Expertin des Monats
Jan. 2021
DIin Teresa Gruber (ehem. Handler)

Meine grundlegende Lebenseinstellung ist, jeden Menschen als Mensch zu betrachten und ihn nicht in Kategorien einzuordnen. Ein Mensch ist nach seiner Persönlichkeit, seinen Eigenschaften, Begabungen und Interessen zu beurteilen und darf nicht aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe, Alter oder eben dem Geschlecht bestimmte Fähig- und Unfähigkeiten zugeschrieben bekommen.
In der heutigen Zeit sollte sich daher schon lange ein natürliches Gleichgewicht zwischen Frauen und Männern in den verschiedenen, früher als typisch-geschlechterspezifisch geltenden Berufen und Hierarchien gebildet haben. Aufgrund der historischen Strukturen und tiefliegenden gesellschaftlichen Mustern ist dies leider noch immer nicht der Fall.
Um diese Strukturen weiterhin aufzubrechen, brauchen junge Frauen in männerdominierten Berufen meiner Erfahrung nach besonders viel Mut. Sie brauchen den Mut und das innere Vertrauen sich auf ihre Fähigkeiten und Kompetenzen verlassen zu können. Die einzige Frau innerhalb einer männlichen Kollegenschaft zu sein, darf nicht als Abschreckung erlebt werden, sondern – im Gegenteil – muss Ansporn sein, die eigene weibliche Perspektive einzubringen.
Die Gesellschaft steht wohl vor ihrer größten Herausforderung seit ihrem Bestehen und benötigt nicht nur starke Männer, sondern vor allem starke Frauen, die ihr Know-how und ExpertInnenwissen einbringen, um schlussendlich den Diskurs offener, breiter, vielfältiger und somit erfolgreicher zu gestalten.

Interview

Interview mit Teresa Handler

Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
DI Teresa Handler, BSc
Innovation und Produktentwicklung
Energie Burgenland AG

Was macht Energie Burgenland genau?
Die Energie Burgenland ist ein österreichisches Energieunternehmen, das in der Energiegewinnung zu 100 Prozent auf Wind, Sonne, Wasser und Biomasse setzt. Das Kerngeschäft der Energie Burgenland ist die Erzeugung, Verteilung und der Vertrieb von Strom, Erdgas und Wärme sowie integrierte Energielösungen im Burgenland. Als größter Windstromproduzent Österreichs versorgt der Energiekonzern seine KundInnen mit grünem Strom. Im Tagesgeschäft konzentriert sich Energie Burgenland darauf die Energieeffizienz zu steigern, den Anteil erneuerbarer Energien im Burgenland weiter auszubauen und ihren KundInnen innovative Service- und Dienstleistungsangebote anzubieten.

Sie sind Forschungs- und Innovationsmanagerin. Was machen Sie da genau?
In meiner Funktion als Forschungs- und Innovationsmanagerin bin ich in regem Austausch, sowohl mit den Innovationsbeauftragten des Unternehmens, als auch mit externen PartnerInnen aus Wissenschaft und Wirtschaft, um an Projekten in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Sektorkopplung und Wasserstoff zu arbeiten. Ich fungiere als interne und externe Ansprechpartnerin für das Thema „Innovation“ und bin auch die Schnittstelle zum Green Energy Lab, Österreichs größtem Innovationslabor für eine nachhaltige Energiezukunft. Zu meinen Aufgaben gehört auch die Suche von Start-Ups und die Durchführung von Ideenchallenges. 

Was fasziniert Sie an Ihrem Arbeitsbereich?
Die Energie Burgenland ist international Vorreiterin im Wachstumsmarkt Ökoenergie. Genau in diesem Umfeld darf ich mich mit vielfältigen Themen rund um den weiteren Ausbau des erneuerbaren Energiesystems im Burgenland auseinandersetzen. Die Vielfalt und der Abwechslungsreichtum meiner Tätigkeiten sind faszinierend und spannend.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei Energie Burgenland?
Der Frauenanteil in der Energie Burgenland liegt derzeit bei ca. 25 % (inkl. Lehrlinge).

