Expertin des Monats
Okt. 2007
DIin (FH) Margit Malatschnig

Margit Malatschnig leitet das Unternehmen "Techkonnex - High-Tech Promotion". Ihre inhaltlichen Arbeitsschwerpunkte liegen in der Informationsweitergabe von Potential und Chancen neuer Hochtechnologien - Technologietransfer.

Die Unternehmerin hat nach der Lehre zur Technischen Zeichnerin- Maschinenbau jahrelang an der Konstruktion und Entwicklung von Werkzeugen gearbeitet. Im Anschluss daran begann sie sich neu zu orientieren und studierte in Wiener Neustadt an der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik den Studienzweig Wirtschaftsingenieur.

Interview

Frau Malatschnig, Sie haben 2005 das Unternehmen Techkonnex- High- Tech Promotion gegründet. Was hat Sie dazu bewogen?

Ich habe 2003 an einer Studie mitgearbeitet, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit beauftragt wurde. Dabei ging es um die Erhebung von Mikrotechnik in Österreich unter besonderer Berücksichtigung der KMUs. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellte, war: wieweit ist Österreich mit Mikrotechnik vertraut? Zusätzlich wurden im Rahmen der Studie nanorelevante Aspekte abgefragt. Ingesamt haben in Österreich 377 Unternehmen daran teilgenommen. Die Umfrage richtete sich an GeschäftsführerInnen und EntwicklungsleiterInnen. Im Zuge dessen habe ich erkannt, das war übrigens auch das Ergebnis dieser Studie, dass Themen rund um Hochtechnologien in Österreich noch nicht wirklich verankert sind. Viele Befragte wussten nicht, was Mikrosystemtechnik bedeutet oder was unter Nanotechnologie zu verstehen ist und was man damit machen kann.
Diese Erfahrung hat mich dazu gebracht ein Unternehmen, das Technologietransfer betreibt, zu gründen.

Welche Leistungen bietet Techkonnex- High- Tech Promotion an?

Promotion steht hier nicht für Werbung sondern für Unterstützung in unterschiedlichen Technologieaktivitäten. Wir sind eine High-Tech Wissens- und Technologietransferplattform, die sich mit der Diffusion von Hochtechnologien in unterschiedlichen Themenbereichen befasst. Wir organisieren und sind Partner für Technologieevents wie bspw. Informationsveranstaltungen, Fachtagungen, Kongresse, Konferenzen und Workshops. Diese Dialogveranstaltungen sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Wissensvermittlung. Hier kommt neben der Technologievermittlung auch der zwischenmenschliche Aspekt zu tragen, der in der Anbahnung von Kooperationen von großer Bedeutung ist.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Weiterbildung von Fachpersonal und Lehrkräften. Das rasche internationale Wachstum stellt neue Herausforderungen an MitarbeiterInnen dar. Österreich muss über gut ausgebildete MitarbeiterInnen verfügen um gegenüber Niedriglohnländern im Wettbewerb bestehen zu können.

Was den Bildungssektor betrifft fehlt in technischen Schulen größtenteils überhaupt noch das Verständnis, dass neue Technologien und die Aufklärung über neue wichtige Themen wie bspw. die Klimaerwärmung einen unverzichtbaren Teil des Unterrichts darstellen. LehrerInnen aus unterschiedlichen Bereichen sollen ein Grundwissen erwerben und als Multiplikatoren wirken. Hierzu erstellen wir gerade ein neues Weiterbildungsprogramm, das neueste Technologiethemen und überhaupt aktuelle Themen beinhaltet.

Wie definieren Sie Technologietransfer?

Besagte Studie hat mir gezeigt, dass viele Klein- und Mittelunternehmen noch eine Hemmschwelle gegenüber neuen Technologien haben. Technologie ist für mich ein Bestandteil unserer Kultur. Unter Technologietransfer verstehe ich deshalb einerseits, dass man Technologie in die Köpfe der Menschen transferiert und die Leute von deren Wichtigkeit überzeugt. Dieser Wertewandel sollte meines Erachtens in Österreich vollzogen werden, das bildet die Basis für den wirklichen Technologietransfer, wo es dann darum geht die Technologien in die Firmen zu tragen. Daher versuchen wir neue Technologien und Forschungsergebnisse an verschiedene Industriezweige weiterzugeben.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass diese Hemmschwelle bei Klein- und Mittelunternehmen existiert?

