Diese sieht er als etwas, woraus man Inspiration und Erneuerung zieht. Folgende drei Erfolgsfaktoren für Netzwerke hat er identifiziert:

  • Purpose/Anliegen: Das Netzwerk verfolgt ein übergeordnetes Ziel.
  • Ritual: Regelmäßiges, persönliches Treffen, in vertrautem Setting und mit definiertem Ablauf.
  • Complementary: Die Mitglieder des Netzwerks sind divers und komplementär, unterschiedliche Bedürfnisse und Lösungen treffen aufeinander.

Idealerweise besteht ein Netzwerk aus einer Mischung von Personen aus unterschiedlichen Bereichen, die alle Phasen eines Entwicklungszyklus abdecken. Das ideale Netzwerk deckt sowohl das schnelle als auch das langsame Spektrum der Dimension Zeit ab (Kompetenzen/ Macht hinsichtlich schnelllebiger und langsamer Strukturen in einer Gesellschaft – z.B. Social Media/ Events vs. Legislatur), und ist regional (regelmäßige persönliche Treffen) als auch überregional (Medien) sichtbar. Reine Frauennetzwerke sieht Katzmair eher problematisch, da sich die Mitglieder in diesen Netzwerken oft zu ähnlich sind, es daher an Diversität fehlt, und kein gegenseitiges Ergänzen (komplementäre Unterschiedlichkeit) möglich ist.

In der anschließenden Podiumsrunde fand zwischen den Podiumsgästen und dem Publikum ein lebendiger Erfahrungs- und Meinungsaustausch zum Thema statt:

Dorly Holzer-Harringer (Almendo Technologies) empfahl, sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen, z.B. während des Studiums. Für ihre eigene Karriere war vor allem das firmeninterne Netzwerk, das sie sich selbst aufbaute von Bedeutung. So war sie mit ihren Leistungen im Unternehmen sichtbar, was ihr zu einem Karrieresprung verhalf. Irene Schulte (Industriellenvereinigung) sieht die Frage nach reinen Frauennetzwerken lebensabschnittsbezogen: Für junge Frauen sind reine Frauennetzwerke durchaus empfehlenswert. Dorly Holzer-Harringer verwies darauf, dass ein Frauennetzwerk den Vorteil bringt, leichter andere Frauen um Rat zu fragen – z.B. auch hinsichtlich technischer Problemstellungen. Ursula Atzwanger (Zonta Club Salzburg) hielt fest, dass Frauen zunehmend die Bedeutung von Netzwerken für die Karriereentwicklung erkennen. Dadurch steigt die Bereitschaft, Netzwerken beizutreten.

Aus dem Publikum meldete sich Ursula Maier-Rabler (Universität Salzburg) und kritisierte, dass Frauen in Netzwerken eher Freundinnen suchen, sich dann aber hinsichtlich Karrierechancen gegenseitig weniger bevorteilen, als dies bei Männernetzwerken der Fall ist. Erika Krenn-Neuwirth (Experts Group Kooperation & Netzwerke, Fachgruppe UBIT Steiermark) empfahl, bereits zu Karrierebeginn einen Plan in Bezug auf das karrieretechnische Netzwerken zu haben und sich über mögliche, in Frage kommende Verbindungen zu informieren. Die anwesenden Podiumsgäste waren sich diesbezüglich einig, dass ein Beitritt zu einem Netzwerk allein aus karrieretechnischen Überlegungen nicht zielführend ist. Bei der Wahl des Netzwerkes rät Irene Schulte, sich anzusehen, wofür die einzelnen Netzwerke stehen und welche Ziele mitgetragen werden können.

Im Anschluss wurde auf Einladung des bmvit am Buffet weiter diskutiert und genetzwerkt.

Fotos: © annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger

© Anna Rauchenberger