Expertin des Monats
Sept. 2005
Dr.in Elisbeth Waigmann

Elisabeth WAIGMANN studierte Chemie im Studienzweig Biochemie an der Universität Wien. Nach Beendigung der Dissertation arbeitete sie über ein Jahr lang in der Wissenschaftsredaktion des ORF. Dann nahm sie die Möglichkeit wahr, mit einem Erwin-Schrödinger Stipendium für vier Jahre an der University of California in Berkeley zu forschen.

Seit 1997 ist die Universitätsdozentin als unabhängige Projektleiterin im Max F. Perutz Laboratories Department für medizinische Biochemie an der medizinischen Universität in Wien tätig. Die Weitergabe wissenschaftlicher Erkenntnisse an die Öffentlichkeit ist ein Herzensanliegen geblieben, weshalb sie sich im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit engagiert, wie etwa bei der Vorbereitung zur "Langen Nacht der Forschung", die im Oktober 2005 in Wien stattfinden wird.

Interview

Sie haben Chemie mit dem Schwerpunkt Biochemie studiert. Warum haben Sie gerade dieses Studium gewählt?

Dass ich prinzipiell etwas in diese Richtung machen wollte, war für mich schon am Ende meiner Gymnasialzeit klar. Da habe ich bereits angefangen Bücher zu lesen, in denen von Enzymen die Rede war – und sie nicht verstanden. Ich habe dann etwas gesucht, wo man sich in diese Richtung spezialisieren kann und das war Chemie mit dem Fokus auf die Biochemie, denn damals gab es noch kein Molekularbiologie-Studium in Wien.

Was hat Sie mit 17 schon an der Chemie, an der Naturwissenschaft interessiert?

Generell gesagt: wie Dinge funktionieren. Ich hatte auch überlegt, Physik zu studieren, aber der „Konnex zum Lebendigen“ hat den Ausschlag in Richtung Chemie gegeben. Eine Überlegung war auch, ein musikalisches Fach zu wählen, denn ich habe ein Gymnasium mit Musikschwerpunkt besucht und sehr viel Klavier gespielt.

Das wäre aber wohl in Richtung Lehramt und nicht Konzertfach gegangen, und das allein war mir dann nicht interessant genug. Damals war es mir wichtig, eine unabhängigere Richtung einzuschlagen, wo ich auch Neues kreieren kann. Das war dann der Ausschlag in Richtung Chemie.

Gab es bei Ihnen auch schon eine familiäre Affinität zu den Naturwissenschaften?

Mein Hintergrund ist eigentlich ziemlich anders. Meine Familie kommt aus dem kleinbäuerlichen Milieu im Waldviertel. Mein Vater absolvierte ein humanistisches Studium in Wien, meine Mutter war Sekretärin und Hausfrau. Beide sind allerdings gestorben, als ich noch in der Volksschule war. Ich habe dann recht selbständig entschieden, was ich weiter machen wollte, weil der Rest meiner Familie wenig Zugang zu diesen Themen hatte.

Ihr aktuelles Arbeitsgebiet sind einerseits Pflanzenviren und andererseits das HI-Virus.

Viren haben gewisse Parallelen, egal ob im pflanzlichen oder tierischen Bereich oder beim Menschen. Bei den Pflanzenviren interessiert uns vor allem, wie sie sich in der Pflanze von einer infizierten Zelle zu gesunden Nachbarzellen ausbreiten können. Viele Pflanzenviren schleusen ihr Erbmaterial mit Hilfe eines viruseigenen Transportproteins durch enge Kanäle, die die Pflanzenzellen untereinander verbinden.

Wie dieses Transportprotein funktioniert, ist unsere Hauptfragestellung. Es gibt natürlich auch anwendungsorientierte Aspekte. Wenn man die Ausbreitung des Virus von Zelle zu Zelle verhindert, unterbindet man auch die Infektion der Pflanze. Und es gibt eine Vielzahl an Pflanzenviren, die landwirtschaftlich wichtige Pflanzen befallen können.

