Expertin des Monats
März 2022
DIin Marta Núñez-Samper

Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass alle in der Schule gleich behandelt werden. Die Schüler:innen sollen sich darauf konzentrieren, was sie interessiert und fasziniert, und nicht nur ob dieses Fach für Frauen oder Männer angedacht ist. Auch finde ich wichtig, dass schon in der Schule erklärt wird, welche Ausbildungen es je nach Interesse und Qualifikation gibt, sodass die Schüler:innen mehr Werkzeuge und Kenntnisse haben, um sich selbst zu entscheiden.

Frauen würde ich empfehlen, dass sie sich nicht abschrecken lassen. Am Anfang ist es ganz normal, Angst zu haben, wenn man nur mit Männern arbeitet und sich allein zu fühlen. Da ist es wichtig, sich im Klaren zu sein, dass man eine gute Technikerin ist und dass man weiß, wie man sich entwickeln will und für die eigenen Ideen/Meinungen einzutreten. Der Rest kommt mit der Zeit.  Am Ende sind wir alle Personen und nicht nur Frauen und Männer.

Interview

Interview mit Marta Núñez-Samper

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Dipl. -Ing.in Marta Nunez-Samper
Projektingenieurin Freileitungen
Austrian Power Grid AG

Was macht die APG genau?
APG ist die unabhängige Übertragungsnetzbetreiberin in Österreich und ist für die Stromversorgung über die Hochspannungsleitungen verantwortlich. APG ist auch für die Balance in jedem Moment zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch verantwortlich. Zusätzlich ist APG für die Weiterentwicklung des Netzes (Planung, Umbau, Instandhaltung) zuständig.

Was machen Sie genau?
Ich arbeite bei der Generalerneuerung und dem Neubau von Leitungen. Meine Aufgaben sind z.B. die Erstellung technischer Spezifikationen (insbesonders für Isolatoren), Bearbeitung technischer Zeichnungen und Dokumentation, Unterstützung bei Störungsanalysen nach dem Umbau einer Leitung und Betreuung von Isolatorentests im Prüflabor.

Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Die Chance an großen und wichtigen Projekten wie die Salzburgleitung teilzunehmen.

Wie hoch ist der Frauenanteil in technischen Positionen bei der APG?
Wir kommen auf eine Frauenquote von 10% zum Stichtag 31.12.2021 bei nur technischen Modellstellen ohne Leitungsfunktion. Die gesamte Frauenquote liegt ungefähr bei 12%, wenn alle Frauen mit technischem Hintergrund berücksichtigt werden.

Was unternimmt die APG zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?
Förderung von Chancengleichheit bedeutet  in der APG auf eine inklusive Organisations- und Arbeitskultur zu achten, die auch diverse Meinungen resultierend aus unterschiedlichen Hintergründen wertschätzt und nutzt:

  • Die APG  beschäftigt und rekrutiert Mitarbeiter:innen aller Altersstufen, jeden Geschlechts, unterschiedlicher ethnischer Herkunft, mit körperlichen Einschränkungen
    • Diese große Offenheit gegenüber Bewerber:innen aus allen Altersgruppen und kulturellen Hintergründen spiegelt sich auch in den Personalaufnahmen wider.
  • Die APG  bietet einen möglichst flexiblen Rahmen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Lebenssituationen gerecht zu werden:
    • Homeoffice: Auch außerhalb von Corona: 50% Home Office Möglichkeit, mit der Möglichkeit neben fixen Tagen auch Hybridtage u. anlassbezogene Tage zu nehmen
    • Flexible Arbeitszeitmodelle und  ein Gleitzeitrahmen, der hohe Flexibilität ermöglicht
  • Das Unternehmen setzt sich systematisch mit den Bedürfnissen im Bereich Beruf und Familie auseinander, unterstützt auch operativ in der Ferienzeit und in Notsituationen bei der Kinderbetreuung, nimmt an Initiativen wie z.B.: Girls Techup Messe, Girls Day teil, ermutigt auch Papamonat und Väterkarenz wahrzunehmen (wird auch stark in Anspruch genommen) und spricht Frauen direkt bei Bewerbungen an:  „Die APG hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil zu erhöhen. Wir freuen uns daher besonders über Bewerbungen von Frauen.“

