Expertin des Monats
Feb. 2007
Dr.in Angelika Basch

Angelika Basch hat Chemie sowie technische Chemie in Graz studiert, und im Rahmen ihrer Dissertation bereits ein Patent angemeldet. Nach ihrer Tätigkeit als Forschungsassistentin an der Technischen Universität Graz, ging sie als Forscherin in die Halbleiterequipmentindustrie.

Aktuell untersucht sie elektrochemische Abscheidung von Kupfer aus nichtwässrigen Lösungsmitteln, die erhebliche Vorteile zur herkömmlichen wässrigen Kupferabscheidung zu bringen verspricht.

Eines ihrer Forschungsprojekte findet im Rahmen eines Christian Doppler Labors mit der Universität Salzburg statt.

Interview

Frau Basch, Sie haben Chemie an der Karl-Franzens-Universität und Technische Chemie an der Universität Graz studiert. Wieso haben Sie diese Studienrichtungen gewählt?

Das hat mich einfach immer schon interessiert. Ich war zum Beispiel als Kind sehr von Feuer fasziniert. Familiär gibt es eigentlich keinen naturwissenschaftlichen oder technischen Background.

Wurden Sie trotzdem von Ihren Eltern bei dieser Berufswahl unterstützt?

Ja, sehr.

Hatten Sie weibliche Vorbilder im Rahmen Ihrer Karriere?

Eigentlich sehr wenige. Ich habe auf der Universität insgesamt 300 Wochenstunden absolviert, davon ist eine Wochenstunde von einer Frau unterschrieben worden. Spontan kann ich mich nur an historische Vorbildfrauen, wie Marie Curie erinnern. Ich finde, wenn Frauen mit Vorbildern konfrontiert werden, dann meistens mit Karrieren die sehr schwer zu erreichen sind. Das ist eher kontraproduktiv.
Was mich allerdings an den Biographien der Nobelpreisträgerinnen fasziniert hat, war die Tatsache, dass viele dieser Frauen ihre wesentlichen Erkenntnisse während der Schwangerschaft, bzw. in der Stillzeit hatten.

Sie haben eine Internship (als Teil der Dissertation) am Ian Wark Research Institute (IWRI), University of South Australia gemacht und ein Jahr in Australien gelebt. Was haben Sie da gemacht?

Ich habe in Adelaide im Rahmen des Internship Programms drei Austauschmonate absolviert. In dieser Zeit arbeitete ich an einem Forschungsprojekt. Meine Betreuerin dort war ein Vorbild für mich - eine indische Professorin, die an ihrer Arbeit Spaß und eine glückliche Familie hatte. Eine Persönlichkeit, die man an österreichischen Universitäten selten bis gar nicht trifft. Innerhalb der drei Monate habe ich viele Kontakte geknüpft und bin danach im Rahmen der Dissertation noch einmal für sechs Monate nach Australien gegangen. Dort konnte ich Experimente durchführen, die in Österreich in dieser Form nicht möglich waren, weil es auf dieser Universität ein sehr gutes Know-how in einem speziellen Gebiet der Kolloid-Chemie gegeben hat.

Wie wichtig sehen Sie in diesem Zusammenhang "Mobilität" in Ihrem Beruf?

Ich habe sehr wichtige persönliche wie berufliche Erfahrungen bei meinen Auslandsaufenthalten gemacht, die ich auf keinen Fall missen möchte. Andrerseits glaube ich aber, dass man auch gut wissenschaftlich arbeiten kann, ohne ins Ausland zu gehen, wenn man einfach eine gewisse Weltoffenheit bewahrt. Das ist allerdings ein ganz wichtiger Punkt. Es können aber z.B. auch ForscherInnen aus anderen Ländern auf Besuch kommen. Internationalen Kontakt halte ich insgesamt natürlich für sehr wichtig im Zusammenhang mit meinem Beruf. Ich könnte mir auch vorstellen wieder ins Ausland zu gehen.

