Expertin des Monats
Apr. 2023
MA Alexandra Taxer, MA
Meiner Erfahrung nach, brauchen vor allem schon junge Mädchen in erster Linie weibliche Vorbilder, die sich für solche Themen interessieren und daran Freude haben. Und sie brauchen Menschen in ihrem Umfeld, die diese Mädchen bestärken, ihren Interessen und Talenten nachzugehen und geschlechterspezifische Rollenzuweisungen (Jungs spielen mit der Eisenbahn, Mädchen mit Puppen) außen vorlassen. Nicht zuletzt sind unvoreingenommene Arbeitgeber:innen wichtig, die Personalentscheidungen nach Qualifikation und Persönlichkeit treffen, nicht nach Geschlecht.
Interview
Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Alexandra Taxer, MA
Verkehrsplanung
Salzburger Verkehrsverbund GmbH
Schallmooser Hauptstraße 10 | Postfach 74 | 5027 Salzburg
TZ +43 (0)662 875787-820 | M +43 (0)660 9828024
www.salzburg-verkehr.at
Was macht der Salzburger Verkehrsverbund genau?
Der Salzburger Verkehrsverbund (SVV) gewährleistet den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) im Bundesland Salzburg sowie in den Einzugsgebieten der Stadt Salzburg im benachbarten Oberösterreich und Bayern. Das Tarifgebiet erstreckt sich über das Bundesland Salzburg, sowie über Teile der angrenzenden Bundesländer Oberösterreich, Tirol, Steiermark, Kärnten und den Landkreis Berchtesgadener Land. Für dieses Tarifgebiet erfüllt der SVV die Aufgaben nach dem Öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrsgesetz (ÖPNRV-G). Der SVV besitzt ein einfaches Tarifsystem, in welches alle Verkehrsträger:innen der Region eingebunden wurden.
Der SVV ist Mitglied bei Mobilitätsverbünde Österreich, dem Zusammenschluss der sieben regionalen österreichischen Verkehrsverbünde, die gemeinsam für die Umsetzung und laufende Optimierung des öffentlichen Verkehrsnetzes sowie Mobilitätslösungen in ganz Österreich sorgen.
Zu den Aufgaben der SVV gehören unter anderem:
- Die verkehrsplanerische Konzeption und Weiterentwicklung von Personennah- und Regionalverkehrslinien und -netzen.
- Die Koordination der Bestellung von Verkehrsdiensten.
- Die Kontrolle der Erfüllung von Qualitätskriterien.
- Die Ausübung verbundspezifischer (unternehmensübergreifender) Marketing- und Vertriebstätigkeiten sowie Durchführung verbundspezifischer Kund:inneninformation.
- Erarbeitung von Vorschlägen für die Gebietskörperschaften für Nah- und Regionalverkehrsplanung.
- Planung für den Abschluss von Verkehrsdienstverträgen (Bestellungen) einschließlich Kosten- und Erlösschätzung.
Sie sind Verkehrsplanerin beim Salzburger Verkehrsverbund. Was machen Sie da genau?
Als Verkehrsplanerin plane und koordiniere ich den öffentlichen Regionalbus-Verkehr in den Salzburger Regionen Pongau und Lungau in Abstimmung mit unterschiedlichen Stakeholder:innen, vor allem mit den betreibenden Busunternehmen, Vertreter:innen der Gemeinde- und Landespolitik, sowie den Regionalverbänden. Des Weiteren gehört die laufende Optimierung und Neu-Ausschreibung von Beförderungsleistungen in diesen Regionen zu meinen Hauptaufgaben. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den bestehenden und zukünftigen Bedarfen der Fahrgäste, sowie einer Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs, die zu einer Steigerung des Fahrgastpotenzials führen soll. Zusätzlich arbeite ich an unserem Projekt zum Thema Mikro-Öffentlicher Verkehr mit.
Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Das Faszinierende an meinem Job ist das Themenfeld Mobilität als Solches, denn Mobilität betrifft alle Menschen gleichermaßen, ungeachtet ihrer sozialen oder beruflichen Stellung, ihres Alters oder ihrer Herkunft und hat komplexe Wirkungsbereiche. Sie findet täglich mit unterschiedlichsten Anforderungen statt. Alle Menschen haben ein Grundbedürfnis an Mobilität - ob es die Fahrt zur Arbeit, zur Ausbildungsstätte, zum Einkaufen oder zur/zum Ärztin/Arzt, oder auch zu Sport- und Freizeitaktivitäten ist. Ein gut ausgebautes Netz an öffentlichem Personenverkehr ist besonders in ländlichen Gebieten wichtig, wo immer noch eine hohe Abhängigkeit zum privaten Personenkraftwagen (PKW) besteht, da es gerade dort zum Teil noch große Lücken im Öffentlichen Verkehrsnetz gibt. Es ist eine schöne Herausforderung mit meiner täglichen Arbeit diese Lücken im Rahmen der Möglichkeiten nach und nach zu schließen und so für eine Grundversorgung an Mobilität beizutragen. Das Spannende an diesem Themenfeld ist für mich auch der Mix aus sozialen, politischen und technischen Aspekten, der mich in meiner täglichen Arbeit begleitet. Mein Job ist dadurch äußerst vielseitig, jeden Tag gibt es neue Herausforderungen und Problemstellungen, die es zu lösen gilt. Und am Ende eines jeden Arbeitstages habe ich das Gefühl, die Welt (der Mobilität) ein Stück besser gemacht zu haben.
