Expertin des Monats
Nov. 2022
Anamarija Pejic, MSc

Viele positive Veränderungen finden bereits statt, aber ich denke, am wichtigsten ist es, früh anzusetzen. Jedes Mädchen und jede junge Frau, die sich für Mathematik, Physik oder Naturwissenschaft interessiert, sollte die Möglichkeit haben, ihren Interessen zu folgen und sich nicht von ihrem Umfeld oder Social Media entmutigen zu lassen. Ich liebe es, eine Frau zu sein, ich liebe es, in der Technik zu arbeiten und ich lasse nicht zu, dass jemand mich davon abbringt.

Interview

Interview mit Anamarija Pejic

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?  

Anamarija Pejic, MSc., Systems Engineer,  Aviation Systems Development, TTTech Aerospace

Was macht TTTech genau?

TTTech bietet sichere vernetzte Rechnerplattformen, die Megatrends wie das Internet der Dinge oder autonome Mobilität möglich machen. Unsere Lösungen finden Anwendung in der Automobilindustrie, in mobilen Maschinen, in der Luft- und Raumfahrt, der smarten Fertigung und Automatisierung.

Wir haben ca. 2.300 Mitarbeiter:innen und Büros in 14 Ländern. Die Firma wurde 1998 als Spin-off der Technische Universität Wien gegründet. Daher befindet sich das Headquarter bis heute in Wien.

Sie sind Aerospace Systems Developer Engineer. Was machen Sie da genau?

In meinen Projekten werden elektrische Komponenten entwickelt, die das Fliegen von Helikoptern, Flugzeugen oder Raumfahrzeugen ermöglichen.

Um das umzusetzen, müssen viele verschiedene Teams zusammenarbeiten. Ich beschäftige mich mit dem Design des Systems als Ganzes, also verbringe ich viel Zeit damit, mich mit anderen involvierten Abteilungen, wie z.B. Hardware, Software, oder Chipentwicklung, abzustimmen. So können wir sichergehen, dass das System sicher ist und effizient arbeitet.

Was fasziniert Sie an Ihrem Job?

Mich fasziniert, dass ich an wirklich interessanten Projekten arbeiten kann. Die größten Flugzeugproduzent:innen benutzen Technologien von TTTech und die NASA nutzt unsere Produkte für Weltraummissionen. Können Sie sich vorstellen, wie unglaublich es ist, an etwas zu arbeiten, was einmal hunderttausende Kilometer von der Erde entfernt sein wird?

Wenn ich arbeite, fühle ich mich voll involviert und mein Team motiviert mich sehr. Meine Kolleg:innensind nette, kluge und hilfsbereite Menschen und ich fühle mich sehr wohl dabei, mit ihnen zusammenzuarbeiten und mein Wissen mit ihnen zu teilen.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei der TTTech Computertechnik AG genau?

Laut Human Ressources sind es derzeit 26% der Mitarbeitenden.

Was unternimmt TTTech Computertechnik AG zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?

Obwohl in meinem Team aktuell nicht so viele Frauen arbeiten, denke ich, dass TTTech gute Rahmenbedingungen für Ingenieurinnen schafft. Ich fühle mich sehr wohl als Teil des Teams und habe nicht das Gefühl, dass Menschen auf Basis ihres Geschlechts beurteilt werden, sondern nach dem, was sie beitragen.

In der internen Fortbildungsakademie, der TTTech Academy, gibt es auch einige Trainings und Vorträge zu Themen wie Diversity oder Inklusion, es gibt ein internes Frauennetzwerk und ein Mentoringprogramm.

Sie haben Elektrotechnik/Informationstechnologie an der Universität Zagreb und Toronto studiert. Wie kam es dazu?

Im Gymnasium war ich gut in Mathematik und Physik, also wollte ich nach meinem Abschluss in diese Richtung weitermachen. Beim Recherchieren von Universitäten fiel mir das Fach Elektrotechnik an der Universität meiner Heimatstadt Zagreb auf. Das Studium hörte sich interessant an, weil neue Dinge designt und gebaut werden konnten, Mathematik und Physik gebraucht wurde und analytisches Denken notwendig war.

Nach meinem Bachelor gewann ich ein Stipendium, meine Masterarbeit in Mikroelektronik an der Universität von Toronto zu absolvieren und natürlich sagte ich zu. Der Umzug auf die andere Seite der Welt war sehr herausfordernd, aber eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Ich habe viele tolle Freund:innen gefunden und es wirklich genossen, die kanadische Kultur zu erleben und kennenzulernen.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?

Viele positive Veränderungen finden bereits statt, aber ich denke, am wichtigsten ist es, früh anzusetzen. Jedes Mädchen und jede junge Frau, die sich für Mathematik, Physik oder Naturwissenschaft interessiert, sollte die Möglichkeit haben, ihren Interessen zu folgen und sich nicht von ihrem Umfeld oder Social Media entmutigen zu lassen. Ich liebe es, eine Frau zu sein, ich liebe es, in der Technik zu arbeiten und ich lasse nicht zu, dass jemand mich davon abbringt.


Wordrap mit Anamarija Pejic

Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:

Legosteine

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:

Elektrotechnik

Mein Vorbild ist:

Nikola Tesla

Was ich gerne erfinden würde:

Ein System, um die Ozeane von Plastik zu befreien.

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …

… dann werde ich bestimmt feiern, aber ich fürchte es wird noch 30 Jahre dauern.

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …

… dann werden wir hoffentlich Weltfrieden erreicht haben. 

Was verbinden Sie mit Innovation:

Kreative und nützliche Designs und Dinge, die anderen helfen.

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:

Unterstützung durch die Forschungsförderung kann eine große Rolle dabei spielen, junge Leute, vor allem junge Frauen, dazu ermutigen, eine Karriere in Naturwissenschaft oder Technik einzuschlagen. Es sollte öffentliche Förderung für alles geben, was die Welt besser macht.

Meine Leseempfehlung lautet:

Carl Sagan - Cosmos, Carl Sagan - Contact, Michael Crichton - Jurassic Park

Anamarija Pejic
Anamarija Pejic, MSc

TTTech Computertechnik AG

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Letzte Aktualisierung: 16.11.2022