Nach dem Studium waren Sie Forschungsassistentin an der Technischen Universität Graz und danach sind Sie in die Industrie gewechselt. Warum?

Ich habe das Gefühl gehabt, dass es an der Universität im Forschungsbereich unglaublich schwierig ist, Fuß zu fassen und habe dann den Schritt in die Industrie gewagt. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn ich war sehr positiv überrascht, wie schnell, einfach und unkompliziert hier manche Dinge funktionieren können. Es ist auch ein unheimlich gutes Gefühl, wenn großes Interesse an der Forschung besteht.
Ich bevorzuge auch eine Karriere in der Industrie, weil ich das Gefühl habe, Beruf und Privatleben hier besser vereinen zu können. Das kommt aber natürlich sehr auf den Betrieb und das Umfeld an.

Sie sind Forscherin bei einem Unternehmen aus der Halbleiterequipmentindustrie. Was machen Sie da genau?

Ich beschäftige mich mit der elektro-chemischen Kupferabscheidung aus nicht-wässrigen Lösungsmitteln. Nach dem jetzigen Stand der Technik wird Kupfer aus Wasser abgeschieden. Kupfer wird verwendet um bestimmte Bereiche im Chip leitend miteinander zu verbinden. Da die Strukturen aber immer kleiner werden, glauben wir mit unserer nicht-wässrigen Methode homogenere Schichten aufbringen zu können.

Sie koordinieren ebenfalls ein CDG Labor auf der Universität Salzburg. Was ist dabei genau Ihre Aufgabe?

Meine Aufgabe ist es, das Know-How, das im Christian Doppler Labor entsteht in die Firma zu bringen. Umgekehrt möchte ich unsere Expertise, also das Reinigen und Charakterisieren von Oberflächen der Arbeitsgruppe zugänglich zu machen. Das CDG Labor beschäftigt sich mit der Anwendung von Sulfosalzen für u.a. photovoltaische Anwendungen.

Darüber hinaus haben Sie bereits ein Patent angemeldet. Worum handelt es sich hierbei?

Dabei geht es um die Oberflächenmodifizierung von aktiven Batteriematerialien, wo kleine Oxidpartikel aufgebracht werden, um die Lade-Entlade-Stabilität von dem Material zu erhöhen. Also sprich: mit diesen Batterien kann öfter geladen und entladen werden.
Wir haben das Patent als Team eingereicht. Dazu gehörten ein Dissertant, ein Post-Doc, und unser Professor, sowie der Industriepartner.

Wie viele Frauen arbeiten mit Ihnen im Forschungsbereich?

In der Forschungsabteilung bin ich die einzige Frau von 15 Beschäftigten.

Viele meinen es ist schwierig, Beruf und Familie zu vereinen. Wie sehen Sie das?

Ich möchte Familie und einen Beruf haben. Die SEZ Gruppe, für die ich derzeit tätig bin, bietet flexible Arbeitszeiten und Zuschüsse für Kinderbetreuung an. Auch wird in der SEZ auf eine ausgewogene work-life balance wertgelegt.

Eines Ihrer Interessen ist Photovoltaik. Was fasziniert Sie daran? Wie kamen Sie dazu?

Ich hab mich während meines Studiums mit anorganische Chemie beschäftigt und im Rahmen meiner Dissertation mit Beschichtungen, Oberflächen und Energiespeicherung. Das sind eigentlich genau die Dinge, die man braucht, um eine Solarzelle zu bauen. Aus diesem Interesse heraus war ich auch ein Monat lang in Ägypten an der American University of Cairo und habe bei einem Projekt mitgemacht. Ich habe in dem Dorf "New Bassaisa", das vor einiger Zeit am Sinai gebaut worden ist und das energieautark existieren möchte, einen Workshop zur möglichen Speicherung von photovoltaischer Energie gehalten.

Was ist Ihr berufliches Ziel? Was wollen Sie erreichen?

Der nächste Schritt wäre eine Forschungsgruppe zu leiten.

Danke für das Interview!

Das Interview führte Beatrix Hausner von der ÖGUT - Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik