Expertin des Monats
Nov. 2006
DIin Dr.in Monika Schönerklee-Grasser, MSc

Monika Schönerklee ist Projektleiterin und seit 1999 stellvertretende Leiterin des Geschäftsfeldes "Wasser" der Austrian Research Centers GmbH - ARC.

Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind die Leitung und Durchführung von nationalen und internationalen Forschungsprojekten im Bereich des integrierten Wassermanagements (EU Länder und Drittländer - u.a. Indien, Vietnam, Äthiopien). Ihre Forschungsarbeiten weisen großteils einen sehr interdisziplinären Charakter auf und beinhalten Kooperationen mit verschiedensten Fachdisziplinen, um den Anforderungen einer integrierten Bewirtschaftung von Wasserressourcen Rechnung zu tragen.

Monika Schönerklee studierte 1987-1993 Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Berufsbegleitend absolvierte sie als postgraduale Ausbildung den MSc-Lehrgang "Communication and Management Development" an der Donauuniversität Krems, den sie im Jahr 2003 mit einem Master-Degree abschloss.

Interview

Sie beschäftigen sich seit dem Studium mit dem Thema Wasser. Welche Bedeutung hat Wasser für Sie persönlich?

Wasser hat mich immer interessiert und fasziniert. Wasser ist einerseits ein lebensnotwendiges Element - unser Trinkwasser als Lebensmittel Nummer 1- andererseits kann Wasser aber auch eine Gefahr sein, wenn man an Hochwasser oder Überflutungen denkt. Wasser ist in seiner vielfältigen Form aber auch ein sehr ästhetisches Element, und es birgt eine sehr große Vielfalt in sich.

Im Rahmen ihrer internationalen Projekte reisen Sie viel. Trinken Sie überall unbedenklich Wasser?

Ich habe schon sehr viel in internationalen Projekten gearbeitet - in Indien, Vietnam oder Äthiopien - in diesen Ländern ist Wasser nicht so unbedenklich zu genießen. Es ist manchmal erschreckend, wie sorglos zum Teil mit der Ressource Wasser umgegangen wird und wie viele Übernutzungen und Verschmutzungen vorkommen. Besonders sind dann die Menschen betroffen, wenn Ihnen nicht mehr ausreichend Wasser zur Verfügung steht, das sie auch unbedenklich trinken können. Ich persönlich  denke, dass je mehr man über die Qualität des Wassers in den verschiedenen Ländern Bescheid weiß, man umso sensibler wird, welches Wasser als Trinkwasser geeignet ist.

Sie haben ein neusprachliches Gymnasium besucht und dann Kulturtechnik und Wasserwirtschat an der BOKU studiert. Was hat Sie an dieser Studienrichtung interessiert?

Ich habe mich schon immer sehr für Naturwissenschaften und für Sprachen interessiert. In der Schule wollte ich eine sprachliche Ausbildung machen, wobei ich mir bei den Wahlfächern naturwissenschaftliche Fächer ausgesucht habe. Ich habe EDV, Mathematikvertiefung und Darstellende Geometrie gewählt, weil ich schon damals wusste, dass ich ein technisches Studium machen werde.

Ist Technik und Naturwissenschaft in Ihrer Familie besonders gefördert geworden?

Nein, überhaupt nicht. Ich komme aus einer reinen Juristenfamilie. Mein Vater war Jurist, meine Mutter hat früher bei Gericht gearbeitet, und auch meine Schwester ist Juristin. Ich war mir aber immer sicher, dass ich etwas anderes machen will, und meine Eltern haben mich da immer sehr unterstützt. Wasserwirtschaft und Kulturtechnik habe ich gewählt, weil ich mehr in Richtung "Anwendung" gehen wollte. Mathematik oder Physik alleine waren mir zu abstrakt. Ich denke, dass aber auch die LehrerInnen in der Schule dazu beigetragen haben, mein Interesse für Naturwissenschaften zu wecken. So habe ich z.B. in Mathematik eine Lehrerin gehabt, die mich sehr gefördert hat.

Mit welchem Thema beschäftigen Sie sich aktuell?

Unser Forschungsschwerpunkt im Geschäftsfeld Wasser der Austrian Research Centers in Seibersdorf ist das gesamte Wassermanagement - von  der Wasserressource bis zur Technologie. Ausgehend von der Erkundung und Charakterisierung sowie auch Modellierung und Analyse der Grundwasserdynamik wird abgeleitet, wie man die Ressource "Wasser" nutzen und bewirtschaften kann. Die Aufgabe beim integrierten Wassermanagement ist es, die verschiedensten Interessen und Nutzungsarten des Wassers "unter einen Hut" zu bringen. Die Ressource Wasser stellt die Basis für eine einwandfreie Trinkwasserversorgung dar, hinsichtlich der Abwasserentsorgung steht der Gewässerschutz im Vordergrund. Wasser wird zur Erzeugung von Wasserkraft genutzt, gleichzeitig sind in diesem Zusammenhang oft Fragestellungen des Hochwasserschutzes relevant. Die Aufgabe im integrierten Wassermanagement ist es, einen bestimmten Ausgleich zu finden und größere Konzepte für eine ganze Region zu erstellen. Im Zusammenhang damit stehen auch die Erstellung von Bewirtschaftungsplänen und die Durchführung von Risikoanalysen.

Mit welchen Personen oder Institutionen arbeiten Sie zusammen?

Ich bin bei meinen Projekten sehr mit interdisziplinären Fragestellungen konfrontiert. Hier stellen sich Fragestellungen, die von naturwissenschaftlichen Themen wie z.B. Geologie, Chemie oder Verfahrenstechnik bis hin zu Informationstechnologien und auch Wirtschaftswissenschaften reichen. In den Projekten sind daher meistens Teams befasst, die sich aus den verschiedensten Fachdisziplinen zusammensetzen. Das ist eine sehr spannende Sache, weil wir oft erst lernen müssen, mit den anderen Fachdisziplinen in der gleichen Sprache zu sprechen.

Sie bearbeiten aktuell ein Projekt in Äthiopien. Was machen Sie da genau?

Bei diesem Projekt geht es um Bewässerungsfragestellungen. Dieses führen wir gemeinsam mit dem International Water Management Institute aus Sri Lanka durch. Die Frage ist, wie sich Bewässerungsmaßnahmen auf die Armutsbekämpfung, aber auch auf die Umwelt und die Ressource Wasser auswirken. Es ist ja oft so, dass "auf Teufel komm raus" bewässert wird und das Grundwasser dadurch ausgebeutet wird und es in der Folge zu Umweltschäden kommt. Teilweise kommt es auch vor, dass die Böden entweder ausgewaschen werden oder versalzen und somit dann nicht mehr für die Landwirtschaft nutzbar sind. Eines der Projektziele ist auch, dass man aus Erfahrungen verschiedener bereits realisierter Bewässerungsprojekte lernt und Richtlinien erarbeitet, welche Grundsätze und Risiken bei künftigen Bewässerungsmaßnahmen beachtet werden sollten. Dies  natürlich immer unter dem Gesichtspunkt der regionalen und lokalen Gegebenheiten.

Wie wichtig ist Mobilität für Ihren Beruf?

Für mich ist Mobilität projektbezogen wichtig. Aktuell ist es für mich kein Thema, für eine längere Zeit ins Ausland zu gehen. Während meines Studiums oder kurz nach meinem Studium hätte ich dies eher als wichtig empfunden. Jetzt heißt Mobilität für mich, dass ich im Rahmen eines Projektes in einem anderen Land bin, aber nie für längere Zeit.

Sie haben erzählt, dass Sie erst die 24. Absolventin ihrer Studienrichtung seit 1898 sind? Das ist ja unglaublich...

Bei meiner Sponsion wurde vom Vizerektor besonders erwähnt, dass eine Kollegin und ich die 24. bzw. 25. Absolventin seit Bestehen der Studienrichtung Kulturtechnik und Wasserwirtschaft waren. Wir zwei Frauen haben dann extra aus diesem Grund Blumen geschenkt bekommen. Mich hat das damals sehr erstaunt, gleichzeitig war mir diese Situation während meines Studiums nicht wirklich bewusst.

Welche Erfahrungen haben Sie als Frau in diesem sehr männerdominierten Bereich gemacht?

Während meines Studiums ist mir zwar aufgefallen, dass wir wenige Frauen sind, es ist mir aber nicht so absonderlich vorgekommen. Erst im Berufsleben, wurde mir öfters die Frage gestellt, warum ich Kulturtechnik studiert habe und ich mich sozusagen rechtfertigen musste. Ich glaube, dass meine männlichen Kollegen kaum jemals bezüglich ihrer Studienwahl gefragt wurden. Bei internationalen Meetings merke ich aber, dass dort das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen nicht so "krass" ist wie in Österreich.

Wie viele Frauen sind in der Abteilung in Seibersdorf, in der Sie arbeiten?

Im Geschäftsfeld "Wasser" war ich lange Zeit die einzige Frau. Vor ein paar Jahren kam eine Gastprofessorin aus Bulgarien zu uns, die nun als Kollegin und zweite Frau außer den Sekretariatsmitarbeiterinnen bei uns arbeitet. In anderen Geschäftsfeldern wie z.B. in der Biotechnologie ist das anders. Dort gibt es sehr viele Frauen.

Glauben Sie, dass Frauen andere Eigenschaften mitbringen müssen, um erfolgreich zu sein?

Ich glaube, dass Frauen prinzipiell andere Eigenschaften haben als Männer. Frauen streben meiner Erfahrung nach mehr Perfektionismus an. Frauen bereiten sich oft im Vorfeld besser vor, bevor sie nach außen gehen. Männer haben in dieser Hinsicht vielleicht mehr Selbstvertrauen.

Wie würden Sie sich selber beschreiben?

Ich würde mich selber als sehr neugierig und wissbegierig beschreiben und auch als konsequent, in dem was ich mir vorgenommen habe. Ich bin gerne auf der Suche nach etwas Neuem, und diese Möglichkeit bietet mir auch mein Beruf. Insofern passt es für mich sehr gut, dass ich immer an neuen Forschungsprojekten arbeite, wo ich für mich sehr viel dazulernen kann.

Wie wichtig sind für Sie Maßnahmen, die Frauen in der Technik und Naturwissenschaft fördern?

Ich finde es sehr wichtig, dass Frauen unterstützt werden. Wo ich manchmal ein Problem habe, sind die so genannten "Quotenfrauen". Dies hat oft einen negativen Beigeschmack. Meiner Meinung nach ist es wichtig, Frauen so weit zu unterstützen, dass sie die notwendigen Kompetenzen erreichen, um Chancen auf gute Positionen zu haben und somit der Frauenanteil in Führungspositionen erhöht wird. Das ist jedoch oft auch eine Gradwanderung. Ich glaube, man muss mit Maßnahmen an verschiedenen Stellen anfangen, wobei es im Ausbildungsbereich besonders wichtig ist, Frauen zu  naturwissenschaftlich/ technischen Studien zu motivieren und so die Absolventinnenzahlen zu steigern.

Sie haben verschiedene Weiterbildungen gemacht. Unter anderem den MSc-Lehrgang "Communication and Management Development" an der Donauuniversität Krems. Wie wichtig sind Zusatzausbildungen für Ihren Beruf?

Für mich war die postgraduale Ausbildung an der Donau-Universität Krems eine tolle Gelegenheit, Dinge zu lernen, die auf der Uni nicht angeboten wurden. Gerade die wirtschaftlichen Themen, wie eine Bilanz lesen oder Kostenrechnung erstellen, aber auch andere Fächer wie PR und Marketing sind im normalen Berufsleben nicht mehr wegzudenken. Ich habe das als großartige Chance gesehen, dass ich diese Ausbildung berufsbegleitend machen konnte. Wissenschaft muss ja auch kommuniziert werden, und es ist notwendig, für seine Forschungsprojekte auch ein gewisses Marketing zu betreiben. In diesen Feldern ist auf den Universitäten meist noch Nachholbedarf.

Sie arbeiten seit 11 Jahren bei den Austrian Research Centers GmbH - ARC. Was sind die besonderen Herausforderungen in Seibersdorf?

Unsere Aufgabe in der außeruniversitären Forschung ist es, sehr anwendungsorientiert zu arbeiten und unsere Projekte in Kooperation mit KMU´s und der Industrie sowie der öffentlichen Hand durchzuführen. Dies ist oft eine große Herausforderung. Gleichzeitig haben wir auch gewisse Freiheiten, um unsere Themen und Forschungsstrategien selbst festzulegen. In meinem Fachbereich führen wir für unsere Kunden Projekte durch, mit denen wir Probleme bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bzw. im betrieblichen Wassermanagement lösen und die dann in der Folge auch umgesetzt werden.

Viele Menschen finden es schwierig, eine Balance zwischen Privatleben und Beruf zu finden. Wie ist Ihre Erfahrung dazu?

Ich versuche Privates und Berufliches zu trennen und arbeite zu Hause nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Da sitze ich lieber manchmal länger im Büro und wenn ich heimgehe, ist das für mich ein wirklicher "Schnitt" zwischen Beruf und Privatleben.
Ich lebe in einer Partnerschaft und für meinen Partner war es nie ein Problem, wenn ich ab und zu für eine gewisse Zeit beruflich unterwegs bin. Mein Partner ist in einer ganz anderen Branche tätig, er ist Jurist und arbeitet in einer Bank. Wir kommen uns daher fachlich überhaupt nicht in die Quere. So können wir Beruf und Privatleben sehr gut vereinbaren.

Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?

Ich gehe gerne raus in die Natur. Im Sommer kann ich sehr gut relaxen, wenn ich eine Runde laufen gehe. Da bekomme ich am schnellsten "den Kopf frei". Bei Sport kann ich prinzipiell, schnell abschalten. Aber ich reise auch sehr gerne oder gehe manchmal ins Theater und Konzert.

Was sind ihre beruflichen Ziele?

Ich würde gerne alle meine internationalen Projekte und Aktivitäten weiter ausbauen.
Für mich ist es wichtig, den Ruf unseres Teams international zu verfestigen.

Danke für das Interview!

Das Interview führte Inge Schrattenecker von der ÖGUT.