Expertin des Monats
Nov. 2008
DIin PhD Katharina Prall

Dipl.-Ing. Ph.D. Katharina Prall arbeitet im Bereich Qualitätsmanagement und Entwicklung der Papierfabrik SCA Graphic Laakirchen, ein zum schwedischen Holz- und Papierkonzern SCA gehörendes Unternehmen.

Katharina Prall studierte Verfahrenstechnik an der Technischen Universität Graz und spezialisierte sich auf Zellstoff- und Papiertechnologie. Ihre Dissertation machte sie von 1997 bis 2000 an der University of Maine. Ihr Dissertationsthema lautete: ,,The viscoelastic behavior of pigmented latex coating films".

Seit September 2000 arbeitet Katharina Prall bei SCA Graphic Laakirchen - zuerst als Produktionsassistentin an einer Papiermaschine, dann als Forschungsingenieurin in der SCA-Forschungsabteilung in Schweden. Seit Juni 2006 ist sie im Qualitätsmanagement und der Entwicklung in Laakirchen tätig. Prall leitet technologische Projekte im Bereich Halbstofferzeugung, insbesondere Holzschliff und Deinking.

Interview

Sie arbeiten im Qualitätsmanagement einer Papierfabrik. Was hat Sie an Papier fasziniert?

Die Vielseitigkeit von Papier. Die Grundlagen sind immer die gleichen: Fasern, Füllstoffe und verschiedenen Additive. Je nachdem, wie man die Zutaten zusammenmischt, kommen unterschiedliche Papiersorten heraus.

Wie kam es zu Ihrer Berufswahl? Gab es da familiäre Einflüsse?

Mein Vater arbeitete in der Papierfabrik UPM Steyrermühl. Als Kind - ich muss in der Volksschule gewesen sein - durfte ich mir ab und zu das Werk anschauen. Für ein Kind sind die riesigen Rollen Papier sehr beeindruckend. Da kann man endlos zeichnen und malen.

Welche Schule haben Sie besucht?

Nach der Hauptschule bin ich auf die HTL für Maschinenbau/Betriebstechnik gegangen.

Wie sind Sie auf Maschinenbau gekommen?

Die Technik ist interessant. Ich dachte mir, das schaue ich mir an, das probiere ich.

Wie ist die Entscheidung mit 13 oder 14 gefallen? Aus Ihrem eigenen Interesse heraus?

Es gab die Schulberatung, wo sich verschiedene Schulen vorstellten. Ich machte den Aufnahmetest für die HTL, dabei ist es mir sehr gut gegangen. Ein HTL-Berufsberater meinte, ich solle nicht rein Maschinenbau machen, sondern den Zweig Maschinenbau/Betriebstechnik, da ist Wirtschaft dabei, das sei vielseitiger. Das habe ich dann gemacht.

Waren Sie das einzige Mädchen?

Wir waren erst zu zweit und dann zu dritt. Im Jahrgang vor uns waren die ersten Mädchen an der HTL.

Wie ist Ihr Interesse für Technik entstanden?

Das war einfach da.

Bei so vielen Mädchen ist es nicht da, deswegen ist es etwas Besonderes.

Ich habe es nicht als etwas Besonderes empfunden. Wie ein Zahnrad oder eine Übertragung funktioniert, ist eine rein logische Überlegung. Das ist nur logisches Denken.

Haben Sie als Kind mit Ihrem Vater Autos oder Fahrräder repariert?

Fahrräder schon, Autos nicht. Was im Haus zu machen war, haben wir gemeinsam gemacht. Es ist ja spannend für ein Kind, wenn man etwas zerlegt und wieder zusammenbaut. Ein Fahrrad. Oder einen Wecker.

Hat sich niemand darüber aufgeregt, wenn Sie einen Wecker zerlegten?

Meine Eltern haben mich ermutigt, ihn wieder zusammenzubauen. Wenn Schrauben übrig blieben, habe ich den Wecker halt noch einmal zerlegt und zusammengebaut.

Wann entschieden Sie sich für eine Karriere in der Papierindustrie?

Im Laufe der HTL merkte ich, dass ich weiter studieren wollte. An der TU Graz gab es das Studium Verfahrenstechnik mit der Spezialisierung auf Papiertechnologie im zweiten Abschnitt. Das habe ich bewusst gewählt.