Wie hoch ist der Frauenanteil beim Salzburger Verkehrsverbund?
Aktuell liegt der Frauenanteil bei 41%, jedoch gibt es starke Schwankungen innerhalb der Abteilungen. Während das Kund:innencenter und die Abteilung Finanzen und Clearing überwiegend mit weiblichen Kolleginnen besetzt sind, habe ich in der Verkehrsplanung nur eine einzige weibliche Kollegin neben zehn männlichen Kollegen. Die IT-Abteilung hat beispielsweise keine einzige Frau im Team.
Was unternimmt der Salzburger Verkehrsverbund zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?
Als 100% Tochterunternehmen des Landes Salzburg hat der Salzburger Verkehrsverbund ein Gehaltsschema, das an jenes des Landes angelehnt ist. Das bedeutet, dass es per se keine Unterschiede zwischen den Gehältern von Frauen und Männern gibt, in Gehaltsverhandlungen wird jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter gleichbehandelt.
Sie haben Angewandte Geographie an der Universität Wien studiert. Wie kam es dazu?
Geographie war tatsächlich bereits im Gymnasium eines meiner Lieblingsfächer. Nach der ersten Durchsicht des Studienplans (damals noch für das Bakkalaureatsstudium in Salzburg) habe ich meine ursprüngliche Idee, Sportwissenschaften zu studieren, schnell verworfen und mich für Geographie inskribiert. Schon damals hatte ich das Gefühl, mit der richtigen Schwerpunktsetzung im Studium, später im Arbeitsleben in der Welt da draußen etwas zum Positiven bewegen zu können. Die Begeisterung für Verkehr und Mobilität, auch Urbanismus, kam dann an der Universität Wien im Masterstudium auf, wo der Fachbereich Geographie und Regionalforschung in meinen Augen vor allem in der Humangeographie mit all ihren Teildisziplinen stark ist. Dazu kam, dass ich damals meine täglichen Wege mit dem Fahrrad bestritten habe und gerade als Radfahrerin in der Großstadt bekommt man relativ schnell einen Blick dafür, wie Verkehr in einer Stadt oder Region organisiert ist und wo es hakt.
Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?
Meiner Erfahrung nach, brauchen vor allem schon junge Mädchen in erster Linie weibliche Vorbilder, die sich für solche Themen interessieren und daran Freude haben. Und sie brauchen Menschen in ihrem Umfeld, die diese Mädchen bestärken, ihren Interessen und Talenten nachzugehen und geschlechterspezifische Rollenzuweisungen (Jungs spielen mit der Eisenbahn, Mädchen mit Puppen) außen vorlassen. Nicht zuletzt sind unvoreingenommene Arbeitgeber:innen wichtig, die Personalentscheidungen nach Qualifikation und Persönlichkeit treffen, nicht nach Geschlecht.
Wordrap mit Alexandra Taxer
Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Mit dem Lego von meinem großen Bruder und alles, was mit Sport und Action draußen zu tun hatte – und mit Barbies.
Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Immer wieder Angewandte Geographie! Vielleicht mit der ein oder anderen gezielteren Schwerpunktsetzung in Richtung Verkehr und Mobilität, mittlerweile ist das Thema in der Lehre auch um Einiges präsenter geworden.
Mein Vorbild ist:
Generell Menschen, die eine positive Einstellung zum Leben haben - Optimismus ist Pflicht! Und Menschen, die die Fähigkeit haben, gestärkt aus Krisen zu kommen, das Gemeinwohl positiv gestalten wollen und unabhängig sind.
Was ich gerne erfinden würde:
Ganz klassisch eine Zeitmaschine aber mit begrenzter Anzahl an Reisen für jede:n einzelne:n. Rückblickend haben wir doch alle schon einmal Entscheidungen getroffen, die wir heute vielleicht anders treffen würde.
Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
… dann sind technische Berufe in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Unser gesellschaftliches Potential würde ganzheitlicher ausgeschöpft werden. Das gilt im Übrigen auch umgekehrt, zum Beispiel in sozialen Berufen, in denen Männer deutlich unterrepräsentiert sind.
Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… werden wir einen bunteren Blumenstrauß an Führungsstilen haben und vielleicht gerade auch für technische Berufe mehr junge Frauen und Mädchen begeistern können.
Was verbinden Sie mit Innovation:
Lateinisch innovare = erneuern.
Innovation bedeutet Dinge völlig frei und neu denken zu dürfen – die Zukunft „out oft the box“ gestalten.
Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Forschung und deren Förderung ist der Nährboden für Innovationen. Wichtig ist vor allem die Förderung von neutraler und unabhängiger Forschung, die der gesamten Gesellschaft in all ihrer Vielfalt zu Gute kommt.
Meine Leseempfehlung lautet:
Katja Diehl – Autokorrektur und alle Brenner-Kriminalromane von Wolf Haas
Kontakt
Letzte Aktualisierung: 06.03.2023