Expertin des Monats
Jan. 2023
DIin Susanne Supper
Mädchen sollten so früh wie möglich die Erfahrung machen können, dass Naturwissenschaft und Technik sehr wohl „das Richtige“ für sie sind - durch Vorbilder, durch spielerisches, interdisziplinäres Wecken von Interesse – vom Kindergarten an. Hilfreich ist sicherlich auch ein Umfeld, das generell offen gegenüber Naturwissenschaft, Technik und Innovation ist – und in dem man als Kind entdecken kann, dass Mathematik oder Physik eigentlich die Basis für das Verständnis aller Vorgänge des Lebens sind.
Später helfen sicherlich auch einschlägige Netzwerke mit entsprechenden Angeboten – die FEMtech Initiative ist da ein tolles Beispiel; und es ist wichtig hervorzustreichen, welche zentrale Rolle Naturwissenschaft und Technik bei der Gestaltung einer grünen, nachhaltigen Zukunft spielen.
Interview
Interview mit DIin Susanne Supper
Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
DIin Susanne Supper
Cluster Managerin
Forschungsinitiative Green Energy Lab
Was macht Green Energy Lab genau?
Green Energy Lab ist eine Forschungsinitiative für nachhaltige Energielösungen und Teil der österreichischen Innovationsoffensive „Vorzeigeregion Energie“ des Klima- und Energiefonds. Mit den Kernregionen Wien, Niederösterreich, Burgenland und Steiermark verfügt das Green Energy Lab über einen Testmarkt mit etwa fünf Millionen Endverbraucher:innen und ist damit Österreichs größtes „Innovationslabor“ für eine nachhaltige Energiezukunft.
Mehr als 300 teilnehmende Partner:innen aus Forschung, Wirtschaft und der öffentlichen Hand entwickeln gemeinsam mit den vier Landesenergieversorger:innen Wien Energie, Energieversorgung Niederösterreich, Burgenland Energie und Energie Steiermark kund:innen- und bedarfsorientierte, skalierbare Lösungen – vom Prototyp bis zur Marktreife. Durch den direkten Zugang zum Kernmarkt der Energieversorger:innen können Neuentwicklungen unmittelbar in großen Dimensionen getestet werden. Bis 2025 sollen über 150 Millionen Euro in innovative Projekte im Rahmen des Green Energy Lab investiert werden.
Sie sind Cluster Managerin und Geschäftsführerin. Was machen Sie da genau?
Ich habe Green Energy Lab ab 2016 in federführender Rolle aufgebaut – seit 2018 sind wir nun operativ tätig - und leite es seither. In dieser Rolle bin ich für die Führungs- und Managementaufgaben verantwortlich – das reicht von Finanzen und Förderungen über Personal und Teamentwicklung bis hin zu strategischen Themen rund um unsere Weiterentwicklung, speziell die Erweiterung unseres Leistungsportfolios.
Was fasziniert Sie an Ihrem Job?
Die Energiewende ist dringlicher denn je. Viele Herausforderungen bei der Transformation des Energiesystems hin zu einem nachhaltigen Energiesystem sind gut bekannt, viele grüne Energietechnologien sind schon seit Langem erprobt. Genauso wichtig ist aber, kontinuierlich weiter zu forschen und den Innovationsprozess im Bereich Energietechnologie ständig in Gang zu halten.
Das ist auch genau der Grund, warum mich die Arbeit im Green Energy Lab so fasziniert – es geht im Green Energy Lab darum, Ideen für die grüne Energiezukunft zu generieren, daraus exzellente Innovationsprojekte zu entwickeln, und in diesen Projekten den Fokus auf die konkreten Lösungen zu legen, indem diese Lösungen getestet und erprobt werden, um sie optimal für die Markteinführung vorzubereiten. Denn was schlussendlich zählt, ist die rasche und breite Ausrollung am Markt. Nur so kann mit den Ergebnissen aus Forschung und Innovation tatsächlich Impact erzielt werden – sichtbar und messbar anhand eingesparter CO2-Emissionen und einem gestiegenen Anteil von erneuerbarer Energie im gesamten Energiesystem.
In meiner täglichen Arbeit kann ich somit Innovation – das Entdecken von Neuem - und Nachhaltigkeit - die Gestaltung eines grünen, sicheren, leistbaren Energiesystems – in idealer Weise miteinander verbinden. Das fasziniert mich jeden Tag und ist eine der wesentlichsten Quellen für Freude und Spaß an der Arbeit.
Eine andere Quelle der Motivation ist, dass ich mit Green Energy Lab etwas Neues aufgebaut habe, das es zuvor noch nicht gab. Gemeinsam mit vielen Menschen und Partner:innen, die ebenso voller Engagement, Kreativität und Umsetzungsstärke an der grünen Energiezukunft arbeiten: Allen voran mein Team, das mittlerweile auf insgesamt neun Kolleg:innen angewachsen ist, die Vertreter:innen unserer Gründungsmitglieder, und unsere vielen Projekt- und Netzwerkpartner:innen. So kann Green Energy Lab mittlerweile auf mehr als 300 Partner:inneninstitutionen stolz sein, die die ganze Innovationskette abdecken – von der Forschung über die Technologieentwicklung bis zu den Lead User:innen und den Multiplikator:innen, wie beispielsweise Landesregierungen oder andere öffentliche Einrichtungen. Gemeinsam arbeiten diese Partner:innen an mittlerweile über 50 Energieinnovationsprojekten mit einem Investitionsvolumen von aktuell über € 150 Mio.
Das Potenzial für neue Projekte in den Bereichen Strom, Wärme und integrierte Mobilität ist gewaltig – umso mehr als gerade jetzt die Dringlichkeit von grüner, sicherer Energieversorgung so groß ist, wie noch nie zuvor.
Wie hoch ist der Frauenanteil bei Green Energy Lab genau?
Bei uns liegt der Frauenanteil derzeit bei 67%.
Was unternimmt Green Energy Lab zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?
Im Green Energy Lab sind die Führungspositionen mit mir und meiner Stellvertreterin jeweils durch eine Frau besetzt.
Wir hatten bisher erfreulicherweise keine echten Probleme, sehr kompetente Frauen zu finden und für uns zu gewinnen. Mit Begeisterung engagieren wir uns auch bei den FEMtech Praktika für Studentinnen – hier haben wir so gute Erfahrungen gemacht, dass wir eine vormalige FEMtech Praktikantin, die an der TU Wien studiert, fix ins Team übernommen haben.
Sie haben Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien studiert. Wie kam es dazu?
Aus der Faszination und Begeisterung für Natur und Tiere heraus war für mich immer klar, dass ich auch ein Studium in diesem Bereich absolvieren möchte. Lange Zeit wollte ich Veterinärmedizin studieren – eine große Tierliebe hatte ich immer und auch ein starkes Interesse an Medizin. In den Jahren vor der Matura kam dann immer mehr Technikaffinität dazu und ich entdeckte die Universität für Bodenkultur. Ich erinnere mich auch, dass ich immer wieder Beiträge und Reportagen über Forschungsprojekte der Universität für Bodenkultur Wien las und sah – und das hat mich schlussendlich dazu bewogen, das thematisch breite Studium Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, mit Vertiefung im Bereich des ressourcenorientierten Bauens, zu beginnen.
Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?
Mädchen sollten so früh wie möglich die Erfahrung machen können, dass Naturwissenschaft und Technik sehr wohl „das Richtige“ für sie sind - durch Vorbilder, durch spielerisches, interdisziplinäres Wecken von Interesse – vom Kindergarten an. Hilfreich ist sicherlich auch ein Umfeld, das generell offen gegenüber Naturwissenschaft, Technik und Innovation ist – und in dem man als Kind entdecken kann, dass Mathematik oder Physik eigentlich die Basis für das Verständnis aller Vorgänge des Lebens sind.
Später helfen sicherlich auch einschlägige Netzwerke mit entsprechenden Angeboten – die FEMtech Initiative ist da ein tolles Beispiel; und es ist wichtig hervorzustreichen, welche zentrale Rolle Naturwissenschaft und Technik bei der Gestaltung einer grünen, nachhaltigen Zukunft spielen.
Wordrap mit DIin Susanne Supper
Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Mit improvisierten „Baumaterialien“, mit denen ich improvisierte Häuser gebaut habe und mit allen Arten von Stoff- und Holztieren, die in meinen „Zoo-Gehegen“ gewohnt haben, in meine „Tierarztpraxis“ gingen etc. Meine Faszination und Liebe für Natur und Tiere war immer schon da.
Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Ich könnte mir ein Studium an der Universität für Bodenkultur Wien auch jetzt gut vorstellen. Ich würde aber speziell nach noch mehr Internationalisierung Ausschau halten und würde Auslandssemester und -praktika generell Studierenden empfehlen.
Mein Vorbild ist:
Jane Goodall: Sie hat mutig neue Wege beschritten, war innovativ, aufmerksam; jetzt bewundere ich sie – gerade auch in ihrem hohen Alter - als unermüdliche Botschafterin für Naturschutz, Wissenschaft und Frieden.
Was ich gerne erfinden würde:
Eine Art „Innovationsbeschleuniger“ und einen wirklich intelligenten Hausarbeits-Roboter, der auch komplexe, vielfältige Arbeitsabläufe schafft.
Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
… würde es noch mehr wirkungsvolle Vorbilder für weitere Frauen geben, die eine technische Karriere anstreben würden. Wir würden sehen, dass die Maßnahmen zur Gender Balance gewirkt haben und Frauen in der Technik wären auch nichts „Exotisches“ mehr. Ich denke, dass der Trend in die richtige Richtung geht – jedenfalls bei uns. Gender Balance und Antidiskriminierung ist aber ein globales Thema: Mit großer Sorge und großem Unbehagen betrachte ich manche Entwicklungen in anderen Erdteilen – so war erst so war Ende 2022 in den in den Nachrichten zu lesen, dass die Taliban in Afghanistan Frauen die Universitätsausbildung untersagen. Das ist ungeheuerlich.
Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… hätten wir sicherlich einen anderen Spirit in Wirtschaft und Gesellschaft. Es wäre ein Zeichen, dass „die gläserne Decke“ durchbrochen ist und es wäre ein Mutmach-Signal für Frauen generell, Führungspositionen anzustreben.
Was verbinden Sie mit Innovation:
… Neugier, Weitergehen – nicht Stehen bleiben, Lösungen entwickeln.
Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
… um Entwicklungsrisiken abzufedern und Innovation in der Wirtschaftspraxis möglich zu machen und um die Chance zu haben, neue Ansätze auszutesten und die Lösungen, die sich im Test bewähren, rasch in den Markt zu bringen.
Meine Leseempfehlung lautet:
„Wolfsaga“ von Käthe Recheis
„Nein sagen und trotzdem erfolgreich verhandeln“ von William Ury
Kontakt
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Letzte Aktualisierung: 18.05.2023