Sie sind nach Ihrem Studium in Graz in die USA gegangen. Wie ist es dazu gekommen?

Bei meiner Diplomarbeit bei Sappi Gratkorn untersuchte ich das Wasserrückhaltevermögen von Streichfarben. Um spezielle Hochglanzpapiere zu erzeugen, werden Papiere mit einer Streichfarbe beschichtet. Dadurch entsteht eine spezielle glatte Oberfläche. Mit der Streichtechnologie wollte ich noch weiter arbeiten und mein Doktorat in diesem Bereich machen. Das wissenschaftliche Arbeiten hat mich fasziniert. Ich bewarb mich bei Professor Pierre LePoutre an der University of Maine. Er ist einer der weltbesten Streichtechnologen. Es hat mich gereizt, mit ihm zu arbeiten.

Wie haben Sie das Studium in den USA finanziert?

Ich habe als Forschungsassistentin gearbeitet und konnte damit die Studiengebühren abdecken. Die Hälfte der Zeit betreute ich Forschungsprojekte und Master-Studenten im Labor. Die andere Zeit konnte ich an meiner Dissertation arbeiten.

Wollten Sie nach Österreich zurück, oder hätten Sie auch woanders arbeiten können?

Es hätte auch woanders sein können, aber da hier meine Heimat ist und es hier so ausgezeichnete Möglichkeiten gibt, habe ich mich dafür entschieden. Gegen Ende des Studiums bewarb ich mich bei verschiedenen Papierunternehmen. SCA hat mich kontaktiert, alles hat sehr gut gepasst, so bin ich zur SCA gekommen.

Was machen Sie bei SCA Laakirchen?

Ich war vier Jahre als Produktionsassistentin an der Papiermaschine 10 tätig. Dann ging ich für eineinhalb Jahre in die Forschungszentrale der SCA nach Schweden. Seit Juni 2006 bin ich wieder in Laakirchen und arbeite in der Abteilung für Qualitätsmanagement und Entwicklung. Die Schwerpunkte meiner Arbeit sind der Holzschliff und die Deinking-Technologie. Es geht darum, die besten Fasern zu erzeugen, die wir für unser Papier brauchen, Versuche durchzuführen, wie wir die Fasern am besten bearbeiten und behandeln sollen. Das kann mechanisch, chemisch, physikalisch und thermisch sein. Ich plane Versuche und führe sie im Labor und in den Produktionsanlagen durch.

Lässt sich an Papier überhaupt noch etwas verbessern? Es schaut schon ziemlich perfekt aus.

Da kann man immer etwas weiter verbessern. Der Kunde verlangt vielleicht ein weißeres Papier oder eines, das mehr glänzt. Da gibt es unzählige Möglichkeiten, etwas zu verändern und zu verbessern.

Sie arbeiten in einer von Männern dominierten Branche. Haben Sie irgendwann einmal beobachtet, dass Sie nicht so gefördert wurden wie ein Mann?

Nein. Bei uns gibt es eine absolut gleichwertige Behandlung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.

Haben Sie, als Sie in Schweden arbeiteten, beobachtet, dass dort vielleicht noch mehr auf Egalität Wert gelegt wird?

Nein. Nur der Frauenanteil ist, historisch bedingt, höher.

Wie hoch?

In der Forschungsabteilung, in der rund 100 Personen arbeiten, sind mehr als die Hälfte Frauen. Das liegt unter anderem daran, dass das Papiertechnologie-Studium in Schweden an der Technischen Chemie angesiedelt ist - dort ist der Frauenanteil viel höher. Schweden hat außerdem bereits viel früher eine Politik der Frauenförderung gemacht. Doch auch bei uns gibt es eine positive Entwicklung. In Laakirchen haben wir weibliche Lehrlinge, in der Papierfabrik UPM Steyrermühl und Sappi Gratkorn gibt es bereits ausgelernte Papiertechnikerinnen im Schichtbetrieb. Wenn wir für Schulen Werksführungen machen, sind viele Mädchen ganz beeindruckt. Man muss nur das Interesse der Mädchen und jungen Frauen wecken.

Danke für das Interview!

Das Interview führte Margarete Endl.

Katharina Prall
DIin PhD Katharina Prall

Laakirchen Papier AG

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Letzte Aktualisierung: 21.09.2023