Expertin des Monats
Dez. 2022
DIin Dr.in Nina Muhr

Zunächst braucht es ein weiteres Aufbrechen der typischen Klischees – Jungs spielen mit Autos und Mädchen mit Puppen. Dieses Schubladendenken zieht sich durch sämtliche Lebensbereiche und erschwert somit den geschlechterneutralen Zugang zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik -Fächern und Berufen. Ich würde mir eine spielerische Herangehensweise an technische Fragestellungen schon ab dem Kindergarten wünschen um den Forschungsdrang, der in jedem Kind steckt, spielerisch zu fördern und zu fordern. Später muss die Möglichkeit geschaffen werden, um Familie und Karriere zu vereinen – wichtige Faktoren sind hier meiner Meinung nach den Gender Pay Gap zu minimieren und Kinderbetreuung sicherzustellen.

Interview

Interview mit Nina Muhr

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?

Da wir im Unternehmen aus Nachhaltigkeitsgründen zunehmend auf papierloses Büro setzen, besitze ich keine Visitenkarten. Es würde aber stehen:

DIin Dr.in Nina Muhr

Improvement Projects

MAGNA STEYR FAHRZEUGTECHNIK GMBH & CO KG

Was macht die Magna Steyr Fahrzeugtechnik GMBH & Co KG genau?

Magna Steyr ist Teil von Magna einem globalen Unternehmen für Mobilitätstechnologie in der Automobilbranche. Magna Steyr selbst ist mit circa 11.800 Mitarbeiter:innen an 24 Standorten auf vier Kontinenten tätig. Von Ideen zur Realität – mit unserem kompletten Fahrzeug-know-how, das auf mehr als 120 Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugen basiert, gestalten wir die Zukunft der Mobilität. Dies macht uns zu einem bevorzugten Partner für traditionelle Original Equipment Manufacturer (OEMs) und neue Player in der Automobilindustrie weltweit. Wir agieren als echter One-Stop-Shop und bringen die Mobilitätsvisionen unserer Kund:innen maßgeschneidert auf die Straße. Vier Millionen produzierte Fahrzeuge machen uns zum weltweit führenden Multierstausrüstende- Gesamtfahrzeugherstellerunternehmen.

Sie sind Leiterin Improvement Projects. Was machen Sie da genau?

Meine Arbeit als Improvement Project Projektleiterin umfasst die Planung, Koordination und Durchführung von Optimierungs-/Verbesserungsprojekten in den Bereichen Karosseriebau und Lack, wobei interdisziplinäre Zusammenarbeit über verschiedene Fachbereiche und Technologien den Schlüssel zum Erfolg darstellt. Die durchgeführten Projekte zielen auf Qualitätsverbesserungen beziehungsweise. Kostenreduktion in bestehenden Prozessen hinsichtlich Ressourcenoptimierung, Nachhaltigkeit und Potentialermittlung für Neuprojekte ab. Zudem soll die Wirtschaftlichkeit des Standortes nachhaltig abgesichert werden. Des Weiteren ist die konsequente Umsetzung des „World Class Manufacturing“ und damit einhergehend die Erreichung der geforderten Magna Factory Concept (MAFACT) Ziele ein wichtiger Inhalt meiner täglichen Arbeit. Die daraus erzielten Leistungen spiegeln sich in stetigen Verbesserungen der Qualität, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung (zum Beispiel Energie- /Wassereinsparung) wider. Aktuell begleite ich mit meiner Expertise den Anlauf eines neuen Kundenprojektes und unterstütze das Team hinsichtlich methodischer Problemabarbeitung und Prognosequalität.

Was fasziniert Sie an Ihrem Job?

In meinem Arbeitsleben gleicht kein Tag dem anderen. Aufgrund der Schnelllebigkeit des Automotive Sektors und den unterschiedlichen Anforderungen unseren Kund:innen an uns, ergeben sich immer wieder Aufgabenstellungen, die uns vor neue Herausforderungen stellen und vielschichtige Lösungsansätze erfordern. Zudem habe ich die Möglichkeit im Rahmen von methodischer Problemlösung („Six-Sigma“) Dinge aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten ohne Rücksicht auf das Alltagsgeschäft nehmen zu müssen. Das ermöglicht mir innovative Lösungen zu entwickeln und mir selbst immer wieder neues Wissen anzueignen. Im Gegensatz dazu steht meine Tätigkeit als technische Assistentin des Abteilungsleiters Operational Quality, in dem ich Kennzahlen getrieben bin und dementsprechende Aufbereitungen für Besprechungen mit unserem Executive Leadership Team vorbereite.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei der die Magna Steyr Fahrzeugtechnik GMBH & Co KG genau?

Der Frauenanteil bei Magna Steyr Fahrzeugtechnik Graz beträgt derzeit rund 14%.

Was unternimmt die Magna Steyr Fahrzeugtechnik GMBH & Co KG zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?

Chancengleichheit, Diversität und Inklusion sind wesentliche Schwerpunkte der Unternehmenskultur von Magna. Zur Förderung dieser Schwerpunkte wurde im vergangenen Jahr beispielsweise der "Women Leadership Talent Pool" ins Leben gerufen. Dieser soll den weiblichen Führungsanteil in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik Bereichen steigern und bietet Nachwuchsführungskräften ein umfassendes Schulungs-/ und Weiterbildungsprogramm. Zusätzlich haben wir in diesem Jahr einen Diversitäts und Inklusions Rat eingeführt, um das Diversitäts und Inklusions Mindset in die gesamte Organisation zu tragen.

Sie haben Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben studiert. Wie kam es dazu?

Das Interesse an Naturwissenschaften und Technik wurde bei mir schon früh durch die Familie geweckt und ist mir seitdem erhalten geblieben. Aufgrund meiner Wurzeln in der Obersteiermark war ich immer eng mit Leoben verbunden und nach einem Kennenlernen der Universität bei einem Tag der offenen Tür, war für mich klar, dass ich an der Montanuniversität studieren möchte.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?

Zunächst braucht es ein weiteres Aufbrechen der typischen Klischees – Jungs spielen mit Autos und Mädchen mit Puppen. Dieses Schubladendenken zieht sich durch sämtliche Lebensbereiche und erschwert somit den geschlechterneutralen Zugang zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik -Fächern und Berufen. Ich würde mir eine spielerische Herangehensweise an technische Fragestellungen schon ab dem Kindergarten wünschen um den Forschungsdrang, der in jedem Kind steckt, spielerisch zu fördern und zu fordern. Später muss die Möglichkeit geschaffen werden, um Familie und Karriere zu vereinen – wichtige Faktoren sind hier meiner Meinung nach den Gender Pay Gap zu minimieren und Kinderbetreuung sicherzustellen.


Wordrap mit Nina Muhr

Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:

Lego – um verschiedene Welten zu erschaffen, die sich immer wieder verändern und neue Abenteuer bereithalten.

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:

Eine schwere Frage, da ich an sehr Vielem interessiert bin, gerne mit Menschen arbeite und genauso gerne meine freie Zeit in der Natur verbringe. Letztendlich würde ich mich trotzdem wieder für dasselbe Studium entscheiden, da es mich zu dem Punkt geführt hat, an dem ich heute stehe und mir dadurch die Welt offensteht!

Mein Vorbild ist:

Ich habe kein „Vorbild“ an sich. Mich faszinieren Menschen die vorurteilsfrei anderen Menschen gegenübertreten, mit offenen Augen durch die Welt gehen und nie aufhören Kind zu sein, damit das Lachen und der Spaß an der Sache nicht verlernt werden.

Was ich gerne erfinden würde:

Ein System für Chancengleichheit, durchgängige Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit.

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …

… würden sich deutlich mehr Vorbilder und Mentorinnen für junge Frauen und Mädchen finden und der Einstieg in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik -Ausbildungen würde niederschwelliger werden. In Firmen würden sich Teamstrukturen, Prozesse und Arbeitsmodelle fundamental ändern.

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …

… würden sich Karriere und Familie ergänzen und nicht beeinträchtigen. Ich bin der Überzeugung, dass viele Talente unentdeckt bleiben, da es auch 2022 immer noch Unternehmen gibt, die Frauen aufgrund der (möglichen) Mutterrolle eine Führungsposition nicht zutrauen.

Was verbinden Sie mit Innovation:

Innovation ist für mich ein inflationär gebrauchtes Wort, welches oft missverstanden wird! Einerseits kann in starren Strukturen die Öffnung für Neues vorangetrieben werden, andererseits entstehen dadurch oft überspannte Erwartungen, die nicht selten überzogen sind. Innovation ist für mich vor allem die Fähigkeit eines Unternehmens mit Neuem umzugehen, dies kulturell im Unternehmen zu verankern und sich dafür Zeit, Geduld und Ruhe zu geben. Es erfordert die Fokussierung auf das Problem und ein Loslassen von bekannten Pfaden, um wirklich innovative Lösungsansätze zu finden.

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:

Forschungsförderung nimmt eine wichtige Rolle in Österreich ein, da sie ermöglicht Fehler zu machen.

Meine Leseempfehlung lautet:

Auf den Spirit kommt es an – Gerhard Drexel