In dem HI-Projekt, das wir in Zusammenarbeit mit einer israelischen Arbeitsgruppe durchführen geht es darum, den Transport von bestimmten HI-Proteinen aus dem Zytoplasma in den Zellkern zu studieren bzw. mit geeigneten Substanzen zu unterbinden. Unsere israelischen KollegInnen suchen Substanzen – Peptide – die eventuell inhibitorisch (d.h. unterbindend) wirken können, ich bringe vor allem meine zellbiologische Expertise ein und teste, ob diese Substanzen in Zellkulturzellen einen Effekt haben.

Sie arbeiten also an einem bestimmten Teil des HI-Virus.

Ja, an einzelnen Eiweißstoffen des HI-Virus. Diese Eiweißstoffe müssen in den Kern der Zellen hineinwandern, um dort ihre Aktivität durchzuführen. Und auf diesem ersten Schritt des Weges vom Zytoplasma in den Zellkern versuchen wir einzugreifen und eine Substanz zu finden, die das verhindert. Denn wenn die Eiweißstoffe ihre Aufgaben nicht erfüllen können, weil sie im Zytoplasma „stecken bleiben“, dann wird auch die Virusvermehrung unterbunden.

Was könnte man sich daraus in weiterer Folge für die Bekämpfung des HI-Virus erhoffen?

Das Fernziel ist natürlich, dass man therapeutisch gegen das HI-Virus vorgehen kann. Aber wir studieren hier nur einen isolierten Vorgang, und vom Auffinden einer inhibitorischen Substanz bis zur Entwicklung eines therapeutisch anwendbaren Medikaments – da ist leider noch eine ganz große Lücke dazwischen!

Sie haben einige Zeit in den USA gearbeitet. Warum sind Sie dort hingegangen?

Ich habe damals eigentlich nur zwei Regionen für einen Auslandsaufenthalt ins Auge gefasst: die Westküste und die Ostküste der USA! In Berkeley an der University of California in der Nähe von San Francisco hat es schließlich geklappt. Dort wird Topforschung betrieben, das hat mich sehr verlockt. Und die vier Jahre, die ich dort verbracht habe, waren eine wunderschöne Zeit!

Was sind die großen Unterschiede für eine Forscherin in den USA und Österreich?

Die Freiheit, die in den USA herrscht! Vergleicht man Universitäten hier und dort, dann ist hier in Österreich die Hierarchie viel ausgeprägter. In Österreich habe ich – gerade als Forscherin – sehr oft das Gefühl gehabt, dass man Männern gegenüber erst einmal demonstrieren musste, dass man überhaupt Grundkenntnisse hat. Das war in den USA überhaupt nicht so, da gibt es einfach eine Grundakzeptanz.

Auch die Schnelligkeit, mit der Dinge in den USA durchgeführt wurden, hat mich positiv überrascht. Wenn man z.B. jemanden um Rückruf bittet, dann kommt dieser Rückruf auch – innerhalb kürzester Zeit!

Die Internationalität war damals in der USA ebenfalls ungleich höher als in Österreich. Es gab dort viele Studierende und Post-Docs aus anderen Ländern. Heute ist das allerdings auch in Österreich schon anders.

Trotz dieser vielen positiven Umstände sind Sie wieder nach Österreich zurückgekommen.

Sehr ungern. Das war eher umständehalber, als dass ich es wollte. Für meinen Aufenthalt in den USA hatte ich ein zweijähriges Stipendium des Fonds zur Förderung der österreichischen Forschung bekommen. Danach wurde ich über die Universität bezahlt, hatte ein anderes Visum und hätte mühelos dort bleiben können.

Allerdings war es familiär gesehen nicht so einfach. Meine Tochter wurde in den USA geboren und ich war einige Zeit dort allein erziehend, da der Vater meiner Tochter wieder zurück in Österreich war. Ich musste natürlich arbeiten und das war recht schwierig mit einem kleinen Kind, ganz allein. So haben wir uns entschlossen, dass ich einen Start in Österreich versuchen würde, obwohl ich eigentlich keine Aussicht auf eine Position hier hatte.

Wie haben Sie dann den Sprung zurück geschafft?

Ich habe das APART-Stipendium der Akademie der Wissenschaften beantragt und bekommen und damit eine Forschungsgruppe aufgebaut. Denn das wollte ich jedenfalls: mein eigenes Arbeitsgebiet entwickeln. Das ist als Einstieg, um einen Planposten auf der Universität zu bekommen, allerdings ganz schlecht! Es wird häufig gewünscht und erwartet, dass man in einer bestehenden Gruppe mitarbeitet. Das wollte ich nicht.

