Expertin des Monats
Nov. 2020
DIin Ayla Schwarzmayr, BSc

Oft merke ich nur an der Reaktion von außen, dass ich in einem technischen Bereich tätig bin. In einem Bereich, in dem Frauen noch immer sehr wenig vertreten sind. In einem Bereich in dem ich mich aber als Teil des Ganzen fühle und mich mit viel Eigenverantwortung einbringen kann. Ich werde gehört, gefördert und setze meine Fähigkeiten jeden Tag ein. Mir ist aber durchaus bewusst, dass dies nicht die Normalität ist und finde es gerade deshalb wichtig, dies auch sichtbar zu machen. Mit meinen positiven Erfahrungen möchte ich auch andere Frauen dazu ermutigen, ihre Interessen und ihr Können in technischen Berufen selbstsicher umzusetzen. 

Interview

INTERVIEW MIT AYLA SCHWARZMAYR

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
Ayla Schwarzmayr
Decor Management Senior Specialist
Flooring 
Fritz Egger GmbH Co. OG

Was macht die Fritz Egger GmbH Co. OG genau? 
EGGER produziert und vermarktet weltweit eine umfassende Produktpalette aus Holzwerkstoffen - Span-, OSB (englisch für oriented strand board bzw. oriented structural board, „Platte aus ausgerichteten Spänen“)- und MDF-Platten (mitteldichte Faserplatte - sowie Schnittholz). EGGER Produkte finden sich in vielen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens. Dabei versteht sich EGGER als Komplettanbieter für den Möbel- und Innenausbau, für den konstruktiven Holzbau sowie für Fußböden. EGGER entwickelt das Produktportfolio stetig weiter, ein Schwerpunkt liegt dabei auf der regelmäßigen Entwicklung neuer, trendgerechter Dekore und Oberflächen.

Sie sind Decor Management Senior Specialist. Was machen Sie da genau? 
Ich bin im Dekor- und Designmanagement für die Fußbodenprodukte bei EGGER zuständig. Meine Arbeit beginnt bei der Marktanalyse mit Recherchen, Besuchen von Fachmessen und Marktbesuchen direkt bei den KundInnen. Dieses Wissen zu Produkt und Design fließt dann in die Produktentwicklung mit ein. Ich betreue in den Kollektionsprojekten die Schnittstellen zu Technik, Produktmanagement, Marketing und Vertrieb. Im Team wählen wir die neuen Dekore und Designs aus und entwickeln die Oberflächen passend dazu. Bei der Einführung für KundInnen sind wir unterstützend vor Ort und sammeln hier wieder erste Erkenntnisse für neue Entwicklungen.

Was fasziniert Sie an Ihrem Arbeitsbereich?
Das Dekor- und Designmanagement ist für mich so interessant, weil es jeden Tag wieder neu und vielseitig ist. Ich kann hier meine Technik und Kreativität verbinden. Die Arbeit erfordert viel Flexibilität, was die persönliche Entwicklung angeht, den Arbeitsort, aber auch die internationale Zusammenarbeit mit KollegInnen.
Was mich zusätzlich immer wieder motiviert ist das Produkt selbst: Nachhaltige Holzwerkstoffe, die in jeder Wohnung und im öffentlichem Raum Einsatz finden. Ich kann hier alle Bereiche meiner Ausbildung nutzen und arbeite in einem internationalen Umfeld.

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?
Seit Ende 2018 bin ich Teilprojektleiterin der Handelskollektion für Fußboden. Ich betreue die Schnittstellen zur Technik, Produktmanagement, Marketing und Vertrieb. Während der Entwicklung bedeutet das im Team Oberfläche und Dekore zu entwickeln, dies in Einklang mit den technischen Eigenschaften der Produkte zu bringen, um am Ende die internationalen Marktanforderungen zu erfüllen, aber auch die Ressourcen der Produktion zu kennen und zu nutzen. Dazu kommen je nach aktueller Anforderung Weiterentwicklungen an Oberflächen und Dekoren, die kollektionsunabhängig sind.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei der Fritz Egger GmbH Co.OG?
Die Frauenquote in der gesamten Unternehmensgruppe (20 Produktionsstandorte, 27 Vertriebsbüros weltweit) liegt aktuell bei 16,1 %. In den Bereichen Technik, Produktion und Logistik – die in einem Industrieunternehmen die meisten MitarbeiterInnen beschäftigen – ist die Frauenquote leider mit 8,6 % noch viel niedriger. In den Bereichen IT, Vertrieb, Marketing, Finanzen und Verwaltung liegt sie hingegen bei 58,6 %.