Was unternimmt Energie Burgenland zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?
Die Energie Burgenland hat sich zum Ziel gesetzt, Mädchen bereits im frühen Alter gerade für technische Berufe zu begeistern, um sie so als Arbeitnehmerinnen zu gewinnen.
So ist das Unternehmen regelmäßig bei Lehrlingscastings (zB „Girls Day“) vertreten oder führt Besuche in BHS durch. Mit 12 Lehrberufen, die angeboten werden und der Lehrlings-Job-Rotation haben die jungen Frauen frühzeitig die Möglichkeit ihre Neigungen und Fähigkeiten und somit das richtige individuelle Betätigungsfeld zu finden. Auch „Lehre und Matura“ wird im Unternehmen angeboten und eine Bildungsfreistellung gewährt, wenn sie sich für eine weiterführende Ausbildung entscheiden. Die Chancengleichheit wird auch bzgl. Personen mit besonderen Fähigkeiten durch die Möglichkeit einer (Teil-)Integrativen Lehre angeboten.
Es werden in Kooperation mit der Fachhochschule Burgenland immer wieder akademische Aus- und Weiterbildungsprogramme angeboten und insbesondere Frauen darauf aufmerksam gemacht.

Sie haben vorerst Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert, darauf folgte Energie- und Umweltmanagement an der Fachhochschule Pinkafeld und bis vor kurzem studierten Sie berufsbegleitend Rechtswissenschaften an der Johannes Kepler Universität Linz. Wie kam es zu diesen Entscheidungen?
Zu Beginn meiner Studienzeit hatte ich mich bewusst für das Betriebswirtschaftsstudium und gegen ein naturwissenschaftliches Studium entschieden. Während meiner Zeit in den USA habe ich erkannt, dass ich nicht in klassischen betriebswirtschaftlichen Berufen arbeiten möchte und die Themen Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit für unsere Gesellschaft immer wichtiger werden. So kam ich auch zum Studium an der FH Pinkafeld, das ich auch mit einem betriebswirtschaftlichen Vorstudium belegen konnte.
Rein interessehalber begann ich vor zwei Jahren berufsbegleitend das Studium der Rechtswissenschaften in Linz. Vor kurzem erkannte ich allerdings, dass neben meinen vielzähligen beruflichen und privaten Aktivitäten die Zeit für ein berufsbegleitendes Studium nicht ausreicht.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?
Ich denke, dass es generell mehr Möglichkeiten für Kinder in den ersten Schuljahren geben sollte naturwissenschaftlich-technische Fächer zu belegen. So würden Kinder und eben auch Mädchen schon viel früher mit dem Thema in Kontakt kommen und könnten besser ihren Interessen entsprechend gefördert werden. In einem offenen Umfeld, das nicht von Vorurteilen geprägt ist, würde der Anteil an Mädchen in der Naturwissenschaft und Technik ganz von alleine steigen.


WORDRAP MIT Teresa Handler

Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Am liebsten habe ich als Kind mit Spielzeug gespielt, das nicht den typischen Mädchen-Klischees entspricht. Bei mir zu Hause gab es also kaum Puppen oder Ähnliches. Ich war gerne an der frischen Luft und habe mit anderen Kindern gespielt – je mehr ich mich bewegen konnte desto glücklicher war ich.

Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Heute würde ich gleich ein naturwissenschaftlich-technisches Studium, z.B. an der FH Pinkafeld, einschlagen.

Mein Vorbild ist:
Ein großes Vorbild im eigentlichen Sinn habe ich nicht. In meinem Umfeld gibt es viele tolle Menschen, von denen ich viel lernen kann. Ein besonderer Mensch für mich ist mein Bruder, der vorzeigt wie man trotz beruflichem Erfolg bodenständig und geerdet bleiben kann. 

Was ich gerne erfinden würde:
Ich würde gerne eine Zeitmaschine erfinden, um mehr Zeit für all meine Hobbys und Interessen zu haben.

Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
… hätten wir eine andere Herangehensweise an Problemstellungen und die Problemlösungen würde umfassender und diverser sein.

Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
…würden viele Entscheidungen langfristiger und nachhaltiger ausfallen. Vielleicht gäbe es auch eine höhere Diversität unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Insgesamt wäre ein ausgeglichener Anteil an weiblichen/männlichen, jungen/alten Personen, MitarbeiterInnen mit unterschiedlicher Herkunft, etc. wünschenswert.

Was verbinden Sie mit Innovation:
Mit Innovation verbinde ich Neues, Zukunft, Ungewissheit, Veränderung.

Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Forschungsförderung ist wichtig, um technologischen Fortschritt gezielt voranzutreiben und anzukurbeln. Hätte es Forschung immer nur dort gegeben, wo es sich wirtschaftlich rechnet,, würde unsere Welt heute anders aussehen.

Meine Leseempfehlung lautet:
Schlafes Bruder von Robert Schneider.

Teresa Gruber (ehem. Handler)
DIin Teresa Gruber (ehem. Handler)

Energie Burgenland AG

Lebenslauf (pdf, 137,35 KB)

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Letzte Aktualisierung: 21.01.2021