Wissenschaftlich wäre es sicherlich viel besser gewesen, in den USA zu bleiben. Aber das war die Einschränkung, die ich akzeptiert habe, um Beruf und Familie besser vereinen zu können.

Sie haben sich also mit diesem Stipendium eine eigene Forschungsgruppe aufgebaut.

Das Stipendium selbst umfasste ein Gehalt für drei Jahre für mich. Um meine MitarbeiterInnen zu finanzieren, musste ich Projekte (Drittmittel) einwerben. Und so arbeite ich immer noch. Sowohl mein Gehalt als auch das meiner MitarbeiterInnen wird über Drittmittel finanziert.

Wie viele MitarbeiterInnen haben Sie im Moment?

Drei DissertantInnen, eine Teilzeittechnikerin und eine zweite Technikerin beginnt jetzt im Oktober wieder.

Ihre Arbeitsgruppe ist recht weiblich dominiert.

Es ist nicht so, dass wir Männer ausschließen würden! (lacht) Es ergibt sich, dass mehr Frauen an einer Mitarbeit in meiner Gruppe interessiert sind. Man muss aber auch sagen, dass der Frauenanteil in den biowissenschaftlichen Studien hoch ist. Umso interessanter ist, dass dieser hohe Frauenanteil ab einem bestimmten Level dann rapide abnimmt!

Viele Frauen sprechen von einer „gläsernen Decke“, die sie nicht mehr durchstoßen können. Haben Sie ähnliche Beobachtungen gemacht?

Ja, das habe ich selbst erlebt. Ich habe mich um eine Position beworben, deren Ausschreibung sehr gut auf mein Forschungsgebiet gepasst hat. Diese Position war allerdings für jemanden anderen „gedacht“... Aufgrund meiner Qualifikationen und der guten Übereinstimmung mit der Ausschreibung war es aber nicht möglich, mich einfach abzulehnen. Vom zuständigen Institutsvorstand wurde ich dann zu einem Gespräch gebeten, in dem er mir erklärt hat, dass es überhaupt nicht in Frage käme, dass ich eine unabhängige Forschungsgruppe am Institut etablieren könne. Ich habe aber meine Bewerbung nicht zurückgezogen.

Als es dann zur Vergabe kommen sollte, wurde der Posten zurückgegeben, weil es offensichtlich nicht so leicht möglich war, um mich herumzukommen! Die Frauenbeauftragte hat angemerkt, dass es schon sehr merkwürdig sei, dass in dem Moment, wo eine qualifizierte Frau sich bewirbt, der Posten zurückgegeben wird. Man sagte mir, dass einige Zeit später dieser Posten dann unter einem neuen Ausschreibungstext wieder ausgeschrieben wurde...

Das war natürlich ein Extremfall. Aber ich glaube, es gibt viele, viele Mechanismen, die da laufen können, die Frauen letztendlich in eine schlechtere Position stellen. Man ist sehr abhängig davon, dass man von seinem Umfeld akzeptiert und gefördert wird.

Viele ForscherInnen berichten, dass MentorInnen sehr wichtig waren für sie. Wie war das für Sie persönlich?

Andrea Barta und Rénee Schröder waren Mentorinnen für mich, wenn auch nie in formalisierter Form. Am Mentoringprogramm selbst habe ich nie teilgenommen aus dem einfachen Grund, weil diese Termine meistens am Abend angesetzt waren und das ist mit einem kleinen Kind nicht vereinbar! Nun hab ich genug unabhängige Kontakte und versuche selber als Mentorin tätig zu werden, meine MitarbeiterInnen zu unterstützen und zu fördern.

Was wären für Sie zentrale Punkte, um Frauen in Forschungskarrieren zu unterstützen?

Frauen müssten mehr Eingang in alle Hierarchieebenen finden, das ist zentral. Die Mechanismen, die Frauen aus höheren Funktionen relativ gut draußen halten, sind einfach sehr etabliert. Wir bräuchten eine Festlegung, wie viele Stellen auf jeder Hierarchieebene mit Frauen besetzt werden müssen. Dieser Gummiparagraph, dass bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt werden müssen, hat absolut keinen Effekt bisher!