Was unternimmt die Fritz Egger GmbH Co. OG zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?
EGGER bekennt sich klar dazu, den Frauenanteil in allen Unternehmensbereichen zu erhöhen. Die Entwicklung wird jährlich im Nachhaltigkeitsbericht transparent gemacht. Um Karrieren von Frauen zu fördern, wird gezielt auf deren Repräsentanz in strategischen Entwicklungsprogrammen (z.B. „Startklar“ für Nachwuchsführungskräfte, „Start up“ für BerufseinsteigerInnen“) geachtet. Darüber hinaus wird es zukünftig verstärkt Netzwerkveranstaltungen für Frauen im Unternehmen geben.

Sie haben Holztechnologie und Holzbau an der Fachhochschule Kuchl studiert. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Der Ursprung meiner Laufbahn liegt in einer kreativen Ausbildung. Hier hatte ich aber auch von Beginn an die Textiltechnik als zweite Hauptkomponente. Ich sah also immer, ohne die Technik, funktioniert gutes Design nicht. Vor der Wahl des Studiums war für mich klar: Ich möchte mich noch mehr mit nachhaltigen Rohstoffen beschäftigen, mit einer direkten Anwendung meines theoretisch Erlernten. Das Studium in Kuchl beinhaltet Technologie, Wirtschaft und Entwicklung des nachhaltigen Rohstoffes Holz und ist zudem sehr Praxis bezogen.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?
Das ist eine sehr umfassende Fragestellung. Diese beinhaltet Änderungen in unserer Gesellschaft, in all unseren Köpfen, im Bildungssystem und natürlich in der Arbeitswelt. Man braucht bereits in der Kindheit einen Weg und Lehrplan, der geschlechterneutral ist. Vor allem braucht es meiner Meinung nach unbedingt geschlechtsneutrale Lehrpläne. Personen sollten aufgrund ihrer Fähigkeiten und Interessen gebildet und gefördert werden. Damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaften und Technik Fuß fassen braucht es von Beginn an eine unvoreingenommene Umgebung und das wird wiederum mehr Chancen in diesem Bereich ermöglichen. 


WORDRAP MIT AYLE SCHWARZMAYR

Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Barbies und Lego.

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Immer noch Holztechnologie an der Fachhochschule Salzburg. Das war für mich die perfekte Mischung zwischen Technik und kreativem Arbeiten. Das theoretisch Erlernte war gleichzeitig immer Teil von Projekten – diesen praxisnahen Zugang finde ich einfach sehr effizient. Zusätzlich würde ich jetzt aber gerne noch Innenarchitektur studieren, weil ich mein Wissen hier gerne noch mehr vertiefen würde.

Mein Vorbild ist:
Jeden Tag eine neue inspirierende Person, die mich ein Stück weiterdenken lässt. Ich kann und möchte das auch gar nicht pauschalisieren.

Was ich gerne erfinden würde:
Der Klassiker: eine Zeitmaschine. Oder im Moment wäre auch Beamen wirklich praktisch.

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
…haben wir endlich alle Vorurteile und Gewohnheiten über Bord geworfen und stellen Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten ein. Stereotypen und Klischees beginnen leider immer noch bei den ganz Kleinen. Vielen Mädchen wird oft gar nicht gezeigt, was Technik alles kann und dass das eben nicht nur etwas für die Jungs ist. 

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
…gibt es neue und flexible Arbeitszeitenregelungen und Karenzmodelle, sowie Lösungen für Familie und Beruf.

Was verbinden Sie mit Innovation:
Weiterentwicklung, Dynamik, Wissen, Kreativität. Alles in Kombination bringt am Ende neue Lösungen, Produkte und wieder neues Wissen.

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Damit Innovationen überhaupt erst entstehen können braucht es Forschungsförderung. Und hinzu kommt, dass unabhängige und neutrale Forschung für die Allgemeinheit, meist auch nur in einem solchen Umfeld funktioniert. 

Meine Leseempfehlung lautet:
Ein wenig Leben – Hanya Yanagihara
Lean in – Sheryl Sandberg

Ayla Schwarzmayr
DIin Ayla Schwarzmayr, BSc

Fritz Egger Holzwerstoffe GmbH & Co. OG

Lebenslauf (pdf, 111,34 KB)

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Letzte Aktualisierung: 10.11.2020