Ich denke, dass viele klein- und mittelständische Unternehmen mit dem Tagesgeschäft zu beschäftigt sind und nicht viel Zeit haben für Neues. Sie sind nicht genügend informiert über neue Technologien und sehen laut Befragung auch, dass es an der Verfügbarkeit der ausgebildeten Fachkräfte mangelt. Weiters sehen sie, dass es mangelnde Weiterbildungsmöglichkeit für die Industrie gibt. Einige haben einen Nachholbedarf an Infrastruktur, sie haben zu geringe hochtechnologische Grundausstattung.

Wie weit ist Österreich, Ihrer Meinung nach, von einem "echten High- Tech- Land" entfernt?

Wie gesagt, Technologie ist ein Bestandteil unserer Kultur und muss in Österreich erst richtig verankert werden. Man klagt oft über den Mangel an AbsolventInnen von technischen und naturwissenschaftlichen Studienrichtungen, deswegen muss das Thema Technologie schon in den jungen Köpfen verankert werden. Wir schulen z.B. Lehrpersonal in diesem Bereich. Das Pilotprojekt dazu gab es gemeinsam mit der Pädagogischen Akademie in Innsbruck. Interessanterweise kamen die meisten teilnehmenden Lehrer aus Handelsakademien und Gymnasien, einige wenige nur aus dem HTL Bereich. Eine Teilnehmerin kam sogar aus der Kindergartenpädagogik. Hier sollte bereits angesetzt werden, das finde ich gut!

Was sind nun Ihre Aufgaben im Unternehmen?

Ich  hab so manche Ideen, stoße sie an und möchte sie auch umsetzen. Ich hab inzwischen schon ein großes Netzwerk. Meine Stärken liegen in der Organisation und natürlich in der Geschäftsführung.

Wie viele Personen sind in Ihren Unternehmen tätig?

Wir sind zu zweit, ich und ein Mitarbeiter.

Sie haben vorerst eine Lehre zur Technischen Zeichnerin- Maschinenbau absolviert. Wie kamen Sie zu dieser Ausbildungsentscheidung?

Ich habe ursprünglich die Handelsakademie besucht. Ich war eines von fünf Kindern, meine Eltern haben damals gerade Haus gebaut, und ich wollte mich relativ schnell selbstständig machen und hatte plötzlich das Gefühl, dass ich selbst Geld verdienen möchte. Es gab zum damaligen Zeitpunkt zwei Möglichkeiten: entweder eine Lehre zur Bürokauffrau oder zur Technischen Zeichnerin. Die Technik hat mich schon immer interessiert, schon als Kind habe ich gerne mit Matador gespielt. Das räumliche Denken ist eine Stärke von mir und so hab ich mich für den Lehrberuf "Technischer Zeichner" entschieden.

Haben Sie Ihre Eltern in der Berufsentscheidung unterstützt?

Zu Beginn waren sie enttäuscht, dass ich die Schule verlassen wollte, aber letztendlich haben sie mir freie Wahl gelassen.

Gab es Vorbilder im Verwandtenkreis, oder war es ein Zufall, dass Sie sich für eine technische Lehre entschieden haben?

In meiner Familie war ich die erste, die sich für einen technischen Beruf entschieden hat. Ich war damals bei VEW bei den ersten weiblichen Lehrlingen und außerdem war ich die erste Frau, die die Werkmeisterschule für Berufstätige besucht hat.

Wie war das Geschlechterverhältnis bei den Lehrlingen?

