Expertin des Monats
Feb. 2009
DIin (FH) Elisabeth Häusler

DIin (FH) Elisabeth Häusler (vormals Haid) gehört der Forschungsgruppe "Mobile and Web-based Information Systems" der Salzburg Research Forschungsgesellschaft an. Der Arbeitsschwerpunkt der Informatikerin liegt in der Konzeption und Entwicklung mobiler und desktop-basierter Informationssysteme. Dabei hat sie mit unterschiedlichen Bereichen der Softwarentwicklung zu tun: von der Anforderungsanalyse über die Implementierung bis zur Durchführung im realen Umfeld.

Nach ihrer touristischen Ausbildung studierte Elisabeth Häusler Informationstechnik und Systemmanagement an der Fachhochschule Salzburg. Das Studium erwies sich für die gebürtige Linzerin als richtige Entscheidung, da die Kombination aus Tourismus und Technik ein spannendes Handlungsfeld darstellt.

"Ich empfehle allen Mädchen und Frauen, die sich für Naturwissenschaft und Technik interessieren, sich nicht durch Gegenstände wie Mathematik, Informatik etc. oder von der Überhand an Männern beirren zu lassen". Durch Ehrgeiz, Fleiß und Durchhaltevermögen sei fachlich für beide Geschlechter viel zu erreichen.

Interview

Sie haben die Höhere Lehranstalt für Tourismus in Klessheim in Salzburg absolviert. Spielten da familiäre Gründe mit? Haben Ihre Eltern ein Restaurant oder ein Hotel?

Nein. Ich wollte in erster Linie eine Schule mit Internat. Ich war schon in der Unterstufe im Internat, bei den Ursulinen in Salzburg.

Warum wollten Sie unbedingt in ein Internat?

Ich habe zwei größere Brüder, die beide mit zehn Jahren ins Werkschulheim in Ebenau südlich von Salzburg gingen. Das ist ein Gymnasium mit Lehrabschluss - man kann Maschinenbauer, Mechatroniker oder Tischler werden. Als mein um ein Jahr älterer Bruder ins Internat kam, war mir langweilig, allein zu Hause zu sein. Ich habe gesehen, wie lustig es meine Brüder im Internat hatten. Nach einem halben Jahr Gymnasium in Wels, das nicht so gut lief, durfte ich schließlich auch ins Internat. So waren wir alle drei in Salzburg und sind am Wochenende gemeinsam heimgefahren.

Wenn Sie mit Ihren Brüdern so eng waren - wollten Sie nicht gemeinsam mit ihnen ins Werkschulheim gehen?

Ich wäre gerne hingegangen, aber es war für mich leider nicht möglich, da das Internat nur für Burschen ist. Mädels können extern hingehen - aber die Mädels dort hat man an einer Hand abzählen können. Die Schule bietet auch ein tolles Freizeitprogramm: Fußball, Tennis - einfach alles, was für Burschen in dem Alter spannend ist.

Nach der Tourismusschule haben Sie Informationstechnik und Systemmanagement an der Fachhochschule Salzburg studiert. Warum dieser Schwenk?

Das war spontan. Ich wollte eigentlich nicht studieren, sondern im touristischen Bereich arbeiten. Dann dachte ich mir, ich schau mir mal den wirtschaftlichen Studiengang der FH an. Den fand ich nicht überzeugend, weil ich einiges davon bereits in der Tourismusschule gelernt hatte. Dann bin ich zufällig beim Stand für Informationstechnik und Systemmanagement vorbeigekommen. Von einer Sekunde auf die andere wusste ich: Genau das will ich machen. Meine Brüder haben Elektrotechnik gelernt, deshalb war mir die Materie nicht fremd. Mein ältester Bruder studierte bereits Telematik in Graz, der zweite Bruder würde im Herbst dieses Studium beginnen. So wusste ich, dass sie mir helfen konnten, sollte ich Hilfe brauchen.

Telematik in Graz hätte Sie nicht interessiert?

Das stand überhaupt nicht zur Debatte, weil ich in Salzburg bleiben wollte. Mein Studium an der FH war von der Thematik her ziemlich ähnlich wie Telematik, die Uni war nur viel tiefgründiger. Mein zweiter Bruder begann das Studium zur selben Zeit wie ich. Ich habe oft mit ihm telefoniert. Am Anfang war es schon zäh, da wir in der Tourismusschule nur kaufmännische Mathematik hatten. In den ersten zwei Jahren hatte ich viel zu lernen.

Hat Ihnen das Studium trotzdem gefallen?

Es war genial. Es war genau die richtige Entscheidung.

Wie sind Sie zu Salzburg Research gekommen?

Ich machte mein Praxissemester bei Salzburg Research. Meine Diplomarbeit schrieb ich über ein mobiles Informationssystem für den Tourismus. Mit diesem System, das auf RFID, also Radio Frequency Identification, basiert, kann man über ein mobiles Endgerät Informationen über Sehenswürdigkeiten abrufen. Das nächste Projekt machte ich bereits als Mitarbeiterin. Da ging es ebenfalls um eine mobile Anwendung. Der TourGuide, so heißt die Anwendung, ermöglicht die Navigation von Fußgängern mit Hilfe eines Smartphone, also eines handelsüblichen Handys. Ich habe bei der Konzeption und beim dahinter liegenden Datenmodell mitgearbeitet.

Wie funktioniert das? Mein Handy sagt mir, was in Salzburg interessant ist?

Beim TourGuide geht es um Wander- und Skitouren. Auf einem Webportal kann man eine Tour selber zusammenstellen oder eine bereits fertige Tour auf das Handy runterladen. Wenn ich dann unterwegs bin, bekomme ich Navigationsanweisungen für Fußgänger. Da heißt es also: bei der nächsten Abzweigung rechts, statt: nach zweihundert Meter rechts. Es gibt Hinweise zu Ausblickspunkten, es gibt Hütteninformationen. Das System haben wir auch mit Skitourengehern im Gelände getestet.

Was machen Sie derzeit?

Ich arbeite in der Forschungsgruppe Mobile and Web-based Information Systems. Ich bin an unterschiedlichen Projekten beteiligt, meistens in der Konzeptions- und Architekturphase und nachher in der Testphase. Ein strategisches, bereits abgeschlossenes Projekt wurde vom Programm FEMtech Karriere gefördert. Da ging es um eine Potenzialanalyse für eine Kinderbetreuungseinrichtung am Techno-Z, also im Technologiezentrum Salzburg, in dem wir und viele andere Unternehmen angesiedelt sind. Das Resultat: Ein Betriebskindergarten samt Krabbelgruppen für circa 70 Kinder wird in diesem Monat am Techno-Z eröffnet.

In einem ganz neuen Projekt möchte ich Routenplanung für Frauen machen. Bis jetzt kann man die schnellste oder die kürzeste Route berechnen. Doch wir wissen von Forschungen aus der Raumplanung, dass Frauen eine andere Orientierung, andere Navigationsstrategien als Männer haben. Frauen legen mehr Wert auf Sicherheit, und sie wählen andere Orientierungspunkte als Männer. Wir wollen ein gendergerechtes Benutzermodell entwickeln. Je nach den Kriterien, die man eingibt, wird die Route berechnet.

Wie viele Frauen, wie viele Männer arbeiten bei Salzburg Research?

Insgesamt sind wir rund 70 Leute, im Bereich Forschung und Entwicklung sind es 50. Davon sind neun Frauen.

Also männerlastig.

Ja, sehr. In meiner Gruppe sind zwölf Männer. Ich bin die einzige Frau.

Sind das überwiegend Informatiker?

In meiner Abteilung ja, in anderen Abteilungen gibt es auch viele Sozialwissenschafter und Geisteswissenschafter. Doch gerade in den Sozial- und Geisteswissenschaften gibt es viele Frauen. Unser Thema ist die Informations- und Kommunikationstechnologie. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum bei uns nicht so viele Frauen sind. Auch wenn wir Studien durchführen und nicht selbst programmieren - das Grundinteresse für die Thematik muss da sein.

Haben Sie irgendwann im Leben - in der Schule, im Studium oder im Beruf - eine Benachteiligung als Frau gespürt?

Ich persönlich nicht.

Nie?

Nein. Vielleicht ist das so, weil ich mit zwei Brüdern aufgewachsen bin und den Umgang immer schon gewohnt war. Im Studium waren wir sechs Frauen und 40 Männer.

Lernt man da, sich durchzusetzen?

Ich habe das Gefühl, dass man teilweise sogar einen Vorteil hat, wenn man als Frau in einem männerdominierten Bereich arbeitet. Die Männer unterstützen einen gerne. Ich habe nie erlebt, dass jemand zu mir sagte: Du bist ein Mädel, du kannst das nicht.

Warum wählen Ihrer Meinung nach so wenige Mädchen technische Berufe?

Das ist eine schwierige Frage. Ich habe für das Studieninformationsprogramm FIT - Frauen in die Technik gearbeitet. Wir Studentinnen gingen in Schulklassen und erklärten unser Studium. Am öftesten hörten wir: ,,Hat das mit Mathematik zu tun, mit Programmieren? Das freut mich nicht." Die größte Barriere ist, dass Mädchen glauben, sie seien schlecht in Mathematik.

Dabei haben Mädchen im Schnitt gleich gute Mathematiknoten wie Burschen. Sie sind vielleicht fleißig, aber die Frage ist, ob sie Mathematik wirklich mögen und von ihren mathematischen Fähigkeiten überzeugt sind. Diese Scheu vor Mathematik habe ich bei Burschen nicht beobachten können. Das Bewusstsein, dass Mädels etwas Technisches studieren können, ist nicht vorhanden. Und jene Mädels, die Technik studieren, sagen, der Papa, die Brüder oder sonst jemand habe den Anstoß dazu gegeben. Es muss immer jemanden im Umfeld geben, der den Anstoß dazu gibt. Deshalb habe ich beim Kindergarten am Techno-Z darauf gedrängt, dass es einen naturwissenschaftlich-technischen Schwerpunkt gibt. Wenn das kleine Mädchen schon mit Lego und einer Eisenbahn spielt, fördert das sein Interesse daran, und Technik wird im Unterbewusstsein verankert.

Danke für das Interview!

Das Interview führte Margarete Endl.

Elisabeth Häusler
DIin (FH) Elisabeth Häusler

Head of Department

Salzburg Research Forschungsgesellschaft m.b.H.

Lebenslauf (pdf, 37,67 KB)

Zum Profil

Kontakt

Letzte Aktualisierung: 25.05.2023