Wenn mehr Frauen auf allen Ebenen vertreten sind – in den Komitees, in der Lehre, in Forschungsprojekten – ist auch die Vorbildwirkung für Studentinnen eine ganz andere. Dann ist eine Topposition nicht mehr eine Sache, die man nur erreicht, wenn man besonders viel Glück hat oder alles andere daneben aufgibt, sondern eine Sache, die wirklich erreichbar ist. Damit ist es auch nicht so unvorstellbar, diese Art von Karriere anzustreben!

Außerdem müssen Frauen auch vermehrt in permanente Positionen kommen, nicht nur in   Kurzzeitpositionen! Frauen müssen längerfristig ihr eigenes Programm machen können! Das halte ich für ganz wichtig.

Die Unsicherheit, die entsteht weil Projekte meist nur für 1-3 Jahre durch Forschungsgelder finanziert sind, scheint vor allem Frauen zu betreffen.

Ja absolut, ich kenne das aus eigener Erfahrung, das hat so viele Nachteile! Nicht nur, dass man sich selber nicht sehr wohl fühlt, weil man nicht weiß, was in ein, zwei Jahren sein wird... Irgendwann wird man älter und es stellt sich in Zusammenhang mit der Lebensplanung die Frage, ob man sich diese 3-Jahresrhythmen noch leisten kann.

Außerdem: wenn man eine ganze Forschungsgruppe über Drittmittel finanzieren muss, d.h. auch mein Gehalt als Leiterin hierdurch abgedeckt wird, bleibt weniger über, um MitarbeiterInnen zu finanzieren. Das ist schlecht für die Forschung.

Neben der Forschung unterrichten Sie auch. Ist der Zugang zu den Studierenden für Sie wichtig?

Sehr wichtig! Zum einen findet man dadurch interessierte MitarbeiterInnen für die eigene Forschungsgruppe, denn man lernt die Studierenden kennen und kann abschätzen, mit wem man gut zusammenarbeiten könnte. Man geht schließlich ein sehr intensives Verhältnis ein, während einer Dissertation beispielsweise sieht man sich mindestens 3 Jahre fast täglich.

Auch für einen selber ist die Lehre sehr wichtig! Man hält sich auf dem aktuellen Stand – auch in anderen Gebieten als dem eigenen Spezialthema. Das bedeutet eine laufende eigene Weiterbildung.

Für Sie ist auch die Wissenschaftskommunikation, die Vermittlung von Wissenschaft in der Öffentlichkeit ein wichtiges Thema. War das ein Grund, warum Sie einige Zeit als Wissenschaftsjournalistin beim ORF tätig waren?

Richtig. Ich wollte mehr Einblick in die verschiedensten Wissenschaften bekommen. Das war zwar etwas naiv, denn ich habe mich mit vielen unterschiedlichen Disziplinen beschäftigt, aber es gab natürlich keine Zeit, hier in die Tiefe zu gehen. Aber es war immer sehr interessant!

Ich glaube, dass es allgemein für die Wissenschaft sehr wichtig ist, sich in der Öffentlichkeit einzubringen, denn man lebt letztendlich von öffentlichen Geldern. Und man kann nicht auf dem Standpunkt stehen: „Was ich mit dem Geld mache, geht keinen etwas an!“ Das rächt sich, die Leute erwarten Kommunikation. Und es ist ja auch sehr spannend, wenn man mit Leuten zu tun hat, die nicht die gleiche Vorbildung haben, die andere Positionen vertreten, die andere Fragen stellen.

Aus diesem Grund freue ich mich auch schon sehr auf die „Lange Nacht der Forschung“, die am 1. Oktober von 17-24h stattfindet!

Bieten Sie dazu auch am Biocenter etwas an?

Ja, wir bieten unter der Koordination von „dialog gentechnik“ 5 Stationen am Biocenter an. Das übergeordnete Thema ist Sicherheit, die Station an der ich beteiligt bin, beschäftigt sich mit transgenen Modellorganismen.

Was sind transgene Modellorganismen?

„Transgen“ bedeutet eine gezielte genetische Veränderung. Als „Modellorganismen“ werden einige ausgewählte Organismen bezeichnet, die von vielen Forschungsgruppen bearbeitet werden.

Bei der Langen Nacht der Forschung werden wir unterschiedliche transgene Modellorganismen präsentieren, z.B. Drosophila (die Fruchtfliege), Arabidopsis (ein pflanzliches Modell), Caenorhabidtis elegans (ein Wurm), Hefe (ein Einzeller) und Säugetierzellen als Modell für Säugetiere und den Menschen.

Für die Wissenschaft ist es sehr wichtig Gentechnik einzusetzen, um die Funktionen von verschiedenen Genen überhaupt herauszufinden. Dabei geht es nicht um einen kommerziellen Hintergrund, Gentechnik wird als Instrument der Forschung eingesetzt.

Sie haben es eben schon angesprochen: die Biowissenschaften werden in der Öffentlichkeit oft mit Gentechnik, mit Tierversuchen, in Zusammenhang gebracht – und das sind zumindest in Österreich keine Sympathiethemen. Wie erleben Sie das als Forscherin und wie gehen Sie damit um?

Für mich persönlich habe ich die Entscheidung getroffen, hauptsächlich im pflanzlichen Bereich zu forschen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, Tierversuche zu machen. Das war für mich eine wichtige Entscheidung. Nach meiner Dissertation hätte ich die Möglichkeit gehabt, in England zu arbeiten. Das wäre aber mit Versuchen an Ratten verbunden gewesen und das kam für mich nicht in Frage.

Gentechnik per se finde ich nicht schlecht. Gentechnik ist ein Satz an Methoden, die wir in der Forschung anwenden. Insofern ist es für mich im wissenschaftlichen Leben kein ethisches Problem.

Was die Verwendung von transgenen Pflanzen in der Landwirtschaft betrifft, bin nicht dafür, Gentechnik in Bausch und Bogen zu verbieten. Man sollte sich die Zeit nehmen, genau zu überlegen, wo die Risken und wo die positiven Seiten sind. Aber ich weiß, dass die öffentliche Meinung eine andere ist, vor allem in Österreich.

Auf EU-Ebene gibt es jetzt übrigens Versuche, die Pflanzenforschung und die grüne Gentechnologie wieder etwas mehr zu fördern, da sie in Europa etwas ins Hintertreffen geraten ist.

Frau Waigmann, Ihre Tochter ist zwar erst 10, aber wenn Sie sich etwas für den künftigen Berufsalltag ihrer Tochter wünschen könnten, was würden Sie sich wünschen?

Ich wünsche mir für sie, dass sie einen Beruf findet, wo sie kreativ sein und Internationalität erfahren kann, weil ich das selber als solche Bereicherung empfunden habe.

Wichtig wäre mir, dass sie einen Beruf wählen kann, ohne dass sie darüber nachdenkt, ob das als Frau eine gute Idee ist oder nicht. Ich finde es ganz schrecklich, dass man teilweise jungen Frauen immer noch suggeriert, sie müssten die Wahl zwischen Beruf und Familie treffen!

Auch mir wurde vermittelt, dass es gar keine gute Idee wäre, in der Forschung bleiben zu wollen und gleichzeitig Familie zu haben. Mein USA-Aufenthalt hat mir das Gegenteil gezeigt: dort hatten die Topforscherinnen – mit wenigen Ausnahmen – alle Kinder! Diese Entscheidung zwischen Beruf und Familie muss nicht stattfinden, man muss beides wollen und man kann beides wollen!

Und was wünschen Sie sich für sich selbst?

Momentan bin ich in einer schwierigen Phase. So wie es bis jetzt war, diese 3-Jahresverträge, das kann ich in dieser Form nicht weitermachen. Deshalb habe ich zum einen begonnen, mich im Ausland zu bewerben. Zum anderen muss ich mir auch überlegen – wenn ich nicht ins Ausland gehe – die Forschung fallen zu lassen und etwas anderes zu machen. Ich bin ein relativ flexibler Mensch, ich find es auch interessant, mal etwas Neues zu machen. Ich hoffe, dass ich etwas Gutes finde. Ein bisschen Glück in dieser Hinsicht könnte ich mir wünschen!

Das Interview führte Lisa Purker von der ÖGUT - Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik.

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Elisbeth Waigmann
Dr.in Elisbeth Waigmann

Med. Universität Wien

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Letzte Aktualisierung: 05.05.2023