Wir waren vier Mädchen, die technische Zeichnerin gelernt haben. Erst mussten wir einen 2-monatigen handwerklichen Grundlehrgang absolvieren und die Feile und den Bohrer in die Hand nehmen. Danach lernten wir weitere Fertigungstechnologien auf der Drehmaschine, Fräsmaschine, usw.  Dann begannen wir mit der Konstruktion und wurden in unterschiedliche Betriebe des Konzerns geschickt um dort mitzuarbeiten.

Wie lange haben Sie den erlernten Beruf ausgeübt?

Das waren 16 Jahre. Nach Abschluss der Lehre wurde ich gleich von einem Betrieb des Konzernes der VEW übernommen. Der Betrieb wurde dann ausgegliedert in die Böhlerit GmbH&CoKG, später wurde er verkauft. Dort habe ich als Konstrukteurin und später als CAD- Konstrukteurin für die Entwicklung von Wendeschneidplatten gearbeitet und die NC-Programme für die Werkzeugmaschinen erstellt.

Ein Jahr nach dem Lehrabschluss habe ich mich dafür entschieden die Werkmeisterschule für Maschinenbau zu besuchen. Damals (1981!) musste ich als Frau ein Ansuchen an die Handelskammer stellen, dass ich diese Schule überhaupt besuchen darf - Frauen waren dafür nämlich gar nicht zugelassen.

Im Anschluss daran haben Sie eine Studienberechtungsprüfung abgelegt und das Studium "Wirtschaftsingenieur/in" an der Fachhochschule Wiener Neustadt abgeschlossen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Ich habe damals schon 8 Jahre am CAD- System gearbeitet und die meiste Zeit am Computer verbracht.  Mir hat das Zwischenmenschliche gefehlt - ich wollte plötzlich mit  Menschen zu tun haben. Ich überlegte dann, was ich machen könnte und habe mich entschieden, dieses Studium zu besuchen. Die Studienberechtigungsprüfung habe ich allerdings noch berufsbegleitend abgelegt. Anfangs hatte ich ein bisschen Angst, wegen des  Altersunterschiedes zu meinen zukünftigen Studienkollegen. Außerdem musste ich wieder "Lernen" lernen. Es war sehr anstrengend für mich wieder acht Stunden täglich in einer Vorlesung zu sitzen. Mit den KollegInnen gab es die 4 Jahre über allerdings überhaupt keine Probleme - im Gegenteil.

Würden Sie das Studium im zweiten Bildungsweg weiterempfehlen?

Anfangs  war es wirklich anstrengend, da ich ja erst wieder in den Lernprozess hineinkommen musste, vor allem die ersten zwei Semester. Es gab auch finanzielle Einbußen, glücklicherweise bekam ich ein Selbsterhalterstipendium.  Wenn man es aber geschafft hat ist es schon eine besondere Erfahrung. Im Nachhinein würde ich es schon weiterempfehlen.

Hatten Sie viele Kolleginnen im Studium?

Nein, wir waren wieder nur vier Frauen von 70 StudentInnen.

Im Anschluss an das Studium haben Sie das Unternehmen gegründet. Würden Sie das noch einmal tun?

Ja, ich würde es noch einmal tun.  Es ist zwar eine große Umstellung der Schritt in die Selbständigkeit, man muss sich um vieles mehr kümmern als wenn man wo angestellt ist, aber dafür kann man auch teilweise seine eigenen Ideen umsetzen.

FEMtech unterstützt Frauen in Forschung und Technologie. Inwiefern ist das ein Thema bei Ihrer aktuellen Tätigkeit?

Ich versuche immer Frauen als Referentinnen oder Key-Note Speakerinnen für Technologieveranstaltungen zu finden, was aber nicht immer einfach ist.

Was ist Ihr berufliches Ziel? Was wollen Sie noch erreichen?

Ich möchte auf jeden Fall am Puls der Zeit bleiben und weiterhin meinen Beitrag liefern, um unsere Umwelt und unseren Wohlstand zu sichern. Das heißt, ich möchte das, was ich begonnen habe noch weiter ausbauen!

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Beatrix Hausner, ÖGUT.