Expertin des Monats
Apr. 2012
Dr.in Fionnuala Margreiter

Im April ist die Wahl auf Fionnuala Margreiter gefallen.

Margreiter hat in Irland an der Universität Ulster Biowissenschaften und Philosophie studiert. In ihrer aktuellen Position als wissenschaftliche Projektmanagerin am CEMIT koordiniert Margreiter nationale und EU-Forschungsprojekte im Gesundheitsbereich. Das primäre  Ziel von CEMIT ist die Erforschung und Entwicklung von innovativen medizinisch-naturwissenschaftlichen, medizintechnischen und informationstechnologischen Lösungen und Produkten für das Gesundheitswesen und die Life Sciences.

Interview

Frau Margreiter, herzliche Gratulation zur Wahl der FEMtech Expertin des Monats April! Gleich zu Ihrer beruflichen Tätigkeit: Was macht das Center of Excellence in Medicine and IT (CEMIT) und was ist dort Ihre Aufgabe?

CEMIT organisiert Forschung und Innovation mit Schwerpunkt auf Krebsforschung und Altersforschung. Das heißt: wir nehmen Wissenschaftlern, die eine tolle Projektidee haben aber die damit verbundene Bürokratie scheuen, all diese lästigen Aufgaben ab, so dass sie sich auf ihre Forschung konzentrieren können. Wir erledigen den Rest, zum Beispiel Personal, Infrastruktur, Finanzen, Controlling, Berichte, Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungsmanagement. Für die Wirtschaft agiert die CEMIT GmbH als Innovationstreiber, indem wir Kooperationen mit ForscherInnen herstellen, sodass die Unternehmen Ideen aufgreifen und mit unserer Hilfe in die Tat umsetzen können.  Dass wir auch wirtschaftlich denken und handeln, beweisen wir im Krebsforschungszentrum Oncotyrol, das von der CEMIT gemanagt wird. Hier ist es uns gelungen, aus der Forschung hervorgegangene Patente für die Oncotyrol GmbH zu sichern, als Basis für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft.

Meine Aufgabe innerhalb der CEMIT GmbH ist die Entwicklung und das Management von internationalen Projekten. Aktuell betreute ich das Projekt OPTATIO. Dieses Projekt ist im 7. EU-Rahmenprogramm verankert und wird von der Medizinischen Universität Innsbruck unter Leitung von Dr. Wolfgang Willenbacher koordiniert.

Um was geht es beim Optatio-Projekt?

Um das Multiple Myelom, eine Krebserkrankung des Knochenmarks, die schwer heilbar ist. Ein internationales Konsortium von klinischen Ärzten, Firmenpartnern und Wissenschaftlern erforscht neue Therapieansätze. Das Projekt hat eine dreijährige Laufzeit und ist am 1.1.2012 gestartet. Die CEMIT GmbH ist in diesem Forschungskonsortium für das General Management zuständig. Das heißt, wir unterstützen den wissenschaftlichen Koordinator und übernehmen Controlling, juristische Betreuung, Eventmanagement etc. Die zwölf internationalen Partner des Projekts können sich somit auf die reine Forschung konzentrieren.

Wie viele Frauen sind am Projekt beteiligt?

Es ist leider immer noch so, dass bei derart umfangreichen Forschungsprojekten meist Männer als Hauptverantwortliche definiert sind. Die involvierten Frauen sind aber zumindest auf Augenhöhe zu sehen, wenn es um den Erfolg innerhalb der Projekte geht. Beim ,,Optatio-Partner" CEMIT GmbH verhält sich der Frauenanteil schon ganz anders, da bei uns ein Frauenanteil von rund 70% gegeben ist, und hier einige Frauen in leitenden Positionen zu finden sind, zum Beispiel die Prokuristin des Unternehmens Frau Dr.in Barbara Frick.

Ich habe gelesen, dass Sie Biowissenschaften studiert haben?

Ja, das stimmt. Ich habe Biologie in Nordirland studiert und dann habe ich ein Ph.D. Studium gemacht, im Fach Meeresbiologie. Das ist zwar weiter weg vom Gesundheitsbereich, aber ich habe sehr viel im Projektmanagement-Bereich auf Gemeindeebene und an der Universität gearbeitet. Meine Erfahrung im Projektmanagement ist auch für andere Themen/Projekte anwendbar. Meine derzeitige Aufgabe bei der CEMIT GmbH gefällt mir insofern auch sehr gut, da ich aufgrund der diversen Ansprechpartner aus verschiedenen Ländern auch Einblick in andere Kulturen erhalte und dadurch auch ein europaweites Netzwerk aufbauen kann.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen Biowissenschaften zu studieren?

Es hat mich einfach interessiert, auch von der Schule her und da die Uni relativ gut gelegen war - nahe der Grenze zu Nordirland, hat das gut gepasst. Und da ich mich auf der Uni wohl gefühlt habe, habe ich da weiterstudiert.

Ich habe gelesen, dass Sie sehr unterschiedliche Jobs hatten: Gewässerforscherin, Fischereibeauftragte, Biologie-Lehrerin, Regionalmanagerin....

Ja, am Anfang, habe ich die Möglichkeit gehabt unterschiedliche Jobs zu machen, aber ab 1998 habe ich mich mehr auf EU-Projekte fokussiert und dann ging ich immer mehr in den Bereich Projektmanagement.

Wie hoch war bei Ihrem Studium der Frauenanteil?

Im Bachelor relativ hoch, ca. 60 - 70 % . Im Ph.D. Studium haben nicht mehr so viele Frauen weitergemacht, da waren vielleicht ein paar Frauen mehr als Männer.

Sehen Sie Unterschiede zwischen Irland und Österreich, in Bezug auf die Möglichkeiten als Frau Karriere zu machen?

Ja, es gibt hier schon Unterschiede. Ich habe selbst zwei Kinder, in Irland könnte ich da 6 Monate auf Karenz gehen und müsste danach aber Vollzeit weiterarbeiten. Und hier finde ich es super, dass man die Möglichkeit hat nicht Vollzeit weiterzuarbeiten, wenn man nicht will. Ja, manchmal ist es vielleicht ein Nachteil, weil Frauen hier manchmal längere Pausen machen. Ich war auf dieses Modell aber nicht eingestellt, weil es wie gesagt in Irland anders läuft. Ich habe eine kurze Pause gemacht, habe dann erst wieder von zuhause aus weitergearbeitet und bin dann relativ schnell wieder in das Unternehmen zurückgekehrt. Das hat für mich super geklappt und ich habe nicht den Anschluss zu unserem Unternehmen und den jeweiligen Projekten verloren.

Die CEMIT GmbH sieht in ihren MitarbeiterInnen das größte Kapital. Hier ist es möglich einen anspruchsvollen Beruf mit der Familie zu vereinbaren, z.B. indem die Arbeitszeit an die Kinderbetreuung angepasst wird. Auch ist es teilweise möglich, von zuhause aus zu arbeiten. Die Geschäftsführung des Unternehmens lebt dies selbst auch vor.

Wie machen das die Frauen in Irland, wenn sie Vollzeit arbeiten müssen, gibt es da Kinderbetreuungsstellen?

Ja. Die Kinder gehen meistens in die Betreuung, bis sie in die Schule gehen aber da alles sehr organisiert ist, funktioniert das gut. Es ist sicher oft stressig und ich denke dass es feiner ist, wenn man ein bisschen mehr Zeit für die Familie hat. Wenn man sieht, wie es hier läuft, findet man das Modell in Österreich besser, weil man mehr von den Kindern und mehr vom Leben hat. Man kann selbst die Lebensbalance halten. Aber wenn man das nicht anders kennt, dann merkt man das nicht so. Ich finde es super, dass ich momentan Teilzeit arbeiten kann und sich Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren lassen.

Haben Sie einen Rat für junge Frauen, die in einem naturwissenschaftlichen Beruf tätig sein wollen?

Generell muss man wissen, was man gut kann und man muss an sich selbst glauben. Das ist ganz wichtig, weil viele Frauen sich selbst nicht genug zutrauen, obwohl sie etwas gut können. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein und dass man einfach dranbleibt. Wenn dann Kinder und Familie dazukommen, ist es wichtig mit der Firma in Kontakt zu bleiben.....und nicht zu lange Pause zu machen, denn dann ist es schwieriger wieder Fuß zu fassen.

Sie arbeiten derzeit Teilzeit, welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht, Managementaufgaben mit beschränktem Zeitbudget wahrzunehmen?

Es geht eigentlich ganz gut, weil ich weiß was zu tun ist und ich mir das gut einteilen kann. Zum Teil arbeite ich auch im Homeoffice von zuhause aus, denn ich komme von zuhause in die notwendigen Dateisysteme und kann so viele Sachen erledigen. Wenn man sich in der Firma weiterentwickeln und mehr mitmachen möchte, muss man da einfach flexibler sein, was aber bei mir durch das Unternehmen stark unterstützt und vereinfacht wird.

Da ich zwei Kleinkinder habe, ist natürlich auch die Unterstützung von der Familie notwendig. Die Einstellung ist wichtig, dann kann man alles schaffen.

Wie kam es dazu, dass es Sie von Irland nach Tirol verschlagen hat?

Ich habe mit meiner Freundin Schiurlaub in Tirol gemacht und mein damaliger Skilehrer ist jetzt mein Mann. Weil ich eine gute Arbeitsposition in Irland hatte (Leiterin des Northen Ireland Centre for European Cooperation, Anm. der Redaktion), wollte ich diesen Job nicht gleich aufgeben. Aber es hat dann in Tirol beruflich auch gut geklappt. Deutsch musste ich fast ganz lernen, ich habe zwar ein bisschen Deutsch können, aber für die Arbeit war das zu wenig. Ich hatte das Glück, dass die CEMIT GmbH (früher KMT) jemanden gesucht hat, der mit internationalen Projekten Erfahrung hat. Am Anfang war es nicht so einfach einen guten Job im Projektmanagement Bereich zu finden. Das geht vielleicht in Wien oder München besser, aber ein Neubeginn im Ausland ist sowieso schwierig. Es gibt auch kulturelle Unterschiede. In Irland gibt es z.B. auf Lebensläufen kein Foto, was in Österreich schon so ist. Ich habe am Anfang ein bisschen Zeit gebraucht bis ich gewusst habe wie alles hier läuft. Aber jetzt fühle ich mich wohl in der Firma und ich kann mich gut weiterentwickeln.

Ich habe noch gelesen, dass Sie in Irland in einem Mentoring-Programm mitgemacht haben, bei dem Frauen gefördert wurden?

Ja, als ich in Irland als Regionalentwicklungsbeauftragte im Donegal County Council gearbeitet habe. Wir haben viele Projekte und Strategien im Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsbereich entwickelt. Das Mentoring-Programm war eines von diesen Projekten, wo Frauen aus unserer Gemeindeverwaltung einen Austausch mit Frauen aus einer Gemeinde in Nordirland gemacht haben. Unser Büro war damals in der Nähe der Grenze, das andere Büro war ca. eine halbe Stunde Autofahrt entfernt. Das hat eigentlich ganz gut funktioniert. Ich hatte Kontakt mit einer Frau, die in der Administration gearbeitet hat. Es ging darum, Entwicklungschancen in ihrem Arbeitsbereich aufzuzeigen. Ich selbst habe als Mentorin auch viel dazu gelernt, bspw. wie die Gemeinden in Nordirland aufgebaut sind und wie im Rahmen dieser Gemeinden zusammengearbeitet wird.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was vermissen Sie an Irland am meisten?

Ich vermisse am meisten meine Familie. Ein paar Sachen, die man in Irland isst, gehen mir ab, bspw. tea scones. Aber das Wetter hier ist besser als in Irland, obwohl Irland trotzdem wunderschön ist. Die Leute sind manchmal lockerer als in Österreich. Wenn z.B. ein Meeting in Österreich um 9 Uhr angesetzt ist, beginnt es um 9. In Irland kommen alle ca. um 9 Uhr, dann gibt es oft erstmals Tee und Kaffee und dann fängt das Meeting um 20 nach 9 an. Ich fliege so oft es möglich ist nach Irland. Meine Kontakte nach Irland nutze ich auch für gemeinsame berufliche Projekte. Die Irische Musik und das Tanzen vermisse ich auch.

Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Katharina Sammer (ÖGUT).