Sie haben Energie- und Automatisierungstechnik an der Technischen Universität Wien sowie Wirtschaftsingenieur:innenwesen und Elektrotechnik an der Universidad Politécnica de Madrid studiert. Wie kam es dazu?
In der Schule war ich gut im Matematik und Physik und hatte auch großes Interesse daran, zu verstehen, wie unsere Welt funktioniert. Deswegen habe ich mich für Ingenieur:innenwissenschaft entschieden. Da ich nicht genau wusste, welche Fachspezialisierung ich auswählen sollte, war Wirtschaftsingenieur:innenwesen die richtige Wahl für mich. Ich konnte die ersten zwei Jahre über verschiedene Fachgebiete der Ingenieur:innenwissenschaft lernen und dann entscheiden in welchem Fachgebiet ich mich spezialisiere.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?
Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass alle in der Schule gleich behandelt werden. Die Schüler:innen sollen sich darauf konzentrieren, was sie interessiert und fasziniert, und nicht nur ob dieses Fach für Frauen oder Männer angedacht ist. Auch finde ich wichtig, dass schon in der Schule erklärt wird, welche Ausbildungen es je nach Interesse und Qualifikation gibt, sodass die Schüler:innen mehr Werkzeuge und Kenntnisse haben, um sich selbst zu entscheiden.
Frauen würde ich empfehlen, dass sie sich nicht abschrecken lassen. Am Anfang ist es ganz normal, Angst zu haben, wenn man nur mit Männern arbeitet und sich allein zu fühlen. Da ist es wichtig, sich im Klaren zu sein, dass man eine gute Technikerin ist und dass man weiß, wie man sich entwickeln will und für die eigenen Ideen/Meinungen einzutreten. Der Rest kommt mit der Zeit.  Am Ende sind wir alle Personen und nicht nur Frauen und Männer.


Wordrap mit Marta Núñez-Samper

Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Puppen, Ball (Fußball und Basketball), Puzzles und Küchenspielzeug.

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Nach meinem Studienabschluss kam zeitweise der Gedanke in mir auf, ob nicht vielleicht ein tiefergreifendes, spezialisierteres Studium die bessere Wahl für meine Zukunft gewesen wäre. Das war mein erster Eindruck, als ich in die Arbeitswelt eingetaucht bin, da ich viel mehr Jobangebote für spezialisierte Positionen gesehen habe. Mittlerweile kann ich sagen, dass eine breit gefächerte Ausbildung wie die Meine, mir einen großen Überblick über viele Felder der Ingenieur:innenwissenschaften bringt. Zum einen finde ich das persönlich sehr interessant, zum anderen aber auch beruflich sehr nützlich, weil man so gut in einem interdiziplinären Umfeld arbeiten und so bestimmte Probleme von verschiedenen Blickwinkeln lösen kann. Weiters kann man sich auch in der Zukunft einfacher in andere Richtungen entwickeln.

Mein Vorbild ist:
Zwar kein Techniker, der spanische Tennisspieler Rafael Nadal hat mich jedoch immer sehr inspiriert. Seine mentale Stärke, seine harte Arbeit und seine Bescheidenheit sind Vorzeigebeispiele für mich, wie man sich im Leben verhalten sollte.

Was ich gerne erfinden würde:
Steter Tropfen höhlt den Stein... so sehe ich das auch bei der Technik. Nachdem der Stand der Technik sowie die Wissenschaft allgemein immer komplexer werden, wird es immer schwieriger eine bahnbrechende Entdeckung oder Erfindungen zu machen. Von daher ist eines meiner Ziele, die Projekte und Bereiche in denen ich tätig bin, stetig zu verbessern.

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
...dann würden sich ohne Zweifel immer mehr Frauen für die Technik entscheiden und die Stigmatisierung im Job wäre passé. Weiters wäre die Arbeitsatmosphäre sicher ein bisschen anders.

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
…dann hätten Frauen noch mehr Vertrauen und Ehrgeiz, in ihren Karrieren voranzukommen.

Was verbinden Sie mit Innovation:
Ich verstehe Innovation, als einfach probieren etwas anders zu machen. Dazu braucht man neue Ideen, Krativität, Mut und man muss proaktiv sein.

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Ich glaube schon, dass Firmen in Österreich forschen und innovieren, aber es gibt bestimmte Probleme und Bereiche, die vielleicht wirtschaftlich nicht attraktiv genug oder in welchen die finanziellen Risken bzw. Summen im Allgemeinen einfach zu hoch sind. Da ist es sinnvoll, dass es gezielte Förderung gibt, um auch - ansonsten unbeachtete, aber vielleicht umso wichtigere, Bereiche - zu erforschen.

Meine Leseempfehlung lautet:

  • Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray
  • George Orwell: Farm der Tiere
  • Jane Austen: Stolz und Vorurteil