Expertin des Monats
Feb. 2023
DIin Dr.in Alexandra Medl

Meines Erachtens sind drei wesentliche Faktoren die Vorbildwirkung der Eltern, Frühförderung und eine entsprechende Unternehmenskultur.

Eltern müssen ihren Kindern moderne Rollenbilder vorleben und dürfen ihnen keine veralteten Geschlechterrollen vermitteln. Meine Eltern haben mir vorgelebt, dass es weder ausbildungs- noch karrieretechnisch Unterschiede zwischen Frau und Mann gibt, daher war eine Gleichbehandlung in meinem Kopf lange Zeit eine absolute Selbstverständlichkeit. Erst in der Schule wurde ich mit Themen wie dem „Gender Pay Gap“ konfrontiert und habe gelernt, wie es in der Realität leider wirklich aussieht.

Die Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik sollte bereits im Kindesalter geweckt und gefördert werden. Kinder sollen bereits im Kindergarten und in der Schule für die sog. MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) begeistert werden. Zahlreiche Initiativen setzen derzeit erst am Übergang zur Oberstufe oder kurz vor der Matura an. Viele Entscheidungen der Jugendlichen sind zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits getroffen.

Für das spätere Berufsleben ist es meines Erachtens wesentlich, integrative Unternehmenskulturen (insbesondere in stark technisch orientierten Branchen) zu schaffen, in welchen alle qualifizierten Mitarbeitenden dieselben Aufstiegschancen haben. Das würde die Motivation von Frauen technische Berufe zu ergreifen mit Sicherheit um einiges erhöhen.

Interview

FEMtech Interview mit Alexandra Medl

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?  

DIin Dr.in Alexandra Medl

Expertin für Nachhaltigkeit

ASFINAG Bau Management GmbH

Was macht die ASFINAG Baumanagement GmbH genau?

Die Bau Management GmbH (BMG) ist für den Neubau und vor allem auch für den Erhalt der Autobahnen und Schnellstraßen verantwortlich. Sie führt sämtliche Tätigkeiten von der Bauwerksinspektion, der Projektvorbereitung und Planung bis hin zur Umsetzung der Baumaßnahmen durch. Ein wesentlicher Teil der Baumaßnahmen sind Sanierungsprojekte, um die Verkehrs- sowie Bauwerkssicherheit der Straßen, Tunnel und Brücken im ASFINAG-Streckennetz sicherzustellen. Es werden aber auch neue Bauwerke, wie Rast- und Verkehrskontrollplätze oder Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt.

Sie sind Expertin für Nachhaltigkeit. Was machen Sie da genau?

Ich bin in der BMG verantwortlich für die Koordinierung eines interdisziplinären Teams für Nachhaltigkeit, für die konkrete Umsetzung relevanter Projekte und Programme sowie die Steuerung aller diesbezüglichen Aktivitäten, um die operative Umsetzung sowie die inhaltliche Bearbeitung im Rahmen der Gesamtstrategie sicherzustellen. Ein wesentlicher Schwerpunkt meiner Arbeit liegt außerdem auf der Bewusstseinsbildung nach innen und nach außen (relevante Stakeholder, wie z.B. Dienstleistungsunternehmen). Es freut mich sehr, dass wir bereits viele großartige Initiativen für ein „grünes Bewusstsein“ entwickeln konnten und kann es kaum erwarten damit auch möglichst schnell in die Umsetzung zu gehen.

Was fasziniert Sie an Ihrem Job?

Vor dem Hintergrund des Klimawandels gilt es das System „Bundesstraßen“ – also die Autobahnen und Schnellstraßen – zum Teil der Lösung der notwendigen Klima-, Energie- und Mobilitätswende zu machen und als Bestandteil eines existierenden Gesamtverkehrssystems nachhaltig und effizient zu optimieren. Das Baumanagement bietet wesentliche Hebel für diese Optimierung. Sei es durch den Einsatz CO2-armer Baustoffe, eine optimierte Ressourcennutzung durch Kreislaufwirtschaft auf Baustellen oder eine Steuerung der Nachhaltigkeit über die Vergabe, um nur einige Beispiele zu nennen. Mit meinem Job habe ich eine strategisch sehr spannende Position, welche mir die Möglichkeit bietet, diesbezüglich zu koordinieren, neue Ideen einzubringen und Entscheidungen zu beeinflussen. Das ist das Faszinierende an meinem Job und das möchte ich nutzen, um etwas zu verändern und an der Zukunft mitzugestalten.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei der ASFINAG Baumanagement GmbH genau?

Die BMG hatte per 31.12.2022 einen Frauenanteil von 30,6%, der Anteil an weiblichen Führungskräften betrug 16,07%.

Was unternimmt die ASFINAG Baumanagement GmbH zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?

Im Rahmen des Diversity-Konzepts werden im ASFINAG Konzern Maßnahmen wie beispielsweise ein unternehmensübergreifendes Cross Mentoring Programm oder die Fraueninitiative #sheasfinag umgesetzt und gefördert. Von dem Mentoring Programm durfte ich im letzten Jahr selbst profitieren, indem mir mit Monika Unterholzner (Geschäftsführerin Wiener Lokalbahnen) eine Mentorin zur Seite gestellt wurde, die mich nicht nur als Person beeindruckt hat, sondern mich auch aus jedem unserer Gespräche (und wir hatten viele :-)) reflektierter und um viele Ratschläge reicher hinausgehen hat lassen.

Homeoffice, flexible Arbeitszeiten sowie Kinderbetreuungsmöglichkeiten in Ferienzeiten schaffen des Weiteren Umgebungsbedingungen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Eltern erleichtern soll.

Sie haben Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur an der Universität für Bodenkultur Wien studiert. Wie kam es dazu?

Ich hatte mir ursprünglich überlegt Architektur zu studieren, wollte aber unbedingt einen stärkeren Bezug zu Themen aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Umwelt haben. Außerdem wurde mir von der familiären Atmosphäre an der Universität für Bodenkultur Wien vorgeschwärmt, woraufhin ich mir die auf der Universität für Bodenkultur Wien angebotenen Studienrichtungen im Detail angesehen habe. Landschaftsplanung hat mich sofort angelacht und im ersten Semester durch die Vielfalt an Möglichkeiten dann auch überzeugt.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?

Meines Erachtens sind drei wesentliche Faktoren die Vorbildwirkung der Eltern, Frühförderung und eine entsprechende Unternehmenskultur.

Eltern müssen ihren Kindern moderne Rollenbilder vorleben und dürfen ihnen keine veralteten Geschlechterrollen vermitteln. Meine Eltern haben mir vorgelebt, dass es weder ausbildungs- noch karrieretechnisch Unterschiede zwischen Frau und Mann gibt, daher war eine Gleichbehandlung in meinem Kopf lange Zeit eine absolute Selbstverständlichkeit. Erst in der Schule wurde ich mit Themen wie dem „Gender Pay Gap“ konfrontiert und habe gelernt, wie es in der Realität leider wirklich aussieht.

Die Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik sollte bereits im Kindesalter geweckt und gefördert werden. Kinder sollen bereits im Kindergarten und in der Schule für die sog. MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) begeistert werden. Zahlreiche Initiativen setzen derzeit erst am Übergang zur Oberstufe oder kurz vor der Matura an. Viele Entscheidungen der Jugendlichen sind zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits getroffen.

Für das spätere Berufsleben ist es meines Erachtens wesentlich, integrative Unternehmenskulturen (insbesondere in stark technisch orientierten Branchen) zu schaffen, in welchen alle qualifizierten Mitarbeitenden dieselben Aufstiegschancen haben. Das würde die Motivation von Frauen technische Berufe zu ergreifen mit Sicherheit um einiges erhöhen.


Wordrap mit Alexandra Medl

Womit ich als Kind am liebsten gespielt habe:

Ein Lieblingsspielzeug gab es bei mir nicht, allerdings habe ich immer gerne kreativ gespielt. Das reicht von Basteln und Malen mit Plastilin, Malfarben etc. über das „Kochen“ mit Sand, Tannenzapfen und Steinen bis hin zum Spielen mit Puppen sowie dem Bauen mit Spielsteinen.

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:

Mein Herz schlägt nach wie vor für die Universität für Bodenkultur Wien  (BOKU) und den dort angebotenen Mix aus Umwelt und Technik. Ich würde also jedenfalls wieder auf die BOKU gehen, mich aber eventuell für Umweltingenieur:innenwissenschaften entscheiden.

Mein Vorbild ist:

Das ultimative Vorbild gibt es für mich nicht. Generell faszinieren mich Menschen, die mutige Entscheidungen treffen können und wollen.

Was ich gerne erfinden würde:

Beruflich beschäftige ich mich derzeit intensiv mit der Reduktion von Kohlenstoff auf Baustellen. Baustoffe, die mehr Kohlenstoff speichern, als bei deren Herstellung freigesetzt wird und tatsächlich als adäquate Alternativen vor Beton, Stahl etc. im Tiefbau eingensetzt werden könnten, wären da sehr nützlich :-).

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …

…gilt auch endlich dasselbe für den Männeranteil in Sozialberufen. Segregation am Arbeitsmarkt in „Männer- und Frauenberufe“ gehört der Vergangenheit an, wodurch ein wesentlicher Beitrag zum Schließen der Einkommensschere geleistet ist.

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …

… werden männliche Verhaltensweisen nicht mehr automatisch als geschlechtsneutraler Standard für den Arbeitsplatz gehandelt.

Was verbinden Sie mit Innovation:

Ohne Innovation kein Fortschritt, ohne Fortschritt keine Nachhaltigkeit.

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:

Ohne Forschung keine Innovation, ohne Innovation kein Fortschritt.

Meine Leseempfehlung lautet:

"Violeta" von Isabel Allende

"Eine kurze Geschichte von fast allem" von Bill Bryson

 

Alexandra Medl
DIin Dr.in Alexandra Medl

ASFINAG Bau Management GmbH

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Letzte Aktualisierung